Herr Stolz, wie zufrieden sind Sie mit dem Jahresabschluss der Baloise Gruppe?

2023 hielt einige Herausforderungen für uns bereit. Wir hatten gut 200 Millionen Schweizer Franken mehr Aufwendungen für Grossschäden, als dies in einem durchschnittlichen Jahr normal ist. Dies aufgrund einer gestiegenen Anzahl von unwetterbedingten Schäden. In der Schweiz bewahrten wir so über 10’000 Kundinnen und Kunden vor schwerwiegenden finanziellen Einbussen aufgrund von Elementarereignissen. Gleichzeitig zeigt sich der Vorteil unserer Diversifikation; so konnten die Beiträge von Belgien und Deutschland gesteigert werden. In puncto finanzielles Ergebnis freue ich mich, dass wir ein Geschäftsjahr mit gutem Wachstum im Nichtlebengeschäft erzielt haben und verlässliche Margen sowie eine starke Kapitalisierung zeigen. Zudem haben wir für 2023 erneut eine verbesserte Barmittelgenerierung von 493 Millionen Schweizer Franken erzielt. Damit sind wir gut auf Kurs, unsere strategische Ambition – von 2022 bis 2025 zwei Milliarden Schweizer Franken an Barmitteln zu generieren – zu erfüllen. Ausserdem setzen wir unsere attraktive und verlässlichen Dividendenpolitik fort und der Verwaltungsrat beantragt eine Erhöhung der Dividende um 0.30 Schweizer Franken auf 7.70 Schweizer Franken pro Aktie.

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Wo und wie will Baloise in den nächsten Jahren Akzente setzen?

Wir werden uns in den kommenden Jahren auf unser Kerngeschäft konzentrieren. Durch eine klare Ausrichtung auf Wachstum, operative Exzellenz und einen kundenzentrierten Ansatz streben wir danach, unseren langfristigen Erfolg zu sichern und den Wert für unsere Investoren, Partner, Kunden und Mitarbeitenden zu maximieren.

Im Zentrum steht dabei das Thema Effizienzsteigerung. Angesichts eines sich verändernden Umfelds und der Notwendigkeit, uns bestmöglich für die Zukunft zu positionieren, legen wir verstärkt den Fokus auf die Verbesserung unserer operativen Prozesse, also die Optimierung von Abläufen und die Einführung neuer Technologien.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Wachstum, insbesondere im Nichtlebenbereich. Wir werden gezielt in Produkte und Dienstleistungen investieren, die unsere Position in diesem Marktsegment stärken und es uns ermöglichen, neue Kundinnen und Kunden zu gewinnen und bestehende Kundenbeziehungen zu vertiefen. Als Dienstleister an der Schnittstelle zu Kundinnen und Kunden streben wir danach, unsere Services als aussergewöhnlich gut wahrnehmbar zu machen. 

Diese Schwerpunkte werden wir im Rahmen unseres nächsten Investorenupdates am 12. September 2024, bei dem wir die Inhalte unserer kommenden Strategiephase vorstellen, vertiefen.

Baloise hat kommuniziert, die Weichen ihrer Unternehmensstrategie neu stellen zu wollen – insbesondere im Innovationsbereich. Wie investiert Ihr Unternehmen künftig in Innovation, um wettbewerbsfähig zu bleiben?

Innovation hat bei Baloise in der Vergangenheit eine grosse Rolle gespielt und das wird sie auch weiterhin, jedoch mit einem klaren Fokus auf unser Kerngeschäft.

Seit 2017 haben wir vor allem in den Ausbau unserer Ökosysteme in den Bereichen «Heim» und «Mobilität» investiert. Aufgrund der veränderten makroökonomischen Bedingungen haben wir uns dazu entschieden, die Ökosystemstrategie nicht weiter zu verfolgen und Neuinvestitionen in diese Geschäftsfelder zu stoppen. Stattdessen konzentrieren wir uns darauf, die Initiativen aus den beiden Ökosystemen – wo sinnvoll – näher an unser Kerngeschäft heranzubringen und uns auf Profitabilität zu konzentrieren.

Welche Rolle spielen dabei neue Technologien und allem voran das Thema Künstliche Intelligenz (KI)? In welchen Bereichen nutzt Baloise bereits KI und wo ist der Einsatz von KI künftig denkbar?

Neue Technologien, insbesondere KI, bieten uns als Baloise vielfältige Chancen und spielen bei uns bereits in verschiedenen Bereichen eine grosse Rolle. Im Kundenservice am Standort Schweiz setzen wir beispielsweise einen Sprachassistenten ein, um lange Wartezeiten zu vermeiden und den telefonischen Kundendialog zu optimieren. Für die Betrugsbekämpfung automatisieren wir die Identifizierung von Betrugsindikatoren, um Verdachtsfälle gezielt zu überprüfen. Des Weiteren haben wir im vergangenen Jahr im Bereich der Schadenbearbeitung das Rapid Damage Cockpit (RDC) lanciert. Die Applikation visualisiert alle versicherten Gebäude- und Haushaltrisikolagen aus unserem Privatkundengeschäft auf einer interaktiven Karte. Mit dieser Karte kann im Fall eines Elementarereignisses schnell ermittelt werden, welche Risikolagen beziehungsweise Kundinnen und Kunden potenziell betroffen sind. Entsprechend kann die Einsatzplanung von Schadeninspektorinnen und -inspektoren vorgenommen werden. Ausserdem hilft die Karte bei allen lokalisierten Ereignissen, die Kundinnen und Kunden frühzeitig via E-Mail oder SMS mit einem Formular anzuschreiben, damit sie den möglichen Schaden einfach und schnell melden können. Die Applikation verwendet Geocodierung als Teilbereich der KI. 

Langfristig birgt KI sicherlich auch hinsichtlich der Automatisierung von Prozessen wie Versicherungsanträgen, Schadensabwicklungen und Erstellung von Policen grosses Potenzial. Dies führt zu gesteigerter Effizienz und schnelleren Servicezeiten. Weiter sehen wir Möglichkeiten zur Personalisierung von Angeboten durch die Analyse grosser Datenmengen, um individuell zugeschnittene Produkte und Tarife für Kundinnen und Kunden zu entwickeln. Darüber hinaus können wir durch die frühzeitige Identifizierung von Risikofaktoren und die Ausgabe von Warnungen Schäden präventiv verhindern oder minimieren.

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Karin Bosshard, Chefredaktorin von HZ Insurance, und ihr Versicherungsexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die nationale und internationale Versicherungswelt bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt kostenlos zum Newsupdate für Insurance-Professionals anmelden.
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