Rund sechs Milliarden Dollar fordern die Investoren für ihre Verluste mit Hedgefonds, die die Vermögensverwaltungs-Tochter Allianz Global Investors aufgelegt hatte. Der Rechtsstreit hat sogar das US-Justizministerium auf den Plan gerufen, was Schlimmes befürchten lässt. "Dieses Event wird Spuren hinterlassen, aber die Allianz nicht von ihrem Weg abbringen", sagte Bäte. Operativ ist Europas grösster Versicherer trotz der Unwetterserien in und um Deutschland auf Rekordkurs.

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900 Millionen Euro muss die Allianz für die Folgen der Flut-Katastrophe im Rheinland, der Eifel und angrenzenden Regionen an die Kunden zahlen. Mehr als die Hälfte davon kann sie an die Rückversicherer abwälzen, 400 Millionen davon bleiben bei ihr selbst hängen, wie Finanzchef Giulio Terzariol sagte. Schon im zweiten Quartal hatten Hagel und Stürme mit 600 Millionen Euro zu Buche geschlagen. Doch das steckt die Allianz locker weg: Das operative Ergebnis werde zum Jahresende wohl zwischen zwölf und 13 Milliarden Euro liegen, in der oberen Hälfte der bisherigen Zielspanne und über dem Bestwert von 11,9 Milliarden Euro aus dem Jahr 2019. Im Corona-Jahr 2020 war der Betriebsgewinn auf 10,8 Milliarden geschrumpft.

Mögliche Rückstellungen für die Milliardenrisiken in den USA würden daran nichts ändern - sie schlagen sich erst im Nettogewinn nieder. Bisher hat die Allianz aber nichts dafür reserviert - zu unwägbar ist der Schaden. Doch das ist nur eine Frage der Zeit. Gegen die 25 bisher eingereichten Klagen will sich die Allianz zivilrechtlich zur Wehr setzen. Die riskanten "Structured Alpha"-Hedgefonds, in die unter anderen Pensionsfonds für Lehrer und den öffentlichen Nahverkehr in New York investierten, hatten Verluste erlitten, als die Märkte im ersten Corona-Schock in die Knie gingen. In ihnen steckten rund acht Milliarden Dollar. Die Kläger werfen den Fondsmanagern vor, von ihrer Strategie abgewichen zu sein. Was die Wertpapieraufsicht SEC und das US-Justizministerium davon halten, ist noch unklar. Es gehe darum, die Angelegenheit "so zeitnah und konsequent wie möglich aus der Welt zu kriegen", sagte Bäte auf die Frage nach einem möglichen Vergleich.

Nachdem die Allianz-Aktie zu Wochenbeginn eingebrochen war, nahm Bäte die Quartalszahlen zum Anlass, sich ausserplanmässig selbst vor den Journalisten zu Wort zu melden. Sonst überlässt er dabei seinem Finanzvorstand das Feld. Allianz Global Investors, die eher für risikoarme Publikumsfonds bekannt ist, habe schon vor der Corona-Krise begonnen, ihre Fondspalette zu durchforsten und einige Investmentstrategien aufzugeben, sagte Bäte. Hedgefonds seien ein extremer Sonderfall und überhaupt nicht repräsentativ für Allianz Global Investors. "Wir werden das zum Anlass nehmen, nochmal alles gegen den Strich zu bürsten", kündigte er an.

Aktienrückkauf besänftigt Aktionäre

Die Allianz-Aktionäre liessen sich von den Quartalszahlen etwas besänftigen; die Anteilsscheine legten letzten Freitag drei Prozent zu. Denn der Versicherer legte einen Gewinnsprung hin, nachdem die Belastungen der Corona-Pandemie wegfielen. Von April bis Juni erwirtschaftete die Allianz ein operatives Ergebnis von 3,3 Milliarden Euro, das 29 Prozent höher ausfiel als ein Jahr zuvor und die Analystenerwartungen bei weitem übertraf. Der Nettogewinn stieg sogar um 46 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro.

Ein Zeichen wachsender Zuversicht setzt die Allianz mit der Wiederaufnahme der Aktienrückkäufe. Im April 2020 hatte sie sie auf Druck der Finanzaufsicht BaFin gestoppt, die die Versicherer angehalten hatte, in der Krise besser das Geld zusammenzuhalten. Nun gaben die Aufseher wieder grünes Licht. Bis Ende des Jahres will die Allianz zunächst eigene Aktien für 750 Millionen Euro kaufen und damit den Rest des Rückkaufprogramms nachholen, das sie auf halbem Weg abgebrochen hatte. Bäte bekräftigte auch das Versprechen, dass die Dividende mindestens stabil bleiben soll, unabhängig von den Folgen der Hedgefonds-Affäre für den Gewinn.

Die Anleger bei den Vermögensverwaltern Pimco und Allianz Global Investors liessen sich von den Schlagzeilen nicht stören: Sie steckten von April bis Juni netto 26 Milliarden Euro in die Fonds. Alle drei Sparten steigerten den Gewinn. Der Umsatz, die Summe aus Versicherungsprämien und Fondsgebühren, stieg um elf Prozent auf 34,3 Milliarden Euro. Umsatztreiber war im Quartal die Leben- und Kranken-Sparte, die mehr fondsgebundene Policen verkaufte. In der Sachversicherung lobte Terzariol den "Fokus auf Zeichnungsdisziplin und Produktivität". Die Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich auf 93,3 (Vorjahr: 95,5) Prozent. Die Industriesparte AGCS kehrte mit Hilfe von Preiserhöhungen in die Gewinnzone zurück. (reuters/hzi/kbo)