Die Allianz hält nach dem besten zweiten Quartal ihrer Geschichte trotz der Börsenturbulenzen Kurs auf ihre Jahresziele. Die Preiserhöhungen trieben den operativen Gewinn der Allianz in den drei Monaten von April bis Juni um fünf Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Die Münchner setzen in ihrer Sachversicherung Preiserhöhungen durch und erzielen im Neugeschäft der Lebensversicherung eine aussergewöhnlich hohe Marge. Wertberichtigungen drückten aber den Nettogewinn.
Das sei das beste zweite Quartal für den Versicherer überhaupt gewesen, sagte Finanzvorstand Giulio Terzariol. Trotzdem will er die Erwartungen für das Gesamtjahr noch nicht nach oben schrauben: «Wir haben ungewöhnlich viel Unsicherheit: Es sind Kriegszeiten», sagte er. Grundsätzlich peile die Allianz aber immer die oberen Hälfte ihrer Gewinnprognose an, die für 2022 weiterhin zwischen 12,4 und 14,4 Milliarden Euro liegt.
«Solide finanzielle Performance»
Mit einem stabilen operativen Gewinn von 6,7 Milliarden Euro sieht sich der Versicherungskonzern nach sechs Monaten auf Kurs. Einen operativen Gewinn über den 13,4 Milliarden Euro von 2021 halten auch die Analysten der Credit Suisse weiter für möglich. Allianz-Chef Oliver Bäte sprach von einer «soliden finanziellen Performance». Man sei «gut positioniert, um die Auswirkungen der hohen Inflation und des wirtschaftlichen Drucks, der besonders in Europa zu spüren ist, zu bewältigen». Die Allianz-Aktie gab am Freitag knapp zwei Prozent auf 176 Euro nach.
Unter dem Strich macht sich der milliardenteure Skandal um Verluste von US-Anlegern mit Allianz-Hedgefonds noch bemerkbar. Nach einer Rückstellung von 1,6 Milliarden Euro nach Steuern im ersten Quartal halbierte sich der Nettogewinn im ersten Halbjahr nach Anteilen Dritter auf 2,27 (2021: 4,79) Milliarden Euro. Im Zuge eines Vergleichs mit den US-Behörden musste die Allianz das US-Geschäft ihrer Vermögensverwaltungs-Tochter Allianz Global Investors (AllianzGI) an den Konkurrenten Voya abgeben. Rund 200 Mitarbeiter verlieren damit ihre Jobs, 140 Millionen Euro hat die Allianz dafür reserviert.
Terzariol glaubt aber nicht, dass der Hedgefonds-Skandal am Image der Allianz in den USA nagt: Allenfalls eine Milliarde Euro an Mittelabflüssen aus Fonds von AllianzGI seien damit in Verbindung zu bringen. Die steigenden Zinsen - vor allem in den USA - spielten eine viel wichtigere Rolle. 34 Milliarden Euro zogen die Anleger beim Anleihefonds-Spezialisten Pimco und bei AllianzGI in den drei Monaten ab. Beide zusammen verwalten für Kunden ausserhalb des Konzerns 1,77 Billionen Euro. Die Verluste an den Märkten knabberten auch an den Erfolgs-Provisionen und damit am Quartalsgewinn. Terzariol setzt darauf, dass sich der Trend bald umkehrt: «Sobald die Angst vor weiteren Zinserhöhungen weicht, fliessen die Gelder zurück.» Im Juli habe sich das ansatzweise schon gezeigt.
Preise im Schnitt um 5,8 Prozent angehoben
Der Umsatz der Allianz - die Summe aus Beitragseinnahmen und Fondsgebühren - stieg im zweiten Quartal um acht Prozent auf 37,1 Milliarden Euro. Am besten lief es in der Schaden- und Unfall-Sparte, die 16 Prozent mehr Beitragseinnahmen verbuchte und den operativen Gewinn auf 1,6 (2021: 1,4) Milliarden Euro erhöhte. Die Allianz habe die Preise im Schnitt um 5,8 Prozent angehoben. Terzariol rechtfertigte die Prämienerhöhungen mit der Inflation, die sich etwa in den Werkstattkosten niederschlugen. «Wir werden beschleunigte Preiserhöhungen haben, teilweise mit zweistelligen Zuwachsraten», warnte er. (reuters/hzi/mig)