Wie hat sich Ihre Asset Allocation in den letzten zwölf Monaten angesichts der gestiegenen Zinsen und der geopolitischen Spannungen verändert, und welche Anlageklassen gewinnen aktuell an Bedeutung?
Unsere Anlagestrategie zielt darauf ab, unsere Ziele unabhängig von kurzfristigen Marktentwicklungen zu erreichen. Folglich haben wir nur geringfügige Anpassungen vorgenommen, um auf die gestiegenen Zinsen und geopolitischen Spannungen zu reagieren. Wir beobachten die Marktentwicklungen jedoch sehr genau, um bei Bedarf flexibel agieren zu können und weiterhin stabile und nachhaltige Erträge für unsere Kunden zu erzielen.
Sarah Affolter, Chief Investment Officer der Allianz Suisse.
Welche Rolle spielen nachhaltige Investments in Ihrer Anlagestrategie, und wie messen Sie konkret deren Impact auf Portfolio- und Einzeltitelebene?
Nachhaltige Investments spielen bei der Allianz Suisse eine zentrale Rolle. Wir legen grossen Wert darauf, ökologische, soziale und Governance-Kriterien (ESG) in unsere Anlagestrategie zu integrieren. ESG-Faktoren werden systematisch in den Investmentprozess eingebunden. Zur Messung der Auswirkungen auf Portfolio- und Einzeltitelebene setzt die Allianz Suisse auf verschiedene Ansätze und Werkzeuge. Ein wichtiger Bestandteil ist die Nutzung von ESG-Ratings und -Scores. Diese Bewertungen stammen von spezialisierten Anbietern und werden durch eigene Analysen ergänzt. Sie ermöglichen es der Allianz Suisse, die ESG-Performance einzelner Unternehmen sowie des Portfolios zu bewerten.
Ein weiteres zentrales Instrument ist die regelmässige Berechnung des CO₂-Fussabdrucks. Wir messen diesen konsequent und haben verbindliche Ziele zur Reduktion. Bei unseren Immobilien, welche wir direkt halten, engagieren wir uns intensiv, indem wir ihren CO₂-Fussabdruck und ihre Energieeffizienz durch gezielte Sanierungen verbessern. Mit diesen Ansätzen unterstreicht die Allianz Suisse ihr Engagement für nachhaltige Investments und zeigt auf, wie wichtig die Integration von ESG-Kriterien in der heutigen Finanzwelt ist.
Wie gehen Sie mit dem Spannungsfeld zwischen attraktiven Renditen und den regulatorischen Anforderungen, insbesondere Solvency II, um? Welche Anlageklassen sind davon besonders betroffen?
Die Allianz Suisse steht vor der Herausforderung, attraktive Renditen zu erzielen und gleichzeitig den strengen regulatorischen Anforderungen, insbesondere dem SST (Swiss Solvency Test), gerecht zu werden. Um dieses Spannungsfeld zu bewältigen, verfolgt die Allianz Suisse einen ausgewogenen Ansatz. Dies beinhaltet die Absicherung unserer Verbindlichkeiten sowie eine sorgfältige Diversifikation des Portfolios, um Risiken zu streuen und gleichzeitig Chancen auf attraktive Renditen zu nutzen.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf Anlageklassen, die sowohl den Renditeanforderungen als auch den regulatorischen Vorgaben gerecht werden. Dazu gehören unter anderem Anleihen und Immobilien. Über Immobilien können wir langfristig stabile Erträge generieren, und sie bieten eine gewisse Inflationsabsicherung. Bei Immobilien setzen wir jedoch sehr bewusst auf Objekte mit begrenztem Risiko und stabilen Erträgen, schwergewichtig auf Wohnimmobilien an zentralen Lagen, dies ausschliesslich in der Schweiz.
Inwiefern setzen Sie bereits KI-Technologien im Assetmanagement ein, und welche Bereiche profitieren davon am meisten?
Die Allianz Suisse beobachtet die Entwicklungen in diesem Bereich. Wir sehen hier ein gewisses Potenzial und haben auch erste Nutzungen in gewissen Bereichen, wo KI als Unterstützung sehr hilfreich sein kann.
Wie hoch ist der Anteil alternativer Anlagen in Ihrem Portfolio, und wie planen Sie diesen in den nächsten Jahren zu entwickeln?
Der Anteil alternativer Anlagen im Portfolio der Allianz Suisse ist derzeit überschaubar. Dennoch beobachten wir die Marktentwicklungen in diesen Bereichen sehr genau und analysieren kontinuierlich die Chancen, die sich bieten. Wir setzen auf eine sorgfältige Auswahl und Bewertung, um stabile und nachhaltige Erträge zu gewährleisten.
Dieses Interview wurde schriftlich geführt.