Wie hat sich Ihre Asset-Allocation in den letzten zwölf Monaten angesichts der gestiegenen Zinsen und der geopolitischen Spannungen verändert, und welche Anlageklassen gewinnen derzeit an Bedeutung?
Unsere strategische Anlageallokation ist auf die langfristigen Verpflichtungen einer Versicherung abgestimmt und stark diversifiziert. Geopolitische Veränderungen und Marktveränderungen verfolgen wir stetig und passen unsere Allokation bei Bedarf vorausschauend an. In den letzten zwölf Monaten hat sich die Asset Allocation nur wenig verändert, was zeigt, dass unsere Anlagestrategie ausgewogen und weitsichtig ausgelegt ist. Eine Anlageklasse, die bei der Axa an Bedeutung gewonnen hat, ist Private Debt, bei welcher wir eine attraktive risikoadjustierte Rendite sehen, und die zudem Diversifikation zu den traditionellen Anlagen bringt.
Daniel Gussmann, Chief Investment Officer, Axa Schweiz.
Welche Rolle spielen nachhaltige Investments in Ihrer Anlagestrategie, und wie messen Sie konkret deren Impact auf Portfolio- und Einzeltitelebene?
Nachhaltige Anlagen sind ein zentraler Bestandteil des Anlageportfolios der Axa. Wir binden ESG-Kriterien der Axa-Gruppe in unsere Anlageentscheide mit ein und tätigen keine Investitionen, die in Widerspruch mit unserem ESG-Ansatz stehen. Beispielsweise schliessen wir Unternehmen aus, die in der Tabakproduktion tätig sind, Produzenten und Händler von geächteten Waffen sowie Palmölproduzenten, die im Zusammenhang mit der Rodung von Regenwald stehen. Des Weiteren war die Axa die erste grosse Versicherung, die im 2015 den sukzessiven Ausstieg aus der Kohleindustrie bekannt gab.
Auch haben wir uns zum Ziel gesetzt, den CO2-Fussabdruck unserer eigenen Anlagen gegenüber 2019 bis 2030 um 50 Prozent zu senken, und messen den Fortschritt regelmässig. Als Mitglied der NZAOA (Net Zero Asset Owner Alliance) orientieren wir uns dabei am NZAOA-Target-Setting-Protocol. Weiter bieten Anlageklassen wie z.B. Immobilien, Infrastruktur sowie Green Bonds die Chance, gezielt einen Beitrag in der Transformation zu einer nachhaltigeren Zukunft zu leisten. Auch bei den Immobilien kann man die direkte Wirkung eines Heizungsersatzes weg von fossilen Heizsystemen hin zu erneuerbaren Energieträgern eins zu eins messen. Das heisst konkret, dass wir bei den Immobilien der Axa einen klar definierten CO2-Absenkpfad verfolgen mit dem Ziel, bis 2050 netto null zu erreichen.
Wie gehen Sie mit dem Spannungsfeld zwischen attraktiven Renditen und den regulatorischen Anforderungen (insbesondere Solvency II) um? Welche Anlageklassen sind davon besonders betroffen?
Es braucht eine ausgewogene und breit diversifizierte Anlagestrategie, die sicherstellt, dass die Renditeziele erreicht werden unter Einhaltung der regulatorischen Anforderungen. Für die Axa sind sowohl Solvency II als auch SST (Schweizer Solvenz Test) relevant. Die risikoadjustierten Renditen der Anlageklassen sind unterschiedlich attraktiv in den zwei Frameworks, daher muss mit der Anlagestrategie eine gute Balance gefunden werden. Aktien sind ein Beispiel für eine aus Renditesicht sehr attraktive Anlageklasse, die jedoch relativ wenig Gewicht hat in der Anlagestrategie der Axa, da sie viel Kapital bindet unter Solvency II und SST.
Inwiefern setzen Sie bereits KI-Technologien im Asset-Management ein, und welche Bereiche profitieren davon am meisten?
Der Einsatz von KI-Technologien wird aufgabenübergreifend angewendet. Im Asset-Management der Axa hat sich gezeigt, dass der Einsatz von KI sinnvoll ist, um Entwicklungen in einer unterstützenden Rolle schneller voranzutreiben, z.B bei Research-Analysen oder Programmierung/Simulationen, dies jedoch immer unter der Beobachtung und Beurteilung der zuständigen Fachpersonen.
Wie hoch ist der Anteil alternativer Anlagen in Ihrem Portfolio, und wie planen Sie diesen in den nächsten Jahren zu entwickeln?
Der Anteil der genannten alternativen Anlagen im Portfolio der Axa beläuft sich zurzeit auf etwa 8 Prozent. Alternative Anlagen sind bei der Axa schon sehr früh eingesetzt worden und hatten schon in der Vergangenheit eine wichtige Rolle im Portfolio. Die Vorteile der Anlageklasse liegen auch heute noch in der Diversifikation zu den traditionellen Anlagen, indem sie der Axa die Investition in Eigen- oder Fremdkapital anderer Marktsegmente und Zielgruppen ermöglicht. Die Abdeckung eines mit alternativen Anlagen umfassenderen Anlageuniversums trägt zur Stabilität des Portfolios und über das Abschöpfen einer Illiquiditätsprämie auch zur Stabilität der Erträge bei. Durch den langjährigen Einsatz dieser Anlagen konnte auch ein entsprechendes Know-how in der Axa aufgebaut werden, was nebst der Attraktivität der Anlagen eine Grundlage für den weiteren Ausbau dieses Segments der Privatmarktanlagen bei der Axa darstellt.
Dieses Interview wurde schriftlich geführt.