Wegen der Veränderungen in der Altersstruktur der Schweizer Bevölkerung wird die AHV zu einer immer grösseren Bürde für die junge Generation. Die Reform «AHV 21» würde zwar Verbesserungen bringen, stellen die Ökonomen der Grossbank UBS in einer neuen Studie fest. Gleichzeitig mahnen sie aber auch weitere Reformen der ersten Säule der Schweizer Altersvorsorge an.

Immer mehr Personen kommen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten in das Rentenalter, gleichzeitig dürfte die Anzahl der Personen im Erwerbsalter praktisch stagnieren. Das untergrabe den Mechanismus des Umlageverfahrens, heisst es in der am Donnerstag publizierten Studie des UBS-Vorsorgeforums.

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Die AHV verspreche jeder Person in der Schweiz, dass sie im restlichen Lebensverlauf mehr Leistungen aus der ersten Säule erhalte als sie einzahlen müsse, sagte UBS-Ökonomin Veronica Weisser bei der Präsentation der Studie. Gemäss den UBS-Berechnungen übersteigen die Rentenversprechen der AHV die künftigen Einnahmen laut der aktuellen Gesetzgebung um etwa 900 Milliarden Franken respektive rund 126 Prozent des Schweizer Bruttoinlandprodukts (BIP).

Erste Reform des Jahrhunderts?

Die Reform AHV 21, über die das Schweizer Stimmvolk voraussichtlich im Herbst abstimmen kann, könnte tatsächlich zur ersten echten Reform der AHV im 21. Jahrhundert werden, stellte Weisser fest: Seit 1995 sei keine bedeutende Reform der Altersvorsorge umgesetzt worden - mit Ausnahme allerdings der Staf-Vorlage, die die Themen Steuerreform und AHV-Finanzierung verknüpfte. Ein linkes Bündnis hatte das Referendum gegen AHV 21 wegen der Erhöhung des Frauenrentenalters ergriffen.

AHV 21 würde die Finanzierungssituation der ersten Säule verbessern, so die Reform angenommen würde: Mit der Erhöhung des Frauenrentenalters auf 65 Jahre und der Erhöhung der Mehrwertsteuer könnte die Vorlage die Finanzierungslücke laut den Berechnungen um rund 37 Prozentpunkte reduzieren. Dennoch bleibe eine Lücke von fast 90 Prozent des BIP.

Unschön ist für die UBS-Ökonomen bei AHV 21 zudem, dass die Kosten der Reform vor allem auf den Schultern der jüngeren Bevölkerung lasten werden. So sei vor allem die vorgesehene Mehrwertsteuererhöhung problematisch: Sie treffe vorwiegend einkommensschwache sowie junge Haushalte, welche die erhöhten Abgaben noch über eine lange Zeit bezahlen müssen.

Aus Sicht der UBS-Experten sind deshalb weitere Reformen unvermeidlich. Dabei sollten auch die älteren Generationen ihren Beitrag leisten. Mögliche Massnahmen, mit denen sich die rentennahen Jahrgänge und die Pensionierten an der Sanierung beteiligen könnten, umfassten etwa eine Verkürzung der Rentenbezugszeit, wie auch eine Reduktion der Renten oder eine temporäre Dämpfung der Rentenanstiege.

Weitere Kosten

Die Diskussion um die AHV-Finanzierung lasse zudem ausser Acht, dass die Kosten einer alternden Gesellschaft nicht nur die Altersvorsorge sondern auch Gesundheits- und Pflegekosten sowie Ergänzungsleistungen umfassen. Zusätzlich zur AHV kämen damit noch implizite Schulden von gut 175 Prozent des Bruttoinlandprodukts dazu.

Das lässt auch die Schweizer Schuldensituation, die mit 26 Prozent des BIP (2019) im internationalen Vergleich vorbildlich erscheint, deutlich schlechter dastehen. Rechne man die implizite Staatsschuld von über 300 Prozent hinzu, so belaufe sich die tatsächliche Schuldenquote der Schweiz auf fast 330 Prozent des BIP, so die UBS-Ökonomen. (awp/hzi/mig)