Privatmarktanlagen und insbesondere Sachwertanlagen haben ein potenziell attraktives Risiko-Rendite-Profil. In absoluten Zahlen bieten sie derzeit ansprechende Renditen von 5 bis 12 Prozent. Das gilt umso mehr angesichts des aktuellen Zinsumfelds. Zugleich können Sachwertanlagen stabile und regelmässige Cashflows generieren und somit verlässliche Einnahmequellen für Anleger darstellen. Strategien, die eine Ausschüttung auf langfristiger Basis bieten, können zudem eine gute Wahl für Anleger sein, die wiederkehrende Auszahlungen benötigen.
Karen Azoulay ist Head of Real Assets bei BNP Paribas Asset Management.
Darüber hinaus kann diese Anlageklasse zur Diversifizierung, zur Absicherung gegen Inflationseffekte und zur Stabilität in Krisenzeiten beitragen, die von Problemen wie dem Inflationsschub der jüngeren Vergangenheit, geopolitischen Unruhen und der Energiekrise geprägt sind. Sachwertportfolios haben sich als widerstandsfähig erwiesen, da die Umsätze der Portfoliounternehmen in der Regel an die Inflation gekoppelt sind, wohingegen keine erhebliche Korrelation zwischen den Erträgen und den traditionellen Anlageklassen am Kreditmarkt oder dem Konjunkturzyklus besteht.
Private Anleger ersetzen öffentliche Geldgeber
Infrastrukturinvestitionen beruhten in der Vergangenheit vor allem auf regulierten Tarifen oder vertraglichen Rahmenbedingungen unter Einbindung öffentlicher Körperschaften zur Finanzierung grosser materieller Anlagen. Mittlerweile besteht in diesem Bereich jedoch mehr Spielraum für die Beteiligung des Privatsektors.
Da Staaten heutzutage weniger öffentliche Mittel in die Infrastruktur investieren können, bietet sich hier eine Gelegenheit für den Einsatz privaten Kapitals. Institutionelle Anleger wie Pensionskassen können dabei eine Schlüsselrolle spielen: Durch Investitionen in nachhaltige Vermögenswerte können sie nicht nur Ansprüche im Bereich der Nachhaltigkeit erfüllen, sondern auch von der Verbindung zwischen Nachhaltigkeit und langfristiger Wertentwicklung profitieren.
Nachhaltige Investitionen gehen nicht zulasten der Rendite
Die Haltung der Pensionsfonds zu diesem Thema hat sich geändert, denn sie verstehen den beschriebenen Zusammenhang mittlerweile und erkennen, dass nachhaltige Investitionen nicht zulasten der Rendite gehen. Man mag dagegenhalten, dass Investitionen schwieriger zu realisieren sind, wenn sie strengen ESG-Richtlinien und -Restriktionen unterliegen; doch in der Praxis lässt sich diese Annahme nicht erhärten.
Trends bei Sachwertanlagen
Der Trend zur Energiewende und zur digitalen Infrastruktur ist allgegenwärtig. Da erneuerbare Energien inzwischen wettbewerbsfähig sind, besteht weniger Bedarf an Subventionen. Infolgedessen drängen immer mehr Akteure in diesen Bereich. Diese Marktentwicklungen werden von Investoren sehr genau analysiert.
Darüber hinaus entstehen neue Themen rund um die Energiewende. Hier sind etwa Wasserstoff, Batteriespeicher und Biogas zu nennen. Interessante Chancen ergeben sich im Bereich der umweltfreundlichen Mobilität wie der Elektrifizierung des Schienenverkehrs in Europa und des Ausbaus von Ladeplattformen für Elektrofahrzeuge.
Ein weiterer Schwerpunkt stellt der Bereich der digitalen Infrastruktur dar. So wird etwa der Ausbau der Glasfasernetze, die inzwischen in ganz Europa weitgehend verfügbar sind, derzeit durch neue Emissionen refinanziert. Zudem werden Investitionen in grüne und energieeffiziente Rechenzentren und Digitalfunkmasten getätigt.
Im letztgenannten Bereich kam es zu zahlreichen Fusionen, Übernahmen und Refinanzierungen, die den rückläufigen Transaktionsvolumen einen Schub gaben. Das betreffende Segment hat sich als recht robust erwiesen und verzeichnet weiterhin eine beträchtliche Anzahl von Transaktionen.
Vielversprechender Marktausblick
Infrastruktur ist bei den Privatmarkt- und Sachwertanlagen der am zweitschnellsten wachsende Bereich mit Blick auf das verwaltete Vermögen von Privatanlegern und institutionellen Anlegern. Der Datenanbieter Preqin prognostiziert ein durchschnittliches jährliches Wachstum von mehr als 13 Prozent bis 2027.
Besonders hoch ist die Zahl der anstehenden Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien. In Anbetracht des Bedarfs an Sendemasten und Datenzentren werden wahrscheinlich mehr Transaktionen im digitalen Bereich (konkret in der Telekommunikationsbranche) stattfinden.
Europäische Infrastrukturanleihen können eine robuste Lösung für Anleger darstellen, die stabile langfristige Erträge aus einer breit gefächerten und vielfältigen Anlageklasse anstreben. Sie haben sich in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie ebenso bewährt wie in anderen Phasen des Konjunkturzyklus. Dies liegt hauptsächlich daran, dass Infrastruktur Dienstleistungen anbietet, die unabhängig von der Wirtschaftslage auf eine breite Nachfrage treffen.
Zugleich bestehen ein anhaltender Bedarf an Infrastrukturinvestitionen und ein grosses Interesse unter Anlegern an einer stabilen Anlageklasse mit attraktiven Renditen. Vor diesem Hintergrund ist der Ausblick für Infrastrukturanleihen überaus vielversprechend.
Dieser Beitrag ist Teil des am 24. Oktober 2024 erschienenen HZ-Insurance-Print-Specials «Finanzplanung/Vorsorge».