«Märkte tendieren zu Überreaktionen»: Chris Iggo, Chef-Anleger des Vermögensverwalters Axa Investment Managers, kennt das Phänomen. Aktuell wirkt der Schock der Covid-19-Pandemie noch nach und wird auch 2022 ein Thema bleiben, ist er überzeugt.

Holpriger Start ins neue Jahr

Unsichere Aussichten auf Wachstum und höhere Anleiherenditen haben für einen holprigen Start der Aktienmärkte ins neue Jahr gesorgt. Ob und wie Anleger 2022 investieren sollten, liegt auch an der Einschätzung der Marktteilnehmer, wann der Zinszyklus richtig eingepreist ist. Somit erscheint der Weg zu neuen Höhen anspruchsvoll. 

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Kurzfristig gilt es, die Inflations- und Corona-Zahlen im Auge zu behalten und mit volatileren Märkten zu rechnen, meinen die Experten von Axa Investment Managers. Bei den Wirtschafts- und Marktaussichten gebe es mehrere Unsicherheitsfaktoren, die für Pensionsfonds von Bedeutung sind. Der wichtigste davon betrifft die Zinssätze und die Frage, ob die Weltwirtschaft stark genug ist, um weitere potenzielle Covid-19-bedingte Störungen zu bewältigen.

Omikron – der Anfang vom Ende?

Auch wenn bereits im Februar mit einer «starken Erholung» der Märkte gerechnet wird, warnt Chris Iggo davor, die derzeit rasante Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus zu unterschätzen. «Wir befinden uns mitten in der vierten Pandemiewelle. Die Zahl der Krankenhauseinweisungen und Todesfälle ist zwar dank den Impfungen niedriger ist als bei früheren Wellen, doch kommt es immer noch zu Störungen», sagt er und ist überzeugt: «Dies wird kurzfristig einige Risiken für das Wachstum mit sich bringen.» Entsprechend gering sei das Vertrauen in die Zinsentwicklung. 

Umschichtung von Vermögenswerten

Unklar ist aktuell, ob die heutige Inflation nur ein flüchtiges Phänomen ist oder sie sich länger hält. Letzteres scheint nun wahrscheinlicher zu sein, meinen die Experten von Axa Investment Managers. Für 2022 erwarten sie daher eine straffere Geldpolitik. Entsprechende Botschaften gebe es bereits von mehreren Zentralbanken wie der Federal Reserve, der Europäischen Zentralbank und der Bank of England. Chris Iggo: «Der Zeitpunkt der Zinserhöhungen in den USA und in der Euro-Zone ist noch etwas ungewiss, aber es wird immer deutlicher, dass zumindest in den USA die erste Zinserhöhung früher kommen wird, als noch vor einigen Monaten angenommen.»

Erwartet wird, dass im laufenden Jahr weder die Weltwirtschaft noch die Finanzmärkte dieselbe Art von Stützungsmassnahmen erhalten wie 2021. Daher gilt es als unwahrscheinlich, dass sich die fulminanten Renditen der globalen Aktienmärkte der vergangenen beiden Jahre wiederholen werden. 

Gewinne sichern

Die Rentensysteme haben in ihren Wachstumsportfolios von diesen starken Marktrenditen profitiert. In vielen Ländern hat dies zu einer Verbesserung der Finanzierungsquoten geführt. Zu Beginn des Jahres 2022 sollten die Vermögensverwalter daher darüber nachdenken, diese Gewinne zu sichern, so Chris Iggo. Sein Fazit: «Die wichtigsten Aussichten für dieses Jahr sind höhere reale und nominale Anleiherenditen, die den Übergang zu einem strafferen globalen geldpolitischen Kurs und höhere Inflationserwartungen widerspiegeln.»

Höhere – und nicht niedrigere – Anleiherenditen dürften für viele Vermögensverwalter eine gute Nachricht sein. Eine gewisse Umschichtung von Aktien in höher verzinste Anleihen sehen die Experten von Axa Investment Managers als einen möglichen Trend für 2022, insbesondere bei reiferen und gut finanzierten Systemen.

Zukunftstrend Dekarbonisierung

Längerfristig schätzen die Experten, dass Megatrends wie die Dekarbonisierung, die Digitalisierung und Nachhaltigkeitsthemen in vielen Branchen zu Umwälzungen führen und langfristige Wachstumschancen an den Aktienmärkten schaffen.

Am dringlichsten ist aus Sicht von Chris Iggo die Notwendigkeit, die Weltwirtschaft zu dekarbonisieren. Er betont: «Pensionsfonds müssen eine Rolle dabei spielen, wie das Kapital zugewiesen wird und wie sie mit ihren Vermögensverwaltern und den Unternehmen, in die sie investieren, zusammenarbeiten.» 

«Grüne» Anleihen bieten nach seiner Einschätzung die Attraktivität des Risikoprofils von festverzinslichen Wertpapieren mit der Möglichkeit, den Wandel zu finanzieren. Und sie werden als Anlage in Pensionsfonds aller Art auf der ganzen Welt voraussichtlich weiterhin schnell wachsen. (hzi/mig)