Der Versicherungsbroker Aon hat mit einer Umfrage zum globalen Risikomanagement 2023 Top-Risiken für Unternehmen identifiziert. Dazu befragt wurden knapp 3’000 Entscheidungsträger aus 61 Ländern und Regionen.

Cyberangriffe und Datenschutzverletzungen bleiben international in der diesjährigen Global Risk Management-Umfrage das Top-Risiko. In Nordamerika und Europa sowie im asiatisch-pazifischen Raum erreichte dieses Thema den ersten Platz. 

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Damit verbunden wird deutlich, dass Unternehmen gegenüber Cyberrisiken den höchsten Grad an «Risk Readiness» aufweisen; das heisst, Entscheidungsträger sind bereits stark auf das Thema sensibilisiert und entsprechend vorbereitet.  Dementsprechend gehen diese Risiken mit einem der niedrigsten ausgewiesenen Einkommensverluste einher und weisen zugleich die prozentual höchsten Anteile an Massnahmen zur Risikominderung im Vergleich zu den zehn grössten globalen Risiken auf. 

Die Betriebsunterbrechung bleibt seit der Aon-Umfrage 2021 das zweithäufigste Risiko auf globaler Ebene (Europa: Platz 3). Dies spiegele die Tatsache wider, dass Ereignisse wie Betriebsunterbrechungen zunehmen und mehrere Branchen und Unternehmen gleichzeitig betreffen können, heisst es dazu in einer Mitteilung von Aon.

«Die Welt ist unbeständiger geworden. Dies zeige sich in einer Reihe von tiefgreifenden Veränderungen in den Bereichen Handel, Technologie, Klima und Humankapital, welche den Unternehmensleiter die zunehmende Verflechtung von unterschiedlichen Risiken vor Augen geführt haben» kommentiert Greg Case, CEO von Aon, die Ergebnisse.

Überraschenderweise fehlen die Risiken Klima (Platz 17) und künstliche Intelligenz (Platz 49) in der globalen Top-10-Rangliste. Dies lasse auf ein mangelndes Bewusstsein für die potenziellen Auswirkungen dieser Themen auf das Risikoprofil von Unternehmen schliessen, heisst es dazu in einer Mitteilung von Aon. Zu den unmittelbareren klimabedingten Risiken gehören Sachschäden, Auswirkungen von Unwettern und Naturkatastrophen sowie die Folgen klimabezogener regulatorischer Änderungen und Compliance-Verpflichtungen für Unternehmen.

«Es ist beunruhigend zu sehen, dass Klimarisiken in der Einschätzung von Führungskräften nicht oder nur knapp zu den Top-Herausforderungen gezählt werden – Risiken, die dringend angegangen werden müssen, aber fast unbeachtet bleiben», sagt Pierre Brunel, CEO Schweiz bei Aon. «Das Klima ist kein neu entstandenes, sondern ein dringliches Risiko, welches für Unternehmen aller Grössenordnungen immer grössere Auswirkungen hat. Was Führungskräfte jetzt brauchen, sind Erkenntnisse aus fortschrittlicher Analytik und Modellierung sowie innovative parametrische Lösungen, die ihnen dabei helfen, schon heute bessere Entscheidungen für morgen zu treffen.»

Da Konflikte, geopolitische Veränderungen und makroökonomische Bedingungen weiterhin weitreichende Auswirkungen haben bzw. haben werden, stuften die befragten Entscheidungsträger auch das Risiko von Lieferketten- und Vertriebsausfällen auf den höchsten Stand seit 14 Jahren ein (Platz 6). Im europäischen Ranking rangiert dieses Risiko auf Platz 7. 

Laut der jüngsten Umfrage haben jedoch weniger als 40 Prozent der Unternehmen eine Bewertung der Widerstandsfähigkeit ihrer Lieferanten durchgeführt und weniger als 20 Prozent haben ihre Lieferantenbasis diversifiziert, um das Risiko von Lieferketten- oder Vertriebsausfällen zu mindern. Die unzureichenden Bemühungen zur Risikominderung scheinen also eng mit dem Anstieg der wahrgenommenen Risiken in der Lieferkette und im Vertrieb zusammenzuhängen.


Top-10-Risiken Global

  • Cyber-Risiken
  • Betriebsunterbrechung
  • Konjunkturabschwächung/langsame Erholung
  • Versagen bei der Gewinnung von Spitzenkräften
  • Regularien/Gesetzgebungsänderungen
  • Ausfall der (Zu-)Lieferketten oder Vertriebswege
  • Rohstoffpreisrisiko/Materialknappheit
  • Schädigung des Rufs/der Marke
  • Versagen bei Innovationen/Erfüllung von Kundenbedürfnissen
  • Zunehmender Wettbewerb

Top-10-Risiken Europa

  • Cyber-Risiken
  • Rohstoffpreisrisiko/Materialknappheit
  • Betriebsunterbrechung
  • Konjunkturabschwächung/langsame Erholung
  • Versagen bei der Gewinnung von Spitzenkräften
  • Regularien/Gesetzgebungsänderungen
  • Ausfall der (Zu-)Lieferketten oder Vertriebswege
  • Schädigung des Rufs/der Marke
  • Versagen bei Innovationen/Erfüllung von Kundenbedürfnissen
  • Mangel an Arbeitskräften


Zusammenfassend ist laut Aon herauszustellen, dass nur zwei der fünf grössten Risiken versicherbar sind; ähnlich sieht es in den Top 10-Risiken aus: Hier zeigt sich die Hälfte der genannten Risiken als derzeit nicht versicherbar.

Der Global Risk Management Survey von Aon wird seit 2007 alle zwei Jahre durchgeführt und liefert Daten und Erkenntnisse, die eine bessere Entscheidungsfindung in Bezug auf Risiken in einem zunehmend volatilen und komplexen Geschäftsumfeld ermöglichen sollen. (pm/hzi/mig)