Herr Veress, der Gender-Pension-Gap ist leider eine Realität. Welche Ursachen sehen Sie für diesen Gap? 

Die grösste Ursache dieses Problems sind Lücken in der Vorsorge der Frauen. Diese Lücken entstehen durch Unterbrechungen der Erwerbstätigkeit aufgrund von Familienarbeit, Pflege von Angehörigen und Teilzeitarbeit. Das trifft vor allem Frauen, die nach wie vor die Hauptlast der Familienarbeit tragen. 

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Zur Person

Aron Veress, CEO der Liechtenstein Life.

Wie genau zeigen sich die Auswirkungen auf die Frauen in der Schweiz?

Es entsteht sozusagen eine schleichende Erosion des Schweizer Vorsorgemodells für diejenigen Eltern, die diese Familienarbeit leisten: Weniger Lebensarbeitszeit reduziert die Ansprüche in der Basisvorsorge in der zweiten Säule. Gleichzeitig haben sie weniger Möglichkeiten, in der dritten Säule renditeorientiert vorzusorgen. Für Frauen kommt erschwerend dazu, dass sie statistisch gesehen schlechter bezahlt werden als Männer in vergleichbaren Positionen. 

Wie könnte Ihrer Ansicht nach die Politik zur Reduzierung dieses Gaps beitragen? 

Wenn wir davon ausgehen, dass der Gender-Pension-Gap entsteht, weil Frauen unbezahlte Familienarbeit leisten, dann muss an dieser Stelle angesetzt werden, zum Beispiel durch Kompensation und staatliche Vorsorge. Die Lösung durch staatliche Vorsorge beziehungsweise eine solche politische Lösung macht aber nur Sinn, wenn die Pensionslücke generell eliminiert wird. Wächst die Pensionslücke, wächst auch der Gender-Pension-Gap – und umgekehrt. 

Welche privaten Lösungsansätze sehen Sie? Und welche Rolle spielen Versicherungen dabei?

Vor allem die investmentorientierten Vorsorgeinstrumente der dritten Säule eröffnen eine faire Chance und ermöglichen Lastenverteilung innerhalb der Familie: Dadurch wird eine Möglichkeit für Vermögensaufbau und Absicherung geschaffen, unabhängig davon, wer die hauptverdienende Person innerhalb einer Partnerschaft ist und wer Familienarbeit leistet. Repräsentative Umfragedaten zeigen, dass unter den Hauptverdienenden auch eine grosse Bereitschaft besteht, zusätzliche Vorsorgemöglichkeiten für Partner – aber auch für ihre Kinder – abzuschliessen, um diese zu versorgen: 41,8 Prozent würden dies tun. Bei den Männern sind es sogar 48,1 Prozent.

Gibt es weitere statistische Daten oder Studien, die den Erfolg von Massnahmen zur Schliessung des Gender-Pension-Gap belegen?

Die gibt es sicherlich. Es gibt mehrere Studien, die darauf hinweisen, dass bestimmte Massnahmen erfolgreich zur Schliessung des Gender-Pension-Gap beitragen können. Zum Beispiel eine Studie der OECD von 2017. Sie zeigt, dass Länder mit geringeren Rentenlücken tendenziell eine stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen, mehr gleichberechtigte Aufteilung der Hausarbeit und Pflegeverantwortung und weniger Diskriminierung bei Löhnen und Beschäftigung aufweisen. Die Internationale Arbeitsorganisation konnte 2018 mit einer Studie belegen, dass Länder, die Pensionsreformen durchgeführt haben, um das Pensionssystem gerechter zu gestalten, eine Verringerung der Vorsorgelücke erreicht haben.

Können Unternehmen und Arbeitgeber ihre Mitarbeitenden unterstützen, um den Gender-Pension-Gap zu verringern?

Unternehmen und Arbeitgeber können auf verschiedene Weisen dazu beitragen, den Gender-Pension-Gap zu verringern. Von der Schliessung des Gap bis hin zu betrieblicher Altersvorsorge gibt es Möglichkeiten, ihn weitgehend zu reduzieren. Eine weitere Option ist die Förderung von familienfreundlichen Arbeitsplätzen in Form von Elternzeit und Pflegezeit für Väter. Das könnte zu einer gleichmässigeren Aufteilung der Familienarbeit führen und Frauen mehr Möglichkeiten für eine Erwerbstätigkeit geben. 

Sie haben ein neues Produkt geschaffen, welches den Gender-Pension-Gap verringern soll. Können Sie uns die Hauptmerkmale und die Zielgruppe dieses Produkts erläutern?

Prosperity Duo ist eine fondsgebundene Vorsorgelösung im Rahmen der Säule 3b, die speziell für die Bedürfnisse von Familien entwickelt wurde. Personen, die zum Beispiel aufgrund von Familienarbeit eine Lücke in ihrer Vorsorge haben, können mit dieser Versicherungslösung diese Lücke schliessen und gleichzeitig mit ihrer Altersvorsorge von Entwicklungen am Kapitalmarkt profitieren. Das trägt auch zu ihrer Vermögensbildung bei. Dementsprechend sprechen wir Partnerschaften und Familien an, die Ungleichgewichte in der finanziellen Absicherung festgestellt haben. Ein weiteres Plus: Je nach Wohnkanton gibt es auch steuerliche Vorteile für die Säule 3b. 

Wie genau trägt Prosperity Duo dazu bei, den Gender-Pension-Gap zu schliessen?

Die hauptverdienende Person übernimmt die finanzielle Absicherung der Partnerin oder des Partners ganz oder teilweise und gleicht so den Gender-Pension-Gap aus. Die Risikoabsicherung macht die Versicherungslösung besonders attraktiv: Sollte der Hauptverdiener aufgrund von Krankheit oder im Todesfall die Prämie nicht mehr einzahlen können, sind die Begünstigten aufgrund der garantierte Prämienübernahme umfassend und unwiderruflich bis zum Ende der Laufzeit abgesichert.

Was unterscheidet Ihr Produkt von anderen Vorsorgeprodukten auf dem Markt?

Ein zentrales Unterscheidungsmerkmal ist, dass es im Gegensatz zu den meisten Vorsorgeprodukten, die in der Regel «für Frauen» entwickelt werden, gezielt die Hauptverdiener einer Familie oder Partnerschaft anspricht. So bringt unser Produkt mehr Chancengleichheit in puncto Altersvorsorge in die Familie, da der Hauptverdiener das Produkt für den benachteiligten Partner beziehungsweise die benachteiligte Partnerin abschliesst.

Die umfassende Absicherung im Falle einer Erwerbsunfähigkeit des Hauptverdieners ist ein weiterer entscheidender Vorteil von Prosperity Duo. Diese Vorsorgekomponente stellt sicher, dass der finanzielle Schutz nicht nur bei regulärem Ruhestand, sondern auch bei unvorhergesehenen Ereignissen, die zu einer Erwerbsunfähigkeit führen, gewährleistet ist. Das bietet eine zusätzliche Sicherheit und trägt dazu bei, den Lebensstandard der Familie auch in schwierigen Zeiten aufrechtzuerhalten.

Dieses Interview erschien erstmals am 9. August 2024 auf HZ Insurance.