Im Mai sind Sie von den ASIP-Mitgliedern neu als Präsident gewählt worden. Was war Ihre Motivation, dieses Amt zu übernehmen?

Ich sehe es als grosse Ehre und Vertrauensbeweis, dass ich als Präsident diesen Verband leiten darf. Der Vorschlag des Wahlausschusses, als Präsident zu kandidieren, kam für mich zunächst allerdings überraschend, weil ich erst seit 2021 im ASIP-Vorstand tätig bin. Die Aufgabe hat mich gereizt, weil ich schon seit fast 20 Jahren mit Themen der beruflichen Vorsorge beschäftigt bin und extrem viel Herzblut für die zweite Säule habe.

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Das heisst, aktuelle Themen wie die BVG-Reform oder Digitalisierung sind Ihnen sehr vertraut?

Unbedingt. Seit 2004 bin ich bei der Pensionskasse von Manor tätig, inzwischen als Geschäftsführer. Mit Jahrgang 1973 gehöre ich einer Generation an, die mit Digitalisierung und Automation gross geworden ist und ein offenes Mindset dafür hat. Daher hat meine Wahl zum ASIP-Präsidenten eine gewisse Signalwirkung auch mit Blick auf einen Generationenwechsel.

Was haben Sie sich im neuen Amt vorgenommen?

Aktuell steht die politische Auseinandersetzung um die Reform der beruflichen Vorsorge (BVG) stark im Fokus. Das ist auch für den ASIP und meine Präsidentschaft ein grosses Thema. Wir sind uns im Verband alle einig, dass es eine BVG-Reform braucht. Aber zum aktuellen Vorschlag der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates sind schon noch gewisse Korrekturen im Sinne des deutlichen Beschlusses des Nationalrates erforderlich. Wir hoffen, dass die Politik eine BVG-Reform zustande bringt, die wir unterstützen können als ASIP.

Welche Vorschläge hat denn der ASIP zur BVG-Reform?

Wir plädieren für einen Mittelweg, also früher mit der Altersvorsorge anzufangen. Anpassungen beim Koordinatiosabzug sind ebenfalls möglich, wobei diesbezüglich immer die Kosten bei den betroffenen Branchen zu beachten sind. Alternativ könnte das Rentenalter angehoben werden.

Für die Kompensation der Übergangsgeneration braucht es faire, systemgerechte und vor allem finanzierbare Ausgleichsmassnahmen. Querfinanzierungen zwischen Kassen lehnen wir ab. 

Gibt es in solchen Fragen immer Einigkeit im Verband?

Wir sind ein extrem heterogener Verband. Von der Kleinstkasse eines mittleren Betriebes bis zur grössten Kasse, die über 10 Milliarden Franken oder mehr Vermögen bewirtschaftet. Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen gehören auch dazu. Der ASIP lebt von dieser Heterogenität der Kassen. Gleichzeitig ist es nicht immer einfach, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Das ist auch eine Herausforderung für den Vorstand. Grundsätzlich streben wir an, als Verband vorwiegend unterstützend und beratend für unsere Mitglieder tätig zu sein. Das betrifft sowohl Positionen von Arbeitgebern wie Arbeitnehmenden.

Was sind weitere Schwerpunkte Ihrer Präsidentschaft?

Eine Vermögensbewirtschaftung der Pensionskassen nach ESG-Kriterien ist ein weiteres aktuelles Thema für unsere Branche. Wir sind dabei, Reporting- und Standesregeln als Empfehlungen für unsere Mitglieder zu erarbeiten. Wir möchten eine stimmige Lösung erreichen und eine Standesregel, die gut umzusetzen ist und einer Regulierung vorgreift, die nur Mehraufwand verursacht, aber keinen Nutzen stiftet.
Der Austausch untereinander – physisch wie online – ist auch ein grosses Thema.

Als ASIP-Präsident möchte ich mehr zu unseren Mitgliedern gehen und den Austausch zwischen den Mitgliedern noch mehr fördern. Als Pensionskassen sitzen wir alle im selben Boot. Und haben alle die gleichen Herausforderungen. Jede Kasse kann das eine oder andere von Kolleginnen und Kollegen anderer Pensionskassen lernen. 

Wir sollten auch unsere Endkunden, die Destinatäre, im Blick behalten. Das Interesse für die zweite Säule dürfte in Zukunft noch etwas grösser werden. Als ASIP sehe ich es als unsere Aufgabe, adressatengerecht zu kommunizieren und das Wissen über Vorsorgethemen zu fördern.

Wo wollen Sie Impulse setzen bei der Digitalisierung?

Im Moment ist der Datenschutz bei allen Kassen ein grosses Thema. Als ASIP arbeiten wir an Empfehlungen, wie unsere Mitglieder damit umgehen können. Noch sind allerdings etliche Punkte im geplanten Gesetz offen, die juristisch abgeklärt werden müssen.

Themen wie ein automatisierter Datenaustausch über eine gemeinsame Schnittstelle haben wir auf dem Radar. Aber ich bin auch Realist. Das Thema Digitalisierung wird uns die nächsten Jahrzehnte kontinuierlich beschäftigen. Und ich bin vorerst für drei Jahre gewählt. 

Meine Vision ist, dass Versicherte künftig online einen Gesamtüberblick über verschiedene Säulen ihrer Altersvorsorge erhalten können. Eine gemeinsame Plattform aller Vorsorgeeinrichtungen wäre dazu sehr hilfreich, aber ist extrem schwierig zu realisieren. Ich würde sagen: Das ist ein Projekt für ASIP 2040.

Was ist der grösste Mehrwert einer Mitgliedschaft beim ASIP?

Es gehört fast zum guten Ton, als Pensionskasse beim ASIP Mitglied zu sein. Ziel wäre es, dass dies nicht nur als «Pflicht» verstanden wird, sondern die Leute auch gerne Mitglied sind. 
Um den Austausch zu stärken, sind wir in diesem Jahr mit ASIP-Veranstaltungen in der ganzen Schweiz unterwegs. Wir laden die Mitglieder zum Mittagessen ein und diskutieren über Fachthemen. Daneben unterstützen wir die Mitglieder mit fundierten Informationen in Fachmitteilungen und beraten unsere Pensionskassen zu Fragen und Fachthemen.