Wie in jedem Jahr fegen Hurrikans mit zerstörerischer Kraft über den Atlantik. Derzeit sind mehrere Wettersysteme im Atlantik zu beobachten – die Wahrscheinlichkeit aber, dass ein gefährlicher Hurrikan in den kommenden zehn Tagen an Land trifft, ist gemäss Prognosen klein. Zur Erinnerung: Die atlantische Hurrikan-Saison dauert vom 1. Juni bis zum 30. November. Statistiken der vergangenen 30 Jahre zeigen, dass sich im Durchschnitt pro Jahr 14 benannte Stürme, 7 Hurrikans und 3 schwere Hurrikans bildeten.

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Stephan Ruoff ist Global Head ILS bei Schroders Capital.

In den letzten beiden Jahren lag die Anzahl der tropischen Zyklone im Atlantik entweder im oder leicht über dem 30-Jahres-Durchschnitt - besonders zerstörerisch war 2022 der Hurrikan Ian, der in erster Linie in Florida versicherte Schäden in Höhe von rund 50 Milliarden US-Dollar verursachte.

Häufigkeit nicht ausschlaggebend für die Performance

Für das laufende Jahr wurden 14 benannte Stürme, 5 Hurrikans und 3 schwere Hurrikans registriert. Abgesehen von Hurrikan Idalia, der Ende August auf die Westküste Floridas traf und zu versicherten Schäden von weniger als 10 Milliarden US-Dollar führte, verlief die diesjährige Saison vergleichsweise ruhig. Dessen ungeachtet ist die Häufigkeit von Hurrikans nicht allein ausschlaggebend für die Performance von Katastrophenanleihen. Viel wichtiger ist es, ob die Stürme auf Land treffen, und wenn ja, wo und mit welcher Intensität. 

Klimawandel hat Einfluss auf Höhe der Schadensumme

Spannend ist in diesem Zusammenhang, dass bis 2017 in den USA ein Jahrzehnt lang kein schwerer Hurrikan der Stärke 3 bis 5 auf Land traf. Das trug trotz tropischen Wirbelstürmen zu einer sehr guten Performance von Katastrophenanleihen bei. Nach 2017 hat die Häufigkeit von auf Land treffenden Hurrikans zugenommen und als Folge auch die daraus resultierenden versicherten Schäden.

Generell ist ein Anstieg der versicherten Naturkatastrophen-Schäden zu verzeichnen. Das weltweite Bevölkerungswachstum, die dichtere Besiedlung und Verstädterung in küstennahen Gebieten sowie die Inflation spielen dabei eine wichtige Rolle. Auch der Klimawandel hat einen Einfluss auf die Höhe der Schadenssumme. Hierfür sind allerdings vor allem andere Naturkatastrophen wie etwa Tornados, Hagelschlag und Gewitter verantwortlich. Es ist wichtig zu verstehen, dass der Klimawandel ein sehr langfristiger Prozess ist. Katastrophenanleihen hingegen weisen viel kürzere Laufzeiten auf. Daher hat der Klimawandel keinen unmittelbaren Einfluss auf das Rendite-Risiko-Verhältnis der Anlageklasse. 

Abnahme von Hurrikans?

Die Wissenschaft ist sich weitgehend einig, dass Hurrikane im Atlantik durch den Klimawandel nicht zwingend häufiger werden. Die Zerstörungskraft steigt aber möglicherweise. Das könnte zu einem höheren Anteil von schweren Hurrikanen führen. Einige Analysen wiederum deuten darauf hin, dass der Klimawandel zu einer Abnahme von Hurrikans führen kann respektive darauf, dass sie die US-Küste erreichen. Denn möglicherweise ändert sich die Zugrichtung der Wirbelstürme - etwa in Richtung Polgebiete oder weg von der US-Küste.

Die Entstehung von Hurrikans wird von diversen Faktoren beeinflusst. Zu erwähnen sind etwa das Wetterphänomen El Niño im Pazifik und die Wassertemperaturen im Atlantik. El Niño führt normalerweise zu einer geringeren Hurrikan-Aktivität im Atlantik.  

Mehr im Pazifik, weniger im Atlantik

Im Juni kündigte NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration ist die staatliche Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten von Amerika) eine El-Niño-Phase an. El-Niño führt in der Regel zu mehr Hurrikans im nördlichen Pazifik, dafür weniger im Atlantik und damit an der Ostküste der USA. Das wiederum ist für den Rück-/Versicherungs- und Cat Bond-Markt von Vorteil. 

Prognosen für überdurchschnittliche Saison

Wegen den über dem Durchschnitt liegenden Wassertemperaturen im Atlantik hat NOAA jedoch im August die Prognosen auf eine überdurchschnittliche Saison hochgestuft – das spiegelt sich auch in der Anzahl der 2023 bisher registrierten Wirbelstürme wider. 

Besonders lohnenswerte Anlage

Entscheidend für die versicherte Schadenhöhe ist jedoch, der exakte Ort und die Intensität, mit der Hurrikane auf Land treffen. Für Investorinnen und Investoren waren Katastrophenanleihen im laufenden Jahr bisher eine besonders lohnenswerte Anlage. Die 2023 Performance des (nicht handelbaren) Swiss Re Global Cat Bond Index bis und mit Ende August liegt bei 14.4 Prozent. Die sehr gute Performance ist darauf zurückzuführen, dass Cat-Bonds einerseits von der andauernden Hartmarktphase und damit verbundenen höheren Preisen für Versicherungsdeckungen profitieren konnten.

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Andererseits sind noch keine grossen Naturkatastrophen eingetreten, die zu hohen versicherten Schäden führten. Aber nicht nur in der kurzfristigen Betrachtung ist die Assetklasse attraktiv, auch über einen 20-jährigen Zeitraum betrachtet, können sich eine mittlere Rendite des Swiss Re Cat Bond Index von 6.8 Prozent p.a. bei einer niedrigen Volatilität und kaum vorhandener Korrelation zu den Finanzmärken durchaus sehen lassen.