Von den Börsen kam in den vergangenen Jahren viel Hilfe: Anfang 2022 lagen die ausgewiesenen Deckungsgrade der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen auf einem Höchstwert von fast 120 Prozent. Seither verläuft die Entwicklung an den Märkten mehrheitlich negativ.

Höhere Inflationsraten und geopolitische Risiken nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs haben die Aktienmärkte auf Talfahrt geschickt. Die finanziellen Polster der Pensionskassen sind um knapp 10 Prozent geschrumpft. Diese plötzlichen Veränderungen zeigen auf, wie wichtig ein verlässliches Risikomanagement in der beruflichen Vorsorge ist. 

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Bei der Vermögensanlage gilt der Grundsatz: Die Anlagestrategie ist auf die Risikofähigkeit des Vorsorgewerkes auszurichten. Nebst den Anlagerisiken, die für alle Kassen gleich sind, gilt es auch die operationellen Risiken im Auge zu behalten. Dazu gehören etwa eine mangelhafte Überwachung der Vertragspartner oder Fehler in der Administration.

Mehr Transparenz und Qualitätssicherung

Die Oberaufsichtskommission der beruflichen Vorsorge (OAK) sorgte über die vergangenen Jahre hinweg für eine erhöhte Transparenz und Qualitätssicherung. Entsprechend kommt den Pensionskassen auch eine aktivere Rolle bei der systematischen Überwachung ihrer Risiken zu. Der Stiftungsrat muss alles im Blick haben, was Auswirkungen auf die Verbindlichkeiten und die künftige Finanzierung der Vorsorgeeinrichtung hat. Zur Einschätzung des gesamten Risikos operiert die OAK mit den Kriterien finanzielle Sicherheit, Sanierungsfähigkeit und laufende Finanzierung. 

Bei der finanziellen Sicherheit geht es um die Deckungsgrade, die erwarteten Renditen und die Volatilitäten. Im Fall der Sanierungsfähigkeit steht nebst den demografischen Veränderungen vor allem das Verhältnis von Erwerbstätigen zu Rentnern im Vordergrund.

Im jüngsten Jahresbericht verweist die OAK auch auf neue Risiken, ausgelöst durch den Konzentrationsprozess in der zweiten Säule. Dadurch sind speziell die Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen stark gewachsen. Von ihrer Grösse und Komplexität her sind einige davon mit einem Versicherungsunternehmen vergleichbar, ohne aber bezüglich der Solvenz und Finanzierungssicherheit der Aufsichtsbehörde Finma zu unterstehen. 

Starker Wettbewerb

Während laufend mehr autonome Pensionskassen verschwinden, nehmen die Anschlüsse bei den Sammelstiftungen stetig zu. Mittlerweile sind fast drei Viertel der aktiv Versicherten bei einer solchen Vorsorgeeinrichtung. Aus Sicht der Aufsichtsbehörde stellen sich für die obersten Organe dieser Institutionen grosse Herausforderungen im Bereich der Governance und der finanziellen Stabilität.

Anders als bei den firmeneigenen Kassen herrscht zwischen den verschiedenen Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen ein starker Wettbewerb um Anschlüsse von Arbeitgebenden. Weil zur Gewinnung von Neukunden ein Anreiz für bessere Konditionen besteht, wie etwa höhere Umwandlungssätze und eine bessere Verzinsung, verweist die OAK auf ein mögliches «risikoreicheres Verhalten». 

Aussagefähige Kennzahlen 

Ein eigenständiges Risiko-Reporting ist für alle Vorsorgeeinrichtungen unumgänglich. Zu den grössten Risiken zählen die tiefen Zinssätze sowie die mit den demografischen Veränderungen einhergehende Langlebigkeit.

Besonders gefordert sind kleine und mittlere Pensionskassen. Grössere Kassen haben die Risikomanagementsysteme schon früh eingeführt und verbessern sie laufend. Allerdings fehlt ein einheitliches Kennzahlen-Set, mit dem sich die Pensionskassen besser vergleichen liessen. 

Von aussen betrachtet, konzentriert sich in der beruflichen Vorsorge fast alles auf den technischen Deckungsgrad. Diese periodisch errechnete Kennzahl entspricht einer Momentaufnahme und informiert nicht darüber, wie sich das Verhältnis zwischen Vermögen und Pensionsverpflichtungen über die Zeit hinweg entwickeln könnte. Aus diesem Grund ermitteln heute bereits mehr als ein Drittel der Vorsorgeeinrichtungen den risikotragenden Deckungsgrad. Diese Kennzahl kombiniert die finanzielle und strukturelle Risikofähigkeit einer Kasse. Ermittelt wird die Belastung der aktiven Versicherten und der Arbeitgeber. Je höher der Rentneranteil bei einer Vorsorgeeinrichtung ist, umso stärker liegen die Risiken bei den Erwerbstätigen.