In der beruflichen Vorsorge entwickelt sich die Digitalisierung kontinuierlich weiter. Viele Pensionskassen nehmen deren Möglichkeiten bereits wahr oder sind in der Umsetzung von Projekten. Das Potenzial der Digitalisierung wird aber noch nicht vollumfänglich genutzt und die Grenzen sind bei weitem nicht erreicht.

Die Umstellung der internen Prozesse mit digitaler Dossierführung oder digitaler Archivierung erlaubt eine standortunabhängige Präsentation und Verarbeitung von Unterlagen. Deutlich mehr Möglichkeiten der Interaktion bietet die Einrichtung einer professionellen und effektiven Online-Plattform: Portale eröffnen den Weg von der Kundenorientierung zur Kundenintegration – mit grossem Mehrwert für alle Beteiligten.

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Bessere Kundenintegration

Aber was sollte eine solche Online-Plattform Vorsorgenehmern, Sachbearbeitern sowie Entscheidungsträgern bieten? In jedem Fall muss ein Online-Portal mehr als nur einen zeit- und ortsunabhängigen Zugriff auf Versichertendaten und Ausweise ermöglichen. Ziel ist die vollständige Kundenintegration. 

Der Versicherte muss im modernen Portal die Möglichkeit haben, mit seiner Pensionskasse zu kommunizieren und Entscheide mitzuteilen oder dies wenigstens vorbereiten zu können. Die Versicherten werden dabei in die unternehmerischen Prozesse integriert. Damit ändert sich ihre Rolle weg von passiven Empfängern hin zu aktiven Partnern.

Vorteile in der Verwaltung 

Jede Pensionskasse verarbeitet Geschäftsfälle, bei welchen persönliche Dokumente für einen Versicherten generiert werden. Dazu zählen unter anderem Briefe, persönlicher Vorsorgeausweis oder Steuerausweis. In der normalen Verarbeitung werden diese Dokumente ausgedruckt und verschickt respektive im Versichertendossier abgelegt. 

Auf einem Portal werden die Dokumente beim Versicherten direkt gespeichert. Idealerweise wird dieser per E-Mail oder SMS informiert, dass er neue Dokumente erhalten hat. Dies spart einerseits Zeit in der Kommunikation mit dem Versicherten, schont aber auch Ressourcen: Es wird nur noch das ausgedruckt, was in gedruckter Form benötigt wird.

Der Versicherte soll aber nicht nur passiver Empfänger sein, sondern als Partner agieren können. Dazu soll er aktiv seine Vorsorge beeinflussen können. Möglichkeiten dafür gibt es einige. Gerade in Reglementen, die unterschiedliche Finanzierungen anbieten, gibt es oft eine periodische Wahlmöglichkeit, diese zu ändern. Dies geschieht heute noch oft über ein handschriftlich ausgefülltes Formular. Gerade in solchen Fällen sollte das Formular digital ausgefüllt und versendet oder der Wechsel direkt durch einen Klick veranlasst werden können.

Auch bei der 1e-Vorsorge ergeben sich Möglichkeiten. Hier sollte das Portal die Änderung einer bestehenden Anlagestrategie unterstützen. Mit einer Evaluierung des Risikoprofils über einen intelligenten Fragebogen kann ermittelt werden, welche Anlagestrategie für einen Versicherten empfohlen werden kann. Wünscht dieser trotzdem eine riskantere Anlage, kann er dies durch entsprechende Markierungen im Umschichtungsauftrag verlangen.

Nutzen in der Vorsorgeberatung durch Simulationen

Simulationen helfen einem Versicherten, sich ein Bild über seine Vorsorge zu machen und sich auf ein Gespräch mit seiner Pensionskasse vorzubereiten. Dies betrifft insbesondere Gespräche – auch vorzeitige – zur Pensionierung und zu Vorbezügen von WEF-Geldern. Der Versicherte soll sich auch ein Bild machen können – zum Beispiel darüber, welche Leistungsverbesserungen sich durch Einkäufe erzielen lassen oder was ihm eine Scheidung an Leistungseinbussen bescheren könnte. Gerade mit dem heutigen Trend zu mehr Flexibilität in der beruflichen Vorsorge wie zum Beispiel bei Wahlplänen, Wahl der Anlagestrategie, Teilpensionierung, Kapital-/Rentenbezug bringen Möglichkeiten der Simulation einen grossen Mehrwert für Versicherte.

Einfacher Wissenstransfer per Video

Viele Vorteile für die Wissensvermittlung bringen Lern- und Erklärvideos. Hier sind fast keine Grenzen gesetzt. Mit dem richtigen Storytelling kann jeder Inhalt ansprechend und abwechslungsreich dargestellt werden. So kann sich der Versicherte beispielsweise den Ausweis oder das 3-Säulen-Prinzip auf einfache Weise erklären lassen – genau dann, wann er Zeit hat.

Schlussfolgerung

Die Digitalisierung in der beruflichen Vorsorge sollte gezielt weiterentwickelt werden. Eine mögliche Entwicklung geht in Richtung integrierte und auf die Lebensphase abgestimmte Vorsorgeanalyse. Vorausgesetzt, der Versicherte pflegt seine Angaben und Präferenzen, könnte das Portal ihm sinnvolle Vorschläge zur Anpassung seiner Vorsorgesituation anbieten. 

Der digitale Finanzcoach ist rund um die Uhr für den Versicherten erreichbar. Die Digitalisierung bietet noch unzählige Möglichkeiten, von denen wir heute noch nichts wissen. Am Ende bringt eine professionelle Online-Plattform Daten und Prozesse zusammen, um einen Mehrwert für die Versicherten und die Verwaltung zu schaffen. 

Die digitale Repräsentation wird den persönlichen Kontakt ergänzen, aber bei weitem nicht ersetzen. Es gehört aber in jede Pensionskassenstrategie, in welcher Form die Digitalisierung die Zukunft effizient und kundenfreundlich mitbestimmen soll.

 

Autoren:

Andreas Christen ist Teamleiter Pensionskassenverwaltung bei der Kessler Vorsorge AG.

Daniel Grob ist Informatiker bei der Kessler Vorsorge AG.