60 ist bekanntlich das neue 40: Viele Schweizerinnen und Schweizer fühlen sich auch jenseits der magischen Altersgrenze noch fit und vital - und wollen sich beruflich weiterhin engagieren. Das zeigen aktuelle Zahlen von Swiss Life, die sie im Rahmen ihrer Studie «Lang lebe die Arbeit?» erhoben hat. So geht immerhin jeder vierte der befragten «Best Ager» auch jenseits der 65 weiterhin mindestens eine Stunde pro Woche einer beruflichen Tätigkeit nach. Das sind immerhin zwischen 180’000 und 200’000 Personen.
Finanzielle Aspekte spielen untergeordnete Rolle
Dabei zeigen sich deutliche Geschlechterunterschiede: Während zwischen 2018 und 2022 etwa 30 Prozent der Männer mit 66 Jahren noch einem Job nachgingen, waren es bei den Frauen rund 21 Prozent. Erstaunlicherweise spielt der finanzielle Aspekt für die Motivation, über das Rentenalter hinaus zu arbeiten, eine eher untergeordnete Rolle. Rund 70 Prozent der Befragten gaben an, sie würden weiterarbeiten, weil es ihnen einfach Freude bereite. Ein weiterer interessanter Aspekt der Studie: Die Wahrscheinlichkeit, auch im Rentenalter weiterzuarbeiten, ist umso grösser, wenn die Partnerin oder der Partner dies ebenfalls so handhaben.
Stagnierende Entwicklung in der Schweiz
Allerdings: Im internationalen Vergleich stagniert in der Schweiz laut Swiss Life die Erwerbstätigenquote im Alter zwischen 65 und 69 Jahren. Diese erhöhte sich bis 2016 auf 23 Prozent - verharrt seitdem aber mehr oder weniger auf diesem Niveau, wie auch die aktuelle Umfrage zeigt. Im Gegensatz dazu nahm sie in den von Swiss Life untersuchten OECD-Ländergruppen weiter zu, auch in den Nachbarländern. Immerhin: Fast die Hälfte der heute 50- bis 63-/64-Jährigen in der Schweiz wäre bereit, im Rentenalter weiterzuarbeiten, wenn Gesundheit, Arbeitsbedingungen und finanzielle Aspekte stimmten.
Teilzeit und familiäre Atmosphäre gefragt
Die meisten Rentnerinnen und Rentner wollen sich hierzulande aber auch ihren Hobbies oder der Familie und Freunden widmen: So liegt der durchschnittliche Beschäftigungsgrad laut Studie bei 46 Prozent. Und auch in die Mühlen von Grossunternehmen wollen sich die wenigsten begeben: Rund die Hälfte ist selbstständig erwerbend oder arbeitet in einem Familienbetrieb. «Unsere repräsentative Bevölkerungsbefragung bei insgesamt 2000 Personen im Alter 50 bis 70 zeigt zudem, dass in Kleinstbetrieben doppelt so häufig über das Referenzalter hinaus gearbeitet wird als in Grossunternehmen», sagt Nadia Myohl, Researcher Vorsorge bei Swiss Life Schweiz.
Bürolisten haben höhere Bereitschaft
Was die Bereitschaft, länger im beruflichen Sattel zu sitzen, anbelangt, gibt es wenig verwunderlich deutliche Unterschiede zwischen Berufsgruppen: Während etwas mehr als die Hälfte der befragten Kader bzw. Fachspezialisten im Büro eine Bereitschaft zur Erwerbstätigkeit im Rentenalter signalisieren, tun dies laut Swiss Life nur etwa ein Drittel der «Blue Collar Workers», die in der Regel in ihrem Berufsleben körperlich mehr gefordert wurden. Und auch die Betriebsgrösse spielt eine wichtige Rolle: Während sich fast 60 Prozent der Erwerbstätigen in einem Betrieb mit bis zu neun Mitarbeitenden eine Spätpensionierung vorstellen können, sind dies in Grossunternehmen nur etwa ein Drittel der Befragten.
Lieber früher als später
Wie sind die Erwartungen der heute 50- bis 60jährigen an ihre eigene Situation in wenigen Jahren? Auch hier gibt die Swiss Life-Studie Antworten: Gut ein Drittel geht heute davon aus, mit 66 Jahren noch erwerbstätig zu sein. Wenn sie jedoch frei wählen könnten, würde mehr als die Hälfte (55%) die Erwerbstätigkeit bereits vor dem 65. Altersjahr vollständig aufgeben. Lediglich 21 Prozent würden einen Pensionierungszeitpunkt nach 65 anstreben.