Jüngst machen Insider-Threats von sich reden, bei denen interne und externe Akteure gemeinsam betrügen. Kriminelle werden digital: Die (technischen) Möglichkeiten für Angriffe sind weitreichend, mit Nutzung von Künstlicher Intelligenz immer raffinierter und damit für die Opfer schwerer erkenn- und vermeidbar. Die angerichteten Schäden können für die Unternehmung existenzbedrohend sein. Interne Sensibilisierung der Mitarbeiter, Schulungen mit entsprechender Erfolgskontrolle, prozessuale und technische Absicherungen sind wichtig, aber oft nicht ausreichend. Eine Vertrauensschadenversicherung – auch Fidelity- oder Crime-Versicherung genannt – kann helfen, böse Überraschungen zu vermeiden. Wenn der verfügbare Versicherungsschutz im Schadenfall auch funktioniert.

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Ungenügende Deckungselemente

Die Angriffsmuster und -tricks verändern sich rasant, und so ist auch die Crime-Versicherung kontinuierlich auf die veränderten Gefahren abzustimmen. Beim Kleingedruckten empfiehlt es sich daher, genau hinzuschauen. Dort trennt sich die Spreu vom Weizen: Manche Versicherungen sichern gegen eine Vielzahl an Gefahren ab und decken auch hohe Summen. Bei anderen wiederum werden Social Engineering-Deckungen teils an Obliegenheiten des Versicherungsnehmers geknüpft, deren Erfüllung ihnen einiges zumutet.

Neben belanglosen oder nicht mehr der digitalen Wirklichkeit entsprechenden Deckungselementen finden sich in den Bedingungen dieser Versicherer regelmässig Limitierungen und recht pauschal formulierte Ausschlüsse; so gilt etwa Versicherungsschutz in einigen Verträgen lediglich für schriftliche, aber nicht für mündliche Zahlungsanweisungen, was den Bereich des Telefon-Betrugs ausschliesst. Niedrige Sublimiten für legitime Deckungsinteressen können den Nutzen einer Crime-Police ebenfalls stark einschränken.
 

Die Deckung prüfen

Eine Vertrauensschaden-Versicherung spielt angesichts kontinuierlich weiterentwickelten Betrugsmustern eine zunehmend wichtige Rolle in der Absicherung von Unternehmensrisiken. Eine Cyber-Versicherung deckt die Kern-Crime-Risiken nicht oder nur ansatzweise und ist entgegen teils herrschender Meinung kein Ersatz für eine Vertrauensschaden-Versicherung; allfällige Überschneidungen wie z.B. bei Wiederherstellungskosten nach Hackerangriffen sind entsprechend zu adressieren. Die sorgfältige Prüfung der angebotenen Deckung ist unbedingt anzuraten und erfordert Spezialkenntnisse.

Markus Haefeli ist Managing Partner bei der Haefeli & Schroeder Financial Lines AG, dem Spezialbroker für Vermögensschaden-Versicherungen (Financial Lines) in der Schweiz.