Brokerbusiness.ch treibt die Digitalisierung der Prozesse zwischen Brokern und Versicherern unter Hochdruck voran. Die Transaktionsplattform für Ausschreibungen wird bis in wenigen Monaten die Branchenvollständigkeit im KMU-Segment erreichen, sagt CEO Samuel Flury auf Anfrage. Rückfragen bei Mitgliedern zeigen zudem, dass sie sich zum Teil nicht nur für Brokerbusiness.ch, sondern auch bewusst gegen Sobrado entschieden haben. «Wir haben intensiv den Quervergleich gemacht», sagt etwa Sven von Ow, Geschäftsführer von Alpina Broker in Schaffhausen. «Die Qualität der Vergleiche, die Entwicklungsfähigkeit sowie die höhere Selbstständigkeit hat uns zum Entscheid geführt.» Renato Ronchis, Inhaber der Graf & Partner Versicherungsbroker aus Chur, bilanziert: «Wir haben Sobrado kurz getestet, jedoch fokussiert die Plattform auf den Preis – wir aber auf die Beratung und die Leistungen. Das bietet nur Brokerbusiness.ch.»
Oliver Odermatt, Inhaber von STT Plus aus Zürich, ergänzt: «Sobrado hat einen anderen Fokus und den USP bei automatisierten Submissionen und deren Datenauswertung. Der AVB-Vergleich in die Tiefe und für mich prioritäre Versicherungsbranchen fehlten mir.» Er hat die Sobrado-Mitgliedschaft gekündigt und ist nun bei Brokerbusiness.ch. Genauso erging es Christoph Marti von der Tousure Versicherungsbroker AG: «Wir haben nach mehreren Jahren intensiver Sobrado-Nutzung Brokerbusiness.ch kennengelernt und waren fasziniert vom Know-how und der fertig gedachten Idee dieser Software.» Man merke deutlich, dass eben auch Versicherungsprofis und nicht nur Techniker am Werk seien. Marti hat denn auch 2019 in die AG-Gründung von Brokerbusiness.ch investiert, um der Entwicklung Schub zu verleihen.
Generische Basis fruchtet
Die Recherche von HZ Insurance hat gezeigt, dass viele Broker eine qualitätsorientierte Digitalisierung einer reinen Automatisierung vorziehen. Das gilt sowohl für kleinere Broker mit wenigen Mitarbeitenden als auch für Unternehmen wie Graf & Partner, die über 30 Leute beschäftigen. Die fachliche Unterstützung, die Brokerbusiness.ch durch ihren AVB-Vergleich inklusive qualifizierten Deckungsaussagen bietet, gilt beispielsweise als enorm hilfreich. «Wir wollen nicht unser fachliches Know-how ersetzen, schliesslich tragen wir immer noch die Verantwortung und auch die Haftung für unsere Tätigkeit», bringt es Nicolas Landolt von der Schmidt Versicherungs Treuhand AG aus Weinfelden auf den Punkt. «Aber wir wollen die ganzen Prozesse effizienter gestalten und die Qualität unserer Dienstleistungen verbessern.»
Brokerbusiness.ch-CEO Samuel Flury hat laut eigenen Angaben tausende von Arbeitsstunden in die Basisarbeit gesteckt, was nun zu fruchten beginne. Dank dem generischen Aufbau der Plattform kämen sie heute schnell vorwärts und könnten etwa in kurzer Zeit fehlende Branchen dazunehmen. Zudem betrachte er die Digitalisierung als umfassenden Prozess, angefangen beim Risikomanagement über die Ausschreibung und den Vergleich bis hin zum Reporting. Das alles mit dem Fokus auf die Wiederverwendung einmal erfasster Daten. Die zentrale Frage sei nämlich nicht ob, sondern wie oft man sich als Broker mit den Versicherungsdaten befasse. Das sei in der Branche wohl einmalig. Er räumt aber auch ein, dass die qualitativen Vergleiche noch nicht in jeder Versicherungsbranche gleich ausgereift seien. Flury sagt weiter: «Bei der IT steckt der Teufel im Detail.» Während Brokerbusiness.ch standardisiere, wollten sich die Versicherer mit einzigartigen Produkten abheben. Ein permanenter Zielkonflikt.
Bei den Versicherern ist man noch lange nicht da, wo man sein könnte. Aller Automatisierung zum Trotz tippen deren Mitarbeitende die erhaltenen Ausschreibungen jeweils von Hand in ihre eigenen Offerttools. Ähnlich ineffizient läuft der administrative Austausch wie der Versand von Rechnungen ab, der laut Nicolas Landolt erst bei drei Versicherern automatisch funktioniere. Innerhalb des EcoHubs könnten sie zudem zwar von Tool zu Tool springen, allerdings sehe jedes wieder anders aus und man müsse sich somit überall zurechtfinden. Kein Wunder, greifen manche immer noch lieber zum Brief, statt sich in etlichen digitalen Tools einzufinden.
Grösste Plattform moderat am Wachsen
Sobrado ist nach wie vor die grösste Transaktionsplattform zwischen Brokern und Versicherern in der Schweiz. Getragen von sechs Versicherern und einem Dutzend Brokern ist sie auch breiter abgestützt als Brokerbusiness.ch, die unter den Versicherungsgesellschaften bis anhin nur Zurich als Aktionärin gewinnen konnte. Nach einem moderaten Wachstum zwischen 2017 (8755) und 2020 (10’746) stieg die Anzahl Ausschreibungen im letzten Jahr noch einmal deutlich auf über 14’000.
Einen strukturierten Ausschreibungsprozess bietet Sobrado nur für 8 von 32 Versicherungsbranchen. «Sobrado ist im komplexen Firmenkundengeschäft gestartet und will dort den Brokern die Backofficearbeit möglichst automatisieren. Die Branchenvollständigkeit war darum kein Hauptziel», erklärt CEO Christian Röthlin. Sie würden klar auf Branchen fokussieren, die bei den Brokern viel manuelle Arbeit verursachten, je nach Bedürfnissen aber auch neue entwickeln. Zurzeit ist Sobrado am Ausbau der Nichtleben-Branchen. Mittelfristig will die Plattform der Datenextraktion – ihrer Kernkompetenz – noch mehr Gewicht geben, um so zum Beispiel Policendaten auszulesen, um diese in Drittsysteme übergeben zu können.