Der Schweizer Brokermarkt bleibt in Bewegung. Zwar ist er nach wie vor fragmentiert und lokal gibt es zahlreiche kleinere, durchaus erfolgreiche Maklerbüros. Im gesamtschweizerischen Treiben spielen sie aber eine untergeordnete Rolle: Die Top 5 verwalten den grössten Teil des Kuchens – letztjährigen Schätzungen des Instituts für Versicherungswirtschaft zufolge rund drei Viertel des gesamten Prämienvolumens. Zahlreiche Broker in den vorderen Rängen versuchen ihre Stellung deshalb mit Zukäufen zu stärken. 

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Dass der Konsolidierungsdruck steigt, zeigen auch die fortlaufenden Nachrichten von Übernahmen und Zusammenschlüssen. Allein in den letzten fünf Jahren schlossen sich unter anderen Assepro und Balrisk, die Independent Financial Group und die Baumassurance, die Neutrass-Residenz und Furrer + Partner sowie Wefox und SAM zusammen. Diesen Sommer verkündeten Advantis, MEEX und S&P, dass sie künftig unter dem Dach von Verlingue agieren, und der global tätige Broker Gallagher übernahm Hesse & Partner. Die Aufzählung zeigt nicht nur die hohe Dynamik, sondern auch, wie internationale Broker sukzessive in den Schweizer Markt dringen.

IBC und Qualibroker schliessen sich zusammen

Die aktuellste Meldung dieser Art stammt aus Lausanne: IBC geht ab sofort gemeinsame Wege mit Qualibroker (Bild). «Der Zusammenschluss stärkt deren Marktposition und macht sie zu einem der Top-3-Broker in der Schweiz», heisst es in der Mitteilung. «Sie konsolidieren damit ihre Präsenz auf nationaler Ebene.» Das gemeinsam verwaltete Prämienvolumen beläuft sich demnach auf 920 Millionen Franken.

Kurt Wicki hat IBC gegründet und aufgebaut, heute beschäftigt das Unternehmen rund 100 Mitarbeitende. Einfach fiel es dem Patron nicht, die harte Arbeit der letzten Jahrzehnte in neue Hände zu übergeben. Aber mangels Nachfolgelösung hat er sich damit auseinandergesetzt. «In den letzten Jahren erhielten wir monatlich Angebote – das hat den gedanklichen Prozess angestossen und ich habe mich langsam mit dieser Lösung angefreundet», erzählt er.

So wie Wicki geht es zahlreichen Brokern, die zwischen den Siebziger- und den Neunzigerjahren stark inhaberorientierte Unternehmen aufgebaut haben und nun nach einer guten Nachfolge suchen. Im direkten Umfeld, etwa bei den eigenen Kindern, stösst das angesichts des harten Wettbewerbs nicht immer auf Gegenliebe. «Die Erwartungen an die Qualität und der Preisdruck sind zweifellos gestiegen», stellt Wicki fest. Die Konsolidierung findet aus seiner Sicht vor allem darum statt, weil die Broker eine gewisse Grösse brauchen, um handlungsfähig zu bleiben. Kleineren Akteuren fehlen die Mittel für dringend notwendige Investitionen, etwa in die Digitalisierung, aber auch in fachliche Weiterbildungen und Know-how in Compliance und Co.

Spezialisten ersetzen Generalisten

«Es reicht heute nicht mehr, nur zu vermitteln. Als Riskmanager müssen wir Gefahren erkennen – versicherbare genauso wie nicht versicherbare – und die Kundschaft im Umgang damit beraten», sagt Kurt Wicki. Auch in Bezug auf die Ressourcen werde der Markt aber zunehmend enger. Auf die in Pensionierung gehenden «Unternehmer und Generalisten» folge eine Generation von gut ausgebildeten Spezialisten. Um diese effektiv einsetzen zu können, müsse eine Firma wiederum genügend gross sein.

Diese Entwicklung bedauert Wicki grundsätzlich nicht. «Schade finde ich nur, dass die Konsolidierung über die Finanzen statt über die Qualität abläuft.» Viele der Grossen wollten vor allem nach vorne aufrücken – ohne Rücksicht auf Verluste. Bei IBC will er deshalb vorerst noch ein Wort mitreden. Kurt Wicki bleibt als Verwaltungsratspräsident von IBC im Unternehmen, bis die gemeinsame Strategie feststeht. Bis dahin werden Qualibroker und IBC auch noch mit ihren eigenen Namen auftreten. «Irgendwann müssen wir uns hier aber sicher finden und auch gewisse Synergien nutzen», sagt Wicki. Die strategische Ausrichtung hängt nicht zuletzt auch von anderen Zukäufen ab, die Qualibroker getätigt hat. Der Broker ist in den letzten zehn Jahren stark gewachsen.

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