Das Cevian-Paket von knapp 9,4 Prozent der Baloise-Aktien wurde am Freitag an die Helvetia-Grossaktionärin Patria verkauft, teilten die beiden Fusionswilligen gleichentags mit. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Folgerichtig trat Cevian-Vertreter Robert Schuchna an der Generalversammlung der Baloise vom Freitag gar nicht zur Wahl in den Verwaltungsrat an. Mit Schuchna im Steuerungsgremium wollte der aktivistische Investor seinen zahlreichen Forderungen an die Baloise-Führung Nachdruck verleihen. Nun zieht sich Cevian zurück.
Fusion auf Kurs
Mit dem grossen Stimmengewicht von Patria mit gut 34 Prozent bei Helvetia und den knapp 10 Prozent bei der Baloise, steht der am Dienstag angekündigten Fusion der beiden mittelgrossen Versicherungen zur "Helvetia Baloise Holding" wohl nichts mehr im Weg. Denn Patria hatte angekündigt, die Pläne zu unterstützen. Am 23. Mai müssen sowohl die Aktionäre von Helvetia als auch jene der Baloise der Fusion mit einer Zweidrittelmehrheit zustimmen. Bei Cevian war indes nicht klar, wie das Verdikt ausfällt.
Die Schweden hatten 2024 ihre Beteiligung an der Baloise ausgebaut, nachdem die in den Statuten festgeschriebene Stimmrechtsbeschränkung weggefallen war. Cevian forderte in der Folge etwa den Ausstieg aus Deutschland oder den Verkauf der Baloise Bank. Baloise müsse fokussierter und profitabler arbeiten und die Dividendenfähigkeit steigern, forderte Cevian. Diese Ziele verfolgte auch die Baloise mit der im Herbst lancierten «Refokussierungsstrategie» auf das Kerngeschäft, allerdings mit Deutschland und der Bank im Gepäck. Die Strategie beurteilten Cevian-Vertreter als «ungenügend».
Zugleich wurde die Baloise vermehrt als Übernahmekandidat gehandelt. Axa, Allianz oder die Zurich wurden als mögliche Käufer ins Feld geführt. Mit der nun starken Stellung von Patria bei beiden Unternehmen, ist ein Verkauf der Basler wohl kein zum Thema mehr.
Grosser Player entsteht
Somit dürfte noch in diesem Jahr die neue Helvetia Baloise als zweitgrösster Player am Schweizer Versicherungsmarkt mit mehr als 22'000 Mitarbeitenden und einem Geschäftsvolumen von gut 20 Milliarden Franken entstehen. Dabei erhält die neue Gruppe auch in europäischen Märkten wie Deutschland, Belgien, Spanien oder Italien deutlich mehr Gewicht.
Baloise-Verwaltungsratspräsident Thomas von Planta und Helvetia-CEO Fabian Rupprecht, die in den jeweiligen Funktionen auch bei der neuen Gesellschaft das Sagen haben, sehen im Zusammenschluss gute Chancen, die Position im Markt deutlich zu verbessern und den Unternehmenswert zu steigern, wie sie in Interviews ausführten.
Rupprecht will mit der «Fusion unter Gleichen» die Agenturnetze stärken und das Angebot verbessern und zugleich Skaleneffekte und Synergiepotenzial ausschöpfen. Das wird auch einen grossen Stellenabbau zur Folge haben. Wie gross der sein wird, wollten Rupprecht und von Planta noch nicht kommunizieren. Dafür sei es zu früh, hiess es. (awp/hzi/pg)