Im ersten Covid-19-Pandemiejahr 2020 ist die Anzahl der Klientinnen und Klienten in Alters- und Pflegeheimen in bisher noch nie gesehenem Ausmass zurückgegangen. Dafür wurden die Dienste der Spitex deutlich häufiger in Anspruch genommen.
Die Covid-19-Pandemie hatte starke Auswirkungen auf die Inanspruchnahme der Alters- und Pflegeheime, wie die am Dienstag veröffentlichten Statistiken der sozialmedizinischen Institutionen und der Hilfe und Pflege zu Hause des Bundesamtes für Statistik (BFS) zeigen. 2020 verringerte sich die Zahl der Eintritte im Vergleich zum Vorjahr um über 10 Prozent. Kurzzeitaufenthalte wurden sogar um 17,3 Prozent weniger gebucht.
Viel mehr Todesfälle in Heimen
Die Zahl der Klientinnen und Klienten der Alters- und Pflegeheime (alle Leistungen zusammengenommen), die in der Regel kontinuierlich zunimmt, ging 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 4,1 Prozent auf 158'433 zurück. Gleichzeitig stieg die Anzahl Todesfälle in Alters- und Pflegeheimen um 16,3 Prozent. In den letzten fünf Jahren stieg die Zahl der in Alters- und Pflegeheimen eingetretenen Todesfälle durchschnittlich nur um 0,2 Prozent.
Das BFS plant in diesem Zusammenhang am 13. Dezember 2021 eine Publikation zu den Auswirkungen der Pandemie auf das Gesundheitswesen.
3,8 Millionen Menüs ausgeliefert
Die Spitex, die ohnehin von Jahr zu Jahr stärker beschäftigt ist, fungierte in der Pandemie auch als Auffangnetz für Menschen, welche die Heime wegen der erhöhten Ansteckungsgefahr mieden. Die verrechneten Spitex-Stunden stiegen um 6 Prozent auf 26,5 Millionen. Dabei stieg das Volumen der KVG-Pflege stärker an als dasjenige der hauswirtschaftlichen Leistungen. Der Spitex-Mahlzeitendienst hatte mehr als ein Fünftel mehr zu tun und lieferte 3,8 Millionen Menüs an 33'535 Klientinnen und Klienten aus.
Die Pflegedienste der Spitex wurden insbesondere von über 80-Jährigen überdurchschnittlich oft in Anspruch genommen: Obwohl deren Anteil an der Bevölkerung 2020 nur um 1 Prozent gestiegen ist, nahm die Spitex-Klientel in dieser Altersgruppe um 5,7 Prozent zu.
Der Anteil der von der Spitex gepflegten über 80-Jährigen nahm um 1,4 Prozentpunkte zu und macht mittlerweile 30,6 Prozent der ganzen Pflege-Kundschaft aus. «Zurückzuführen ist diese ausserordentliche Zunahme mit grosser Wahrscheinlichkeit auf das Gesundheitsmanagement im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie», schreibt das BFS.
Versicherungen zahlten 1,1 Milliarden für Spitex
2020 verursachten die Alters- und Pflegeheime Betriebskosten von insgesamt 10,8 Milliarden Franken, das sind 2,6 Prozent mehr als im Jahr davor. Die Spitex-Leistungen kosteten insgesamt 2,8 Milliarden Franken, was einem Plus von 6 Prozent entspricht.
Davon wurden 1,2 Milliarden Franken (42 Prozent) von der öffentlichen Hand getragen, 1,1 Milliarden Franken (40 Prozent) von den Versicherungen und 462 Millionen Franken (16 Prozent) von den betreuten Personen. Den grössten Anteil des Aufwands machten die Personalkosten mit 86 Prozent aus. Der Rest waren Betriebskosten.
(sda/hzi/gku)