Die Krankenkasse CSS hat am heutigen Montag eine Umfrage zum gefühlten Gesundheitszustand der Schweizer Bevölkerung veröffentlicht. Zuletzt stieg der Anteil derjenigen, die angaben, sich nicht ganz gesund zu fühlen. 

Schwerpunkt der diesjährigen Umfrage war die Situation am Arbeitsplatz. Es ging zum Beispiel um die Frage, ob eine räumliche und zeitliche Flexibilisierung der Arbeitswelt zu mehr Druck führe oder entlastend wirkt. Die CSS-Gesundheitsstudie ist laut den Organisatoren repräsentativ für die sprachintegrierte Bevölkerung ab 18 Jahren.

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Gesundheit: Abwärtstrend verstetigt sich

Die Schweizer Bevölkerung fühlt sich gemäss CSS-Umfrage weniger gesund als vor der Pandemie. Eine deutliche Verschlechterung des Gesundheitszustandes zeigt sich bei den über 65-Jährigen: Rund die Hälfte von ihnen fühlt sich nicht ganz gesund oder krank. Vielen jungen Erwachsenen geht es mental nicht gut und sie haben Mühe, professionelle Hilfe zu finden. Und: Die Doppelbelastung mit beruflicher Arbeit und Care-Arbeit fordert ihren Tribut bei Frauen zwischen 41 und 50 Jahren. Sie sind psychisch am meisten belastet.

Die CSS-Gesundheitsstudie untersucht seit 2020, wie es der Schweizer Bevölkerung geht. Sie wird vom Forschungsinstitut Sotomo durchgeführt. Befragt wurden 2’432 Personen in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz. Die untersuchten Altersgruppen gliedern sich in junge Erwachsene (18 - 35 Jahre alt), Erwachsene (36 - 65 Jahre alt) und Seniorinnen und Senioren (über 65 Jahre alt).

Viele 65plus gesundheitlich angeschlagen

Die CSS-Gesundheitsstudie zeigt, dass es den Schweizerinnen und Schweizern im Vergleich zum Beginn der Pandemie gesundheitlich schlechter geht: Im März 2020 gaben 22 Prozent der Befragten an, sich nicht ganz gesund zu fühlen. 2023 ist dieser Anteil auf 34 Prozent gestiegen. 

Auffällig ist gemäss Umfrage die Zunahme bei den Seniorinnen und Senioren: von 30 Prozent im Jahr 2020 ist der Anteil auf 46 Prozent in diesem Jahr angestiegen. Vor und während der Pandemie lag die Zahl der Krankheitstage der älteren Menschen bei 2,6 pro Jahr und damit deutlich unter dem Durchschnitt von 3,8. Im Jahr der verstärkten Corona-Massnahmen (2021) sank der Wert der Seniorinnen und Senioren auf 2,2 Tage und stieg 2023 an auf mehr als das Doppelte mit 4,5 Tage.

Erschöpfte Nation 

Mehr als zwei Drittel der sich krank fühlenden Personen gaben an, dass sie oft an Müdigkeit und Erschöpfung (68 Prozent) litten. Es sei dabei nicht ausgeschlossen, dass die Erschöpfung auch auf Covid-Erkrankungen zurückzuführen ist, heisst es im CSS-Bericht. Häufig genannt werden zudem Schmerzen (48 Prozent), Infektionskrankheiten (41 Prozent) sowie Stress (40 Prozent). 

Die angeschlagene Gesundheit wirkt sich auch auf den Alltag aus: Betroffene leiden an Schlafproblemen und Bewegungsmangel; sie reduzieren sogar ihr Sozialleben und leiden unter angespannten Beziehungen. 

Engpässe bei Medikamenten

Gut die Hälfte der Bevölkerung benötigte im vergangenen Jahr Medikamente. 37 Prozent von ihnen waren von Lieferschwierigkeiten bei Medikamenten betroffen. Die meisten konnten gleichwertige Alternativen finden. Bei 7 Prozent der Personen mit Medikamentenbedarf wirkten sich die Lieferschwierigkeiten hingegen negativ auf die Behandlung aus.

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Mentale Gesundheit als grosse Herausforderung

Die mentale Gesundheit ist eine grosse Herausforderung für die Schweiz: Während es 2021 noch knapp drei Viertel der Bevölkerung immer oder meistens gut ging, sind es 2023 nur noch gut zwei Drittel. Immer noch geht es den jungen Erwachsenen schlechter als der übrigen Bevölkerung. Allerdings zeigt sich eine leichte Aufhellung der Stimmung: Der Anteil der jungen Erwachsenen, denen es psychisch gut geht, ist von 57 auf 60 Prozent gestiegen. 

Eine anhaltende negative Tendenz zeigt sich dagegen bei den Erwachsenen: Seit 2021 ist der Anteil der mental ganz Gesunden von 75 auf 67 Prozent gesunken. Am schlechtesten ist die mentale Stimmung bei Frauen zwischen 41 und 50 Jahren. Es ist das Lebensalter, in dem sich beruflicher und familiärer Stress oft vermischen. 

Psychisch am robustesten zeigen sich weiterhin die Seniorinnen und Senioren. Sie behalten psychische Probleme eher für sich. Von fünf Befragten wenden sich zwei (39 Prozent) an niemanden, wenn es ihnen psychisch nicht gut geht. Es sind vor allem ältere Menschen, die sich ausschweigen, während es jüngeren leichter fällt, über Probleme zu sprechen. 

Psychische Probleme am Arbeitsplatz

Dies steht im Kontrast zum Umgang mit psychischen Problemen am Arbeitsplatz. 40 Prozent der jungen Erwachsenen sind schon einmal aufgrund ihres psychischen Befindens von der Arbeit ferngeblieben. Bei den Erwachsenen sind es deutlich weniger mit 23 Prozent.

Von allen Befragten haben nur 45 Prozent die Gründe für das Fernbleiben von der Arbeit offen kommuniziert; 40 Prozent nennen einen anderen Grund, der Rest ewähnt keinen Grund. Junge Erwachsene schieben mit 51 Prozent besonders häufig einen falschen Grund vor, mutmassen die Autoren der CSS-Studie -  «womöglich, weil psychische Erkrankungen mit verminderter Leistungsfähigkeit assoziiert werden», heisst es dazu im Bericht.

Suche nach professioneller Unterstützung

38 Prozent derjenigen, denen es psychisch nicht gut geht, gaben an, professionelle Hilfe in Anspruch genommen zu haben. Eine Mehrheit von 62 Prozent holt sich in dieser Situation jedoch keine Unterstützung durch einen Psychiater oder eine Psychologin. Allerdings finden nicht alle, die professionelle Hilfe suchen, auch die benötigte Unterstützung. Für knapp die Hälfte der Befragten gestaltete sich dies schwierig.

Besonders junge Erwachsene, denen es ohnehin öfter schlecht geht, haben eher Mühe, professionelle Unterstützung zu erhalten. Auch für Personen, die sich in einer akuten psychischen Krise befinden, gestaltet sich die Suche nach einem Therapieplatz schwierig.

Mehr Flexibilität bei der Arbeit reduziert Stress

Wie wirkt sich die Arbeit auf unser psychisches Wohlbefinden aus? Eine grosse Mehrheit der Schweizer Bevölkerung (70 Prozent) erachtet eine psychische Erkrankung aufgrund von Leistungsstress als Gefahr für die Gesundheit. Entgegen der Annahme, dass die räumliche und zeitliche Flexibilisierung der Arbeitswelt zu mehr Druck führt, beurteilen drei von vier berufstätigen Befragten die Flexibilisierung bei der Arbeit als positiv. Sie wirkt entlastend: Die Arbeit lässt sich an die eigene Tagesform und an private Angelegenheiten anpassen. Diese positive Wahrnehmung ist bei Frauen, die auch heute noch mehr Care-Arbeit übernehmen, etwas stärker verbreitet als bei den Männern.

Lebensqualität ist wichtiger als ein langes Leben

Wenn sich die Bevölkerung zwischen einem langen, einem erfüllten oder einem gesunden Leben entscheiden müsste, würden sich nur für 2 Prozent für ein langes Leben entscheiden. Für 54 Prozent steht ein erfülltes Leben an erster Stelle, für 44 Prozent ist es die Gesundheit. Für Seniorinnen und Senioren ist die Gesundheit im Vergleich zur Erfülltheit wichtiger. Interessanterweise betrachten auch Personen, die (eher) krank sind, ein erfülltes Leben als den wichtigsten Aspekt ihrer Lebenszeit.

Die rasante Entwicklung von innovativen Medikamenten hat dazu geführt, dass viele Patientinnen und Patienten, die einst als unheilbar krank galten, heute eine Chance auf Heilung oder zumindest eine Verlängerung ihrer Lebenszeit haben. Doch diese Fortschritte in der Medizin bringen auch ethische und finanzielle Herausforderungen mit sich. 45 Prozent der Befragten wollten kein Urteil darüber abgeben, welcher maximale Preis für lebensverlängernde Medikamente pro Jahr angemessen ist. 71 Prozent, die sich zu dieser Frage äussern, sind der Ansicht: Lebensverlängernde Medikamente dürfen die Prämien um höchstens zusätzlich 40 Franken pro Monat verteuern. (pm/hzi/mig)