Mit der fortschreitenden Einführung von künstlicher Intelligenz, der Automatisierung von Prozessen und innovativen digitalen Geschäftsmodellen stehen KMU vor beispiellosen Möglichkeiten, ihre Effizienz zu steigern und neue Märkte zu erschliessen. Doch mit diesen Chancen gehen auch Risiken einher. Gemäss dem «Allianz Risk Barometer 2025» bleibt Cyberkriminalität das weltweit grösste Risiko für Unternehmen.

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Eine Studie von Yougov aus dem Jahr 2024 zeigt, dass etwa 4 Prozent der KMU (hochgerechnet rund 24’000) in den letzten drei Jahren Opfer schwerwiegender Cyberangriffe wurden. Bei 73 Prozent dieser Vorfälle entstanden erhebliche finanzielle Schäden. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Cybersicherheit längst nicht nur ein Thema für Grossunternehmen ist, sondern auch KMU unmittelbar betrifft.

Über den Autoren

Manuel Pachlatko ist Head Cyber Specialty Switzerland & Austria bei Aon.

KMU sind anfällig für Cyberangriffe

KMU stehen sogar vor spezifischen Herausforderungen, die sie für Cyberangriffe besonders anfällig machen. Denn aufgrund begrenzter finanzieller und personeller Ressourcen sind sie oft von externen IT-Dienstleistern oder Cloud-Lösungen abhängig. Diese Abhängigkeit erhöht die Komplexität ihrer Risikolandschaft. Zu den grössten Risiken für KMU zählen dabei Ransomware-Angriffe. Dabei verschlüsseln Cyberkriminelle die Daten und fordern Lösegeld.

Ohne zuverlässige Backups oder geeignete Schutzmassnahmen kann das existenzbedrohend sein. Ein weiteres Risiko sind Datenverluste. Denn nebst der Verschlüsselung drohen Angreifer zunehmend mit der Veröffentlichung sensibler Daten. Dies kann zu massiven Reputations- und Geschäftsschäden führen. Als Drittes schliesslich drohen Business-E-Mail-Compromise-(BEC-)Vorfälle. Hierbei versuchen Betrüger, mit gefälschten Geschäfts-E-Mails Zahlungen oder vertrauliche Informationen zu erschleichen.

Fortschritte in der Cybersicherheit

Viele KMU haben in den letzten Jahren in Cybersicherheitsmassnahmen investiert. Technische Lösungen wie Firewalls, Backups, Penetrationstests oder Next-Generation-Antivirus-Lösungen werden immer häufiger eingesetzt. Dennoch bleiben organisatorische Schwachstellen wie fehlende oder unzureichend getestete Notfallpläne ein grosses Problem. Nur etwa 10 Prozent der Unternehmen verfügen über solide Krisenmanagementprozesse und vorab definierte Ansprechpartner für Cybervorfälle. Dabei kann gerade in kritischen Momenten die Reaktionszeit entscheidend sein. Die Diskrepanz zwischen dem Bewusstsein für Risiken und der tatsächlichen Umsetzung notwendiger Massnahmen bleibt eine zentrale Herausforderung.

Risikotransfer mit Cyberversicherung

Hier können Versicherer und Broker wertvolle Unterstützung leisten. So gibt es heute spezielle Analysetools, die es KMU ermöglichen, ihre individuellen Cyberrisiken systematisch zu bewerten und gezielte Schutzmassnahmen abzuleiten. Diese Instrumente bieten unter anderem ein Loss Forecasting. Dabei werden potentielle Verlustszenarien detailliert modelliert. Und mit einem Exposure-Assessment kann eine ganzheitliche Analyse von Schwachstellen und Sicherheitskontrollen vorgenommen werden. Aufgrund einer Total-Cost-of-Risk-(TCOR-)Analyse lassen sich dann massgeschneiderte und kosteneffiziente Versicherungslösungen entwickeln.

Der Risikotransfer mit einer Cyberversicherung bietet mehrere Vorteile: Zunächst einen finanziellen Schutz, da Betriebsunterbrechungen, Lösegeldforderungen, IT-Wiederherstellung und andere direkten Schäden abgedeckt sind. Zudem erhalten KMU über eine Cyberversicherung direkten Zugang zu Experten. Im Ernstfall bekommen sie Unterstützung durch IT-Forensiker, von juristische Expertinnen und Krisenkommunikationsberatern. Und sie erhalten zudem eine regulatorische Absicherung.

Denn besonders in stark regulierten Branchen wie dem Gesundheitswesen, den Finanzdienstleistungen oder der kritischen Infrastruktur kann eine Cyberversicherung helfen, Bussgelder und rechtliche Konsequenzen zu vermeiden. Darüber hinaus bringt die Zusammenarbeit mit Versicherern und Brokern wertvolle Synergien. Der Austausch von Best Practices verbessert nicht nur die Risikoqualität, sondern führt auch zu nachhaltigeren Schutzmassnahmen.

Versicherungslösungen nach Mass

Die Prämien für Cyberversicherungen sind in den letzten Jahren trotz eines breiteren Deckungsumfangs deutlich gesunken – dank zunehmender Marktreife und wachsendem Wettbewerb. Durch branchenspezifische Rahmenverträge profitieren Unternehmen heute von massgeschneiderten Lösungen, die sowohl finanzielle Absicherung als auch umfassende Zusatzservices bieten. Cyberversicherungen sind heute weit mehr als blosse Sicherheitsnetze. Sie sind ein integraler Bestandteil einer ganzheitlichen Cyberrisikomanagementstrategie. Für KMU eröffnen sie die Möglichkeit, Risiken nicht nur zu transferieren, sondern die eigene Resilienz nachhaltig zu stärken.

Dieser Beitrag ist Teil des am 27. Februar 2025 erschienenen HZ-Insurance-Print-Specials «Cyber Risk».