Die mittlere Monatsprämie wird im kommenden Jahr 378,70 Franken betragen, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Donnerstag mitteilte. Für Erwachsene steigt sie um 25,30 Franken auf 449,20 Franken. Junge Erwachsene müssen 16,10 Franken mehr und damit neu 314,10 Franken zahlen. Für Kinder steigt die mittlere Prämie um 6,50 Franken auf 117,90 Franken. Die Unterschiede zwischen den Kantonen sind enorm: Spitzenreiter ist der Kanton Tessin mit einem Anstieg von 10,5 Prozent. Am anderen Ende der Skala liegt Basel-Stadt mit 1,5 Prozent.
Stark gestiegene Kosten
Der Anstieg der Prämien ist auf die steigenden Kosten in der Krankenversicherung zurückzuführen. Im ersten Halbjahr 2024 sind die Kosten gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres erneut um 4,1 Prozent gestiegen. Zudem schlägt sich seit diesem Jahr auch die Teuerung auf die Tarife nieder.
Aufgrund der alternden Bevölkerung sowie wegen neuer Therapien und Medikamente werden die Kosten auch in Zukunft steigen. Die Schweiz habe ein sehr gutes Gesundheitssystem, sagte Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider vor den Medien in Bern. Und dieses System habe seinen Preis. Sie sei jedoch überzeugt, «dass es möglich ist, die Kosten zu dämpfen, ohne dass die Qualität leidet». Dazu müssten alle Akteure im Gesundheitswesen sowie die Versicherten selbst beitragen.
Forderungen liegen auf dem Tisch
In ersten Reaktionen nach Bekanntgabe der Prämien zeigten sich Vertreterinnen und Vertreter von Gesundheitswesen und Politik besorgt. So warnte etwa die Stiftung für Konsumentenschutz, die Prämien seien eine enorme Belastung für Haushalte mit tieferen und mittleren Einkommen. Sie stellten ein Gesundheitsrisiko dar, weil immer mehr Menschen aus finanziellen Gründen auf notwendige Behandlungen verzichteten.
Vorschläge und Forderungen für Massnahmen liegen nun einige auf dem Tisch. Der Spitalverband H+ forderte umgehende Reformen und eine faire Finanzierung mit kostendeckenden Tarifen. Der Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz, Mitte-Politiker Lukas Engelberger, setzt auf die überregionale Spitalplanung. Der Krankenkassenverband Santésuisse will sofort kostendämpfende Massnahmen einleiten wie etwa die Reduktion der Preise für Medikamente und Laboranalysen.
Für SP und Grüne ist eine gerechtere Finanzierung mit gedeckelten und solidarisch finanzierten Prämien notwendig. Die FDP hingegen will alternative Versicherungsmodelle stärken. Die Mitte kritisierte, das Gesundheitssystem sei zu einem «Kartell» geworden, in dem sich die Akteure gegenseitig decken und Kosteneinsparungen verhindern. Die SVP wollte sich am Donnerstag auf Anfrage nicht äussern.
Massnahmen in Sicht
Einige Vorlagen sind bereits im politischen Prozess. So hat der Ständerat just am Tag der Bekanntgabe der Prämien 2025 eine Motion aus den Reihen der SVP gutgeheissen. Sie verlangt eine Erhöhung der Mindestfranchise. Zudem ist derzeit das zweite Paket zur Kostendämpfung im Parlament. Darin enthalten sind Massnahmen wie etwa Mengenrabatte bei Medikamenten, die viel Umsatz generieren, sowie die Stärkung einer koordinierten Gesundheitsversorgung.
Bereits am 24. November kommt die Vorlage über die einheitliche Finanzierung der ambulanten und stationären Gesundheitsleistungen vors Volk (abgekürzt Efas). Heute werden stationäre Behandlungen von Kantonen und Kassen bezahlt, während ambulante Behandlungen allein von den Kassen gedeckt werden. Mit der Vorlage soll ein Anreiz für die Verlagerung von stationären zu ambulanten Behandlungen geschaffen werden, was zu sinkenden Gesundheitskosten führen soll.
Darüber hinaus will die SP einen weiteren Anlauf für eine öffentlich-rechtliche Krankenkasse nehmen. Dies nachdem das Stimmvolk im Juni ihre Prämien-Entlastungs-Initiative abgelehnt hatte.
Ebenfalls geprüft wird eine Notfallgebühr für das Aufsuchen einer Notfallstation bei Bagatellfällen. Zudem soll sie Digitalisierung im Gesundheitswesen vorangetrieben werden. Dabei geht es einerseits um das Programm Digisanté und anderseits um das elektronische Patientendossier. Mit den zwei Ansätzen sollen die verschiedenen Gesundheitsakteure Daten besser untereinander austauschen können, um Doppelspurigkeiten und somit Mehrkosten zu vermeiden. (awp/hzi/bdw)
1 Kommentar
Ja, das Gesundheitssystem ist sicher kartell-ähnlich gegliedert, unterdessen.
Das Himmeltraurige ist, dass es einige Spitzenverdiener (zB CEOs der KK) gibt sowie die Chef- und Spezialärzte, welche ganz toll abkassieren. Jahr für Jahr. Und dann zusätzlich noch 240 Mio Bonus pro Jahr ausgeschüttet erhalten, auch per Jahr. Direkt aus der Kasse der Pharmabranche.
Auf der anderen Seite haben wir das darbende Pflegesysteme, welches das Personal für die körperlich und emotional schwere Arbeit nicht angemessen entlöhnt.
Es bringt also nicht als Sorgen, wenn man Spitäler schliesst. Aber Chefs wie Harnischberg, welcher seine über 700'000.- Fr pro Jahr einkassiert (nicht verdient) die kann man einsparen. Anstatt 40 Chefs noch einen. das schenkt ein.