Jede vierte Krankenkasse weist ein ungenügendes Polster auf. Das berichteten die CH-Media-Zeitungen und der Blick. Auch die Reserven der grössten Krankenversicherung der Schweiz CSS sind in den vergangenen drei Jahren um rund eine Milliarde Franken geschrumpft, die Solvenzquote sank deutlich von 205 auf 84 Prozent. Im Kurzinterview zeigt sich CSS-Mediensprecherin Sidonia Küpfer aber keineswegs beunruhigt.
Was sind die Gründe für den starken Rückgang der Reserven?
Die CSS verfolgt grundsätzlich die Politik, keine überhohen Reserven zu horten und die Prämien so niedrig wie möglich zu halten. In den vergangenen Jahren hat die CSS die Prämien jeweils deutlich unterhalb des Marktdurchschnitts erhöht. Davon haben unsere Versicherten profitiert. In Kombination mit dem hohen Leistungskostenanstieg, der vor allem nach der Pandemie eingesetzt hat, der Teuerung und dem forcierten Reserveabbau in den vergangenen Jahren führte das zur besagten Schwankung bei den Reserven. In diesem Zusammenhang hätten wir den in den letzten Jahren vom Bundesamt für Gesundheit erwarteten Abbau unserer Reserven rückblickend etwas weniger schnell vollzogen.
Ist die finanzielle Stabilität der CSS gefährdet?
Nein, die CSS ist grundsolide aufgestellt. Im Wettbewerb der Versicherer können derartige Schwankungen bei Ergebnissen und Solvenz durchaus vorkommen. In diesem Umfang und in Kombination mit den entsprechenden Prämienkalkulationen ist das in keiner Weise beunruhigend. Wir gehen davon aus, dass die Solvenzquote in spätestens zwei Jahren wiederum über 100 Prozent sein wird.
Welchen Einfluss hat die Entwicklung auf das operative Geschäft?
Das hat keinen Einfluss auf das operative Geschäft der CSS.
Muss die CSS nun einen rigiden Sparkus fahren?
Die Hauptmassnahme als Reaktion auf die Solvenzquote sind kostendeckende Prämien für das kommende Jahr. Darüber hinaus pflegt die CSS stets einen haushälterischen Umgang mit den Prämiengeldern. Das bezeugt auch der tiefe Verwaltungskostensatz von 3,9 Prozent (Branchendurchschnitt 5,1%). Die CSS gehört seit Jahren zu den kosteneffizientesten Krankenversicherern.
Wie stark werden die Prämien für die Versicherten prozentual im Durchschnitt steigen?
Die durchschnittliche Prämienerhöhung in der obligatorischen Grundversicherung liegt schweizweit bei 6,0 Prozent. Die CSS Kranken-Versicherung AG erhöht ihre KVG-Prämie um durchschnittlich 8,6 Prozent.
Rechnen Sie aufgrund der Prämienerhöhung mit einem Rückgang der Versichertenzahlen?
Wir befinden uns in einem wettbewerblichen Umfeld. Selbstverständlich reagieren die Versicherten auf die Veränderungen der Prämien, die je nach Region unterschiedlich ausgeprägt sind. Die CSS ist über viele Jahre kontinuierlich gewachsen. Für uns war klar, dass 2025 ein Aufholjahr wird. Wir legen damit die Basis, um in den kommenden Jahren unsere Politik der unterdurchschnittlichen Prämien konsequent fortzusetzen.
1 Kommentar
Wir CSS-Versicherten dürfen für nächstes Jahr massiv höhere Prämien zahlen, um neben den immer weiter steigenden Gesundheitskosten auch die Fehlentscheide des überbezahlten Managements auszubaden.
Die Angaben zur durchschnittlichen Prämienerhöhung sind Augenwischerei. In meinem Fall beträgt die Erhöhung +18% für 2025 nach einer Erhöhung um 13% für 2024. Also ein Plus von 33% von 2023 bis 2025 (Zinseszins)! Es werden insbesondere jene massiv zur Kasse gebeten, die keine Leistungen in Anspruch nehmen und deshalb mit maximaler Franchise versichert sind.
Ich bin kein Freund von häufigen Krankenkassen-Wechseln, da diese ebenfalls Kosten verursachen. Doch wer seine Versicherten so behandelt, verdient den Abgang von Beitragszahlern.
Ob sich in Bern was tut, wage ich zu bezweifeln, denn die Erfahrung aus den vergangenen 10 Jahren spricht nicht dafür, dass sich die Kosten normalisieren. Das fokussieren auf Ambulante Behandlungen verlagert primär die Kosten vom Kanton zu den Versicherungen. Auf die Vernunft der Versicherten zu setzen, wird auch immer schwieriger, denn wer so viel für das Gesundheitswesen zahlen muss, wird es auch (aus Trotz?) in Anspruch nehmen wollen. Es wird spannend zu beobachten wann der Kipp-Punkt in der Gesellschaft erreicht ist. Manche Familien werden in wenigen Jahren gleich viel Prämien wie Miete zahlen...