Darum geht's
  • Für kleine und mittlere Unternehmen, die von Howden beraten werden, stehen zunehmend Themen wie Cyberkriminalität und Klimarisiken im Vordergrund, während klassische Versicherungsfragen weniger bedeutend sind.
  • Zentrale Unsicherheiten betreffen geopolitische Spannungen, insbesondere die Nähe zum Ukraine-Konflikt und Investitionen in Ländern wie China und Taiwan, sowie die Belastungen durch internationale Lieferketten.
  • Viele Firmen erwägen eine Rückverlagerung der Produktion nach Europa, um Risiken zu mindern und den Klimaschutz zu unterstützen, während die Bindung an Broker von der Unternehmensgrösse und der Beratungsqualität abhängt.
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Herr Jenny, was sind derzeit die drängenden Themen für kleine und mittlere Unternehmen, die von Howden beraten werden? 

Die klassischen Versicherungsthemen wie die Betriebsunterbrechungsversicherung und die Sachversicherung stehen häufig nicht mehr im Hauptfokus. Stattdessen neue Themen wie die Risiken, die mit der Digitalisierung einhergehen. So etwa die Cyberkriminalität. Dann aber auch Risiken im Zusammenhang mit dem fortschreitenden Klimawandel. Für viele Unternehmen ist zudem der Wettbewerb um die besten Talente und der Fachkräftemangel ein grosses Thema. Und schliesslich auch die zunehmende politische Unsicherheit in der Welt.

Welche Unsicherheiten vor allem?

Da sind zunächst die Kriegshandlungen so nahe vor der eigenen Tür, mit denen die Menschen Mühe haben und aufgrund derer sie Zukunftsängste entwickeln, auch in den Unternehmen. Denn ein solches Szenario hatten wir viele, viele Jahre nicht mehr. Zahlreiche Unternehmen haben zudem in den Osten investiert und fragen sich, wie sicher der Standort in der Nähe zur Ukraine ist oder wie sicher ihre Investitionen in China, Taiwan oder in anderen Ländern der Welt sind. Die Nachteile von internationalen Lieferketten haben wir in und nach der Corona-Zeit alle erlebt. 

Gibt es Tendenzen, dass Firmen die Produktion wieder aus dem Osten oder aus Asien zurückholen?

Es ist zu früh, um hier von Tendenzen zu reden, aber bei vielen Unternehmungen dürften solche Szenarien auf dem Tisch liegen und diskutiert werden. Vielleicht nicht unbedingt das Insourcing in die Schweiz, aber vielleicht in näher gelegene Regionen. In diesem Zusammenhang ist immer häufiger vom Süden Europas die Rede.

Kürzere Lieferketten wären auch dem Klima zuträglich. Welchen Stellenwert hat dieses Thema für Unternehmen?

Der Klimawandel hat langfristige Folgen für Unternehmungen und wie sie sich in diesem Zusammenhang positionieren. Dies kann matchentscheidend sein für die Reputation und dementsprechend auch für den Unternehmenserfolg. 

Wie eng ist die Verbindung zwischen Brokern und Unternehmen? Gibt es die lebenslange Treue noch?

Das hängt meist vom Kundensegment ab. Bei grösseren Unternehmungen ist die Bindung oder eben Treue seit je weniger ausgeprägt, da Corporate-Governance-Prozesse eine regelmässige Prüfung der Zusammenarbeit verlangen. Die Beziehungen zu Privatkundinnen, Privatkunden und KMU weisen tatsächlich häufig eine höhere Bindung aus, aber auch hier sehen wir, dass vermehrt ein Augenmerk auf Qualität, Transparenz und Kosten gelegt wird.

Howden hat in den letzten Jahren zwölf Versicherungsvermittler in der Schweiz aufgekauft. Wird die Expansion in diesem Tempo weitergehen?

Wir haben zunächst einen Grundstein gelegt und das bedurfte einer gewissen Geschwindigkeit. Um unsere regionale Präsenz und unser Know-how weiter zu stärken, werden wir auch künftig Brokerunternehmen erwerben, die Teil unserer Gruppe sein wollen und die zu uns passen. Aber sicherlich nicht im gleichen Tempo wie in den letzten zwei Jahren. Zumal es auch zahlreiche Unternehmer gibt, die nicht verkaufen wollen. Sei es, weil sie sich auf eine Nische konzentrieren und in dieser besonders stark sind oder weil sie in einer Region sehr stark verankert sind – und das ist gut so. Es ist wichtig und richtig, dass die Kundinnen und Kunden Auswahl haben. 

Werden die kleinen Maklerbetriebe auch hierzulande aussterben?

In unserem Geschäft geht es um Beratungsqualität und das Schaffen von spürbarem Mehrwert für die Kundschaft. Versicherungsbroker, denen es gelingt, Ihren Kunden und Kundinnen beides zu erbringen, werden immer überleben. Sicherlich wird die Konsolidierung voranschreiten, und wir werden vermehrt Zusammenschlüsse sehen, beispielsweise auch in Brokerpools.

Die BSC Broker Service Center GmbH ist ein solcher Brokerpool und wurde erst vor kurzem von Howden übernommen. Wie passt dieses Unternehmen zu Howden?

Die BSC ist eine Einkaufsgemeinschaft, welche es kleineren Versicherungsbrokern ermöglicht, den Fokus auf den Kern der beruflichen Tätigkeit zu legen, bei Bedarf Spezialwissen beizuziehen und die Kosten für Digitalisierung, Regulierung und Administration dank gemeinsamem Einkauf tief zu halten. Die Vielfalt in der Brokerlandschaft ist wichtig. Grösse muss kein Synonym für Qualität sein. Wir kennen viele kleine Brokerunternehmen, die hochprofessionell arbeiten. Häufig haben diese aber begrenzten oder keinen Zugang zu Spezialwissen und begrenzte Mittel, um mit der zunehmenden Digitalisierung und Regulierung Schritt zu halten.

Dieser Beitrag erschien erstmals am 22. August 2024 im HZ Insurance Print Special Broker.

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