Peter Brawand, wie ordnen Sie den Jahresgewinn ein?
Die Mobiliar hat den Gewinn im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesteigert. Und dies in einem anspruchsvollen Umfeld und trotz zweier negativer Effekte im Berichtsjahr: zum einen die wiederum grossen Elementarschäden, zum anderen die Finma-Vorgabe, die Elementarschadenprämien auf dem gesamten Gebäudeversicherungsbestand zu senken.
Peter Brawand ist seit 2004 Leiter Finanzen der Gruppe Mobiliar.
Deutlich gesunken ist der SST. Gerade die Mobiliar ist doch bekannt dafür, dass sie sehr solide finanziert ist?
Der Solvenzquotient ist nach wie vor sehr komfortabel – sowohl für die Einzelgesellschaften als auch für die Gruppe. Mit 485 Prozent übertreffen wir die Anforderungen um ein Vielfaches. Der tiefere Wert im Vergleich zum Vorjahr ist vor allem grösseren Marktrisiken geschuldet. Zu nennen ist insbesondere die Zunahme der Aktienrisiken, nachdem wir anders als im Vorjahr auf die Absicherung mittels Put-Optionen verzichtet haben.
Die Mobiliar verfügt über ein hohes Eigenkapital, und im Berichtsjahr ist dieses wiederum gestiegen. Ist es sinnvoll, ein so hohes Eigenkapital zu haben? Zudem ist das ja Geld, das den Versicherten gehört …
Die Mobiliar ist nicht börsenkotiert, sondern im Besitz einer Genossenschaft. Als solche muss sie mittels Selbstfinanzierung sehr gut kapitalisiert sein, weil sie nicht einfach Geld auf dem Kapitalmarkt beschaffen kann. Für die Mobiliar Genossenschaft ist es aber selbstverständlich, dass die Versicherten Anteil haben an der guten Geschäftsentwicklung: mittels Überschussbeteiligung erhalten sie jedes Jahr Geld zurück in Form von Prämienreduktionen. In den letzten zehn Jahren haben sie auf diese Weise gut 1,7 Milliarden Franken zurückerhalten.
In den letzten Jahren ist die Schadenbelastung stetig gestiegen. Worauf führen Sie dies zurück?
Gerade in den letzten drei Jahren war die Mobiliar von überdurchschnittlich hohen Elementarschäden, vor allem Hochwasser und Hagel, betroffen. Ferner sind die Schadenaufwände in der Motorfahrzeugversicherung als Folge der Inflation gestiegen.
Werden diese Entwicklungen nun einfach immer zunehmen?
Die erste Entwicklung können wir nicht steuern, aber wir engagieren uns stark im Bereich der Prävention: so hat sich die Mobiliar seit 2006 mit 43 Millionen Franken an über 160 Präventionsprojekten beteiligt – was letztlich helfen wird, die Schadenfolgen zu reduzieren. Bei der zweiten Entwicklung können wir mit unseren Produkten Gegensteuer geben: So bieten wir bei Motorfahrzeugversicherungen unterschiedliche Selbstbehalt-Varianten an, damit zum Beispiel Frontscheiben im Schadenfall möglichst repariert und nicht einfach ausgetauscht werden.