Darum geht's
  • Die deutsche Versicherungswirtschaft wächst nur leicht
  • In der Schaden- und Unfallversicherung bereiten die hohen Schadenkosten Kopfzerbrechen
  • Das Lebengeschäft geht weiter zurück
  • Für das laufende Jahr zeigt sich der GDV verhalten optimistisch

Geopolitische Konflikte, Inflation, eine schwache Reallohn-Entwicklung und schwere Unwetter bereiteten den deutschen Versicherern im vergangenen Jahr einiges Kopfzerbrechen. Das machte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) an seiner Jahresmedienkonferenz deutlich.

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Geringer Prämienanstieg über alle Sparten

So stiegen die Beitragseinnahmen nach vorläufigen Zahlen des GDV über alle Sparten hinweg um lediglich 0,6 Prozent auf 224,7 Milliarden Euro. «Bedenkt man die schwierigen Rahmenbedingungen wie die globalen Unsicherheiten, können wir mit dem Ergebnis von 2023 durchaus zufrieden sein», blieb GDV-Präsident Norbert Rollinger vor den Medien dennoch optimistisch. Der Versicherungssektor habe sich angesichts der Herausforderungen gut behauptet.

Schadeninflation macht positive Effekte zunichte

Mit Blick auf die einzelnen Sparten zeigte sich ein gemischtes Bild: Die Schaden- und Unfallversicherung verbuchte zwar einen deutlichen Zuwachs der Beitragseinnahmen um 6,7 Prozent, aber der Schadenaufwand machte den positiven Effekt zunichte. Dieser legte mit 12,7 Prozent deutlich stärker zu als die Beitragsentwicklung, so dass sich der versicherungstechnische Gewinn von rund 1,5 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nahezu halbierte. Allein in der Motorfahrzeugversicherung ergab sich durch die gestiegenen Preise beispielsweise für Reparaturen ein versicherungstechnischer Verlust von rund 2,9 Milliarden Euro. «Jedem eingenommenen Euro standen Ausgaben von 1,10 Euro gegenüber», so Rollinger. Was die jüngsten Hochwasser anbelangt, verursachten diese laut Einschätzung des GDV versicherte Schäden von rund 200 Millionen Euro. Länder und Kommunen seien aufgefordert, mehr für die Hochwasserprävention zu tun. 

Lebengeschäft mit deutlichem Prämienminus

Ähnlich das Bild bei den Lebensversicherungen. Dort gingen die Beitragseinnahmen aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der schwachen Reallohn-Entwicklung um 5,2 Prozent auf rund 92 Milliarden Euro zurück. Die Zurückhaltung beim Abschluss einer Lebensversicherungs-Police war also deutlich spürbar. Vor allem das Einmalbeitragsgeschäft war davon betroffen. In der Privaten Krankenversicherung erhöhten sich die Beitragseinnahmen 2023 laut GDV hingegen um 2,3 Prozent auf 48,2 Milliarden Euro, wobei 42,6 Milliarden Euro davon auf die Krankenversicherung (plus 1,3 Prozent) entfielen. 

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Verhalten optimistisch für 2024

Für das laufende Jahr zeigten sich Rollinger und GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen relativ zuversichtlich: So sollen die Prämieneinnahmen der deutschen Assekuranz vor dem Hintergrund steigender Nominallöhne und nachlassender Inflation spartenübergreifend um 3,8 Prozent steigen. Für die Sparte Schaden- und Unfallversicherung wird vor allem dank Nachholeffekten in der Motorfahrzeugversicherung ein kräftiges Plus von rund 7,7 Prozent erwartet - allerdings sei auch mit weiter steigenden Kosten zu rechnen. Für die Sparte Lebensversicherungen erwartet Asmussen in 2024 «eine schwarze Null», laut seiner Einschätzung sei eine Kehrtwende in Sicht. «Die höheren Zinsen verbessern die Ertragskraft der Unternehmen, die steigende Überschussbeteiligung erhöht die Attraktivität der Produkte und die realen Einkommen dürften weiter anziehen, während die Inflation abnimmt», sagte Asmussen.