Die deutschen Versicherer wappnen sich für deutlich mehr Zahlungsausfälle in der Konjunkturflaute und rechnen 2024 und 2025 mit spürbar mehr Firmenpleiten. Die Warenkredit- und Kautionsversicherer müssten dieses Jahr für Schäden von fast einer Milliarde Euro geradestehen, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Dienstag zu einer Hochrechnung mit. «Das entspricht einer Steigerung von rund 25 Prozent», sagte die GDV-Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach. Gegenüber 2021 habe sich die Summe der versicherten Zahlungsausfälle damit verdoppelt.

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Kreditversicherer erwarten 2024 etwa ein Viertel mehr Pleiten

Deutschland dümpelt derzeit am Rande einer Rezession. Zudem droht wegen der Neuwahl eine politische Hängepartie bis ins Frühjahr. «Die Lage ist nicht gut, die Stimmung ist schlecht, die Unsicherheit ist gross», erklärte Thomas Langen, Vorsitzender der Kommission Kreditversicherung im GDV. «Jeder Zahlungsausfall kann verheerende Folgen für die Liquidität eines Unternehmens haben und im schlechtesten Fall bis zur eigenen Insolvenz führen.» In diesem Jahr erwarten die Kreditversicherer bis zu 22'500 Unternehmensinsolvenzen - rund ein Viertel mehr als 2023. Angesichts der mauen Konjunkturaussichten sei keine Trendwende absehbar. «Für 2025 erwarten wir einen weiteren Anstieg der Insolvenzen von fünf bis zehn Prozent auf bis zu 24'500.»

Trotz des schwachen wirtschaftlichen Umfelds decken die Kreditversicherer 2024 mit über 600 Milliarden Euro höhere Ausfallrisiken als je zuvor (+1,5 Prozent). Zum Deckungsvolumen der Warenkreditversicherung (505 Milliarden Euro) kommen weitere 97 Milliarden Euro aus Kautionsversicherungen, mit denen die Versicherer Bürgschaften und Garantien zur Verfügung stellen.

Bau und Autobranche leiden stark unter Konjunkturflaute

Hohe Risiken sehen die Kreditversicherer etwa am Bau, der unter einer Auftragsflaute leidet. Die Autoindustrie stehe samt Zulieferern mitten in einem tiefgreifenden Strukturwandel, den nicht jedes Unternehmen überleben werde. Zuletzt hatte die Branche angekündigt, tausende Arbeitsplätze zu streichen.

Trumps Zölle könnten Lage für deutsche Wirtschaft erschweren

Die vom designierten US-Präsidenten Donald Trump angekündigten Zölle dürften auch die exportorientierte deutsche Wirtschaft treffen, sagte Langen. Zum einen sei mit weniger Importen in die USA zu rechnen, zum anderen dürfte es Umgehungseffekte geben. Dann würden Produkte anstatt in die USA in andere Märkte geliefert, was etwa in Europa oder Asien für Druck sorgen dürfte. Genaue Folgen müsse man abwarten, aber für Deutschland seien höhere Zölle natürlich nicht förderlich. Vor allem für die angeschlagene Autobranche wäre dies zusätzlicher Gegenwind. «Wir erwarten auch Auswirkungen auf die Volumina in der Kreditversicherung», erklärte Langen, der Regionalchef des weltweit zweitgrössten Kreditversicherers Atradius ist. Ob es zu Folgeinsolvenzen komme, hänge davon ab, wie schnell sich Firmen auf die neue Lage einstellen könnten.

Sorgen bereiten laut GDV darüber hinaus die hohen Energiepreise. Die deutlich günstigeren Preise in Amerika oder Asien könnten in energieintensiven Branchen wie Chemie, Papier, Stahl oder Aluminium zu einer Verlagerung an günstigere Standorte im Ausland führen. «Langfristig droht eine beschleunigte Deindustrialisierung, die gravierende Auswirkungen auf Beschäftigung und Wohlstand in Deutschland haben könnte», warnte Langen. «Die Angst vor dem Jobverlust ist zurück.» (reuters/hzi/kbo)

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