Durch das Geschäft in der beruflichen Vorsorge war die Lebensversicherung ein bedeutender Pfeiler dieser bemerkenswerten Erfolgsgeschichte. Doch die lange Phase niedriger Zinsen hat Schatten geworfen. Betrug der Gewinn der Lebensversicherer nach Finma-Statistiken im Jahr 2011 noch 2,4 Milliarden Franken, so waren es 2019 bei annähernd konstantem Prämienvolumen (32 Milliarden Franken) nur noch 1,5 Milliarden Franken. Die Schwierigkeiten der Lebensversicherer, Lösungen für die neue Realität der Kapitalmärkte zu finden, sind wohl so bald nicht zu beheben.
Lebensversicherungen: Stark geschrumpfter Markt
«Lebensversicherungen mit Sparanteil anzubieten und zu führen, war im Jahr 2021 weiterhin eine grosse Herausforderung», konstatierte die Finma in ihrem Jahresbericht 2021 über den Versicherungsmarkt. «Verpflichtungen auf der Passivseite mit langlaufenden Zinsgarantien stehen auf der Aktivseite Kapitalanlagen gegenüber, die laufend zu Tiefstrenditen erneuert werden müssen.» Die Axa zog frühzeitig einen radikalen Schlussstrich unter das BVG-Geschäft und gab die Vollversicherung komplett auf. Jetzt liegt der frühere Branchenprimus nur noch an vierter Stelle auf dem Schweizer Lebensversicherungsmarkt. «In der beruflichen Vorsorge wurde das Prämienvolumen nach der strategischen Neuausrichtung auf teilautonome Sammelstiftungen erstmals ohne Sparbeiträge und mit um durchschnittlich 30 Prozent reduzierten Risikoprämien ausgewiesen», schrieb die Axa im Februar 2020. «In der Folge ging das Prämienvolumen erwartungsgemäss von 6,8 Milliarden Franken um 68,4 Prozent auf 2,1 Milliarden Franken zurück.» Es folgte ein bislang beispielloser Abstieg. Mit aktuell 7,6 Prozent liegt der Marktanteil der Axa jetzt nur noch knapp vor dem der fünftplatzierten Allianz (siehe Tabelle). Im Jahr 2011 flossen noch 28,4 Prozent der gesamten Marktprämie in die Winterthurer Kassen.
Von diesem Rückzug profitierte die Swiss Life, die jetzt einsam an der Spitze der Lebensversicherer liegt. Ihr Anteil an dem stark geschrumpften Markt stieg von 25,3 Prozent im Jahr 2011 auf 40,8 Prozent. Swiss Life war nicht das einzige Unternehmen, das von dem Rückzug der Axa profitierte. Auch Helvetia und Baloise steigerten ihre Marktanteile in Lebensversicherung, währen die Zurich leicht zurückstecken musste. Um Marktanteile auszubauen, reichte es, das Prämienvolumen einigermassen stabil zu halten. Von den 32,8 Milliarden Franken an Marktprämie blieben laut Finma im Jahr 2021 nur noch 25 Milliarden Franken übrig, ein Rückgang um knapp 25 Prozent. Entsprechend mager fallen die Gewinne aus. Standen im Jahr 2011 noch 2,4 Milliarden Franken unterm Strich der Lebensversicherer, waren es 2021 nur noch knapp 1,4 Milliarden.
Schadenversicherungen: Eigentliche Cashcow
Eigentliche Cashcow der Versicherer ist die Schadenversicherung, die im Jahr 2021 marktweit einen Gewinn von 6 Milliarden Franken erzielte, 700 Millionen Franken mehr als im Jahr 2011. Bei stabilen Beitragseinnahmen von zuletzt marktweit 48,8 Milliarden Franken rückten die Helvetia und die Mobiliar vor. Während die Helvetia dies vor allem der Übernahme der Nationale Suisse verdankte, gelang das der Mobiliar durch organisches Wachstum. Der älteste Privatversicherer der Schweiz hat jetzt einen Marktanteil von 16,3 Prozent. Vor zehn Jahren waren es noch 13,5 Prozent gewesen. Durch die Übernahme der Nationale Suisse hat die Helvetia ihren Marktanteil mehr als verdoppelt und ist aktuell der fünftgrösste Versicherer der Schweiz. Baloise, Generali und Vaudoise hingegen mussten ein oder zwei Plätze zurückstecken. Das geschah auf einem Markt, der sich in den vergangenen zehn Jahren in durchgehend ausgezeichneter Verfassung befand. Schadenquoten von 65 Prozent und weniger machten es den Versicherern leicht, Gewinne zu erzielen. Im Jahr 2012 lag die Schaden-Kosten-Quote marktweit bei rekordverdächtig niedrigen 81,3 Prozent. Bislang hat das Gespenst der Inflation nur um die Ecke geschaut. Sollten aber auch in der Schweiz die Preise anziehen, würde sich der Markt aufgrund zunehmender Schadenbelastung verändern müssen.
Krankenversicherungen: Immer noch ein Nischenmarkt
Wachstum war in der letzten Dekade eigentlich nur in der Krankenversicherung zu verzeichnen. Mit 8,5 Milliarden Franken handelt es sich dabei allerdings nach wie vor um einen Nischenmarkt. Doch er wuchs zwischen 2011 und 2021 um ansehnliche 42 Prozent. Durch die Konsolidierung ihrer einzelnen Gesellschaften hob sich vor allem die Groupe Mutuel ab. Kam sie 2011 noch auf einen Marktanteil von 4,7 Prozent, so waren es jetzt 10,9 Prozent. Das Traditionsunternehmen aus Martigny rangiert inzwischen vor der Sanitas, obwohl auch Letztere ihren Marktanteil ausbauen konnte. Die Dominanz der beiden Marktführer Helsana und Swica hat in den letzten Jahren zugenommen, vor allem weil die Swica ihren Marktanteil um 3,7 Prozentpunkte ausgebaut hat. Auch in der Krankenversicherung könnte Inflation zu Veränderungen führen. Der Markt hatte in der letzten Dekade seine Profitabilität kontinuierlich gesteigert. Der Gewinn lag zuletzt bei 678 Millionen Franken, das sind 8 Prozent des Prämienvolumens. Steigende Gesundheitskosten könnten hier eine gegenläufige Bewegung auslösen.
Dieser Beitrag ist erstmals erschienen auf HZ Insurance am 21.2.23.
1 Kommentar
Warum soll der Markt der Krankenversicherer ein Nischenmarkt sein, bei Gesundheitskosten von CHF 10000.-- pro Einwohner im Jahr und einem Grundversicherungsobligatorium? Ihre Angaben können nicht stimmen.