Die Autoversicherung ist seit langem der grosse Gewinnbringer für die heimischen Versicherer. Von rund 5 Milliarden Franken Prämie bleiben den Versicherern normalerweise gut 1 Milliarde Franken Ergebnisbeitrag vor Steuern, was mehr als zwei Drittel ihres Gewinnes in der Schadenversicherung ausmacht.
Seit letztem Jahr ist die Welt für die Versicherer allerdings nicht mehr so rosig. Die Margen im Autogeschäft sind auf einen Drittel geschrumpft. Das beunruhigt vor allem diejenigen Versicherer, deren Eigentümer fest auf eine reiche Dividende aus dem Schweizer Sachgeschäft zählen: Allen voran die Zurich, aber auch Axa, Allianz, Helvetia, Baloise und Generali.
Höhere Kosten für Auto-Ersatzteile
Der Trend hat alle Anbieter erwischt, die grossen und die kleinen. Rückblick: 2020 noch führte der Lockdown zu hohen Gewinnen; es waren einfach weniger Autos unterwegs. 2021 verhagelten Unwetter dann die Gewinne zu einem guten Teil. 2022 – das erste normale Jahr seit Corona – war aber in keiner Hinsicht mehr aussergewöhnlich. Und doch stimmten die Zahlen nicht. Überhaupt nicht.
Wurden in den Vorjahren die Ergebnisse noch gestützt durch Auflösungen der Reserven, musste der Markt 2022 die Motorfahrzeug-Reserven stärken. Dies zum ersten Mal, seit die sogenannten «Berichte über die Finanzlage», auch bekannt als SST-Berichte, Transparenz in den Motorfahrzeug-Versicherungsmarkt gebracht haben.
Das wichtigste Problem ist die Inflation, wie sich auch im europäischen Ausland beobachten lässt. Im Fall der Schweiz sind es vor allem die höheren Kosten für importierte Ersatzteile. Erschwerend kommen seit 2022 teurere Tarife in der Rückversicherung hinzu, vor allem bei den Deckungen für Hagel und Ähnliches.
Druck zu Preiserhöhungen steigt
Bisher zögern die Versicherer, diese Preissteigerungen den Kunden weiterzugeben. Zu sehr sorgt man sich um den Erhalt der Kundenbasis.
Aber mit jedem Hagelschlag in diesem Sommer wird der Druck zunehmen zu handeln: Sei es bei der Deckung, beim Preis, bei den Kosten oder auch den Gewinnerwartungen der Eigentümer. Denn auch wenn die hiesigen Versicherer ein dickes Polster besitzen, die Goldgrube Autoversicherung werden sie kaum kampflos räumen.