Versicherungsberater sollten immer auf dem neusten Stand sein, um ihre Kundinnen und Kunden optimal beraten zu können. Weiterbildung ist dabei essenziell. Daher hat die Versicherungsbranche 2015 eine Initiative für Versicherungsvermittler und -vermittlerinnen unter dem Namen Cicero, «Certified Insurance Competence», ins Leben gerufen. Damit werden Weiterbildungsaktivitäten dokumentiert und nach aussen sichtbar gemacht – ebenso die Investitionen der Versicherungsgesellschaften in die Aus- und Weiterbildung ihrer Vermittlerinnen und Vermittler.
Als Qualitätslabel kaum wahrgenommen
So soll die Qualität der Beratung sichergestellt und gesteigert werden – in weitgehender Eigenverantwortung: Unter dem Dach des Berufsbildungsverbands der Versicherungswirtschaft (VBV) können sich gebundene und ungebundene Vermittelnde im System Cicero registrieren und ein Weiterbildungskonto einrichten. Mit jedem Besuch einer akkreditierten Veranstaltung bekommt die Versicherungsberaterin «Credit Points» auf ihrem Konto gutgeschrieben. Das Ziel ist, innert zwei Jahren jeweils 60 Credits zu erwerben, wobei 1 Credit einem Lernaufwand von 45 Minuten entspricht. Damit kommt eine im Cicero registrierte Person auf drei bis vier Weiterbildungstage pro Jahr.
Cicero war eigentlich auch als Qualitätslabel gegenüber der Kundschaft im Markt angedacht, denn auf der Internetplattform können Endkunden jederzeit nachprüfen, ob ihre jeweilige Beraterin oder der Berater im Cicero registriert ist und sich regelmässig weiterbildet.
Ohne Verpflichtung lief nicht viel
Eine umfassende Umfrage und Analyse des VBV hat aber gezeigt, dass es trotz einer Initialkampagne von 2015 nicht ausreichend gelungen ist, Cicero als Qualitätslabel bei den Kundinnen und Kunden im Markt zu etablieren. Innerhalb der Branche mag sich Cicero zwar durchaus etabliert haben, aber dies vor allem bei den gebundenen Beraterinnen und Beratern, also jenen Versicherungsvermittelnden, die für eine bestimmte Versicherungsgesellschaft (Privat- und Krankenversicherer) arbeiten und von ihnen zur aktiven Teilnahme an Cicero verpflichtet werden. Im Gegensatz dazu ist es den ungebundenen Vermittlern und Vermittlerinnen freigestellt, ob sie sich im Cicero registrieren und weiterbilden oder nicht.
Bis Ende Jahr sollte Klarheit herrschen
Mit der Teilrevision des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG) soll die Branche künftig aber Aus- und Weiterbildungsstandards für die Fähigkeiten und Kenntnisse der Versicherungsvermittler und -vermittlerinnen erarbeiten, die von der Finma genehmigt und durchgesetzt werden müssen. In diesem Zusammenhang wird ein Wechsel vom heute inputgesteuerten System (Credits für die Teilnahme an Weiterbildungen) zu einem System mit outputgesteuerten Kompetenznachweisen diskutiert, beispielsweise in Form von abzulegenden Prüfungen. Dazu kommen zahlreiche Umsetzungsund Vollzugsfragen, da die Finma auch ihre Aufsichtspraxis über die Versicherungsvermittlung anpassen wird. Damit ist die Weiterbildung für Versicherungsvermittelnde künftig keine freiwillige Angelegenheit mehr, sondern wird vom Gesetzgeber geregelt und ist für alle Vermittlerinnen und Vermittler – ob gebunden oder ungebunden – obligatorisch. «Aktuell werden diese Mindeststandards von der Branche in einem Projekt erarbeitet, was zu einer umfassenden Anpassung von Cicero an die neuen Gegebenheiten oder zu einer neuen Lösung führen wird», erklärt Roger Lüthi, Leiter Vermittler & Cicero beim VBV. Bis Ende Jahr sollte in dieser Sache mehr Klarheit herrschen.
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Müssen Bänker, Ärzte, Anwälte und Treuhänder auch jedes Jahr eine Prüfung ablegen?