Darum geht's
  • Seit Jahren bereiten sich die grossen Schweizer Versicherungen auf IFRS 17 vor, das eine realistischere Darstellung von Kosten und Erträgen ermöglicht.
  • Grössere Unternehmen wie die Zurich haben die Umstellung erfolgreich und routiniert umgesetzt, während kleinere Versicherer weiterhin externe Beraterinnen und Berater einbeziehen.
  • Herausforderungen wie Anpassungen bei IT-Systemen und Restatements traten dennoch auf.
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Seit mehreren Jahren beschäftigen sich die grösseren Schweizer Versicherungsgesellschaften mit der Umstellung auf das IFRS-17-Regelwerk. Bei dieser Regelung geht es um eine realitätsnähere Darstellung von Kosten und Erträgen bei länger laufenden Versicherungsverträgen, beispielsweise bei Lebensversicherungen. Fast die ganzen Bilanzen sind dadurch betroffen, IFRS 17 betrifft die Passivseite, die ergänzende Regelung IFRS 9 die Aktivseite. Die Streuung der ersten «richtigen» Abschlüsse unter der neuen Regelung erstreckten sich in diesem Jahr von Anfang Februar bis Anfang April. Ebenfalls beachtlich ist die inhaltliche Streuung, wie das bei einer prinzipienbasierten Regulierung zu erwarten war. 

Gerade bei den spät meldenden Versicherungen fragten sich Finanzanalysten, ob und wie gut diese Gesellschaften die Umstellung bewältigt haben. Zumal einige weiterhin intensiv mit externen Beraterinnen zusammenarbeiten, um den nächsten Abschluss vorzubereiten. Bei den Schweizer Gesellschaften, die umstellen mussten – bei der Mobiliar und der Vaudoise war das nicht erforderlich – klingt es nach «Alles im Griff».  

Wie nach einer anstrengenden Wanderung

«Übergreifend waren die Erfahrungen positiv», sagt beispielsweise Rebecca Blum, Sprecherin der Helvetia. «Wir als Firma haben es geschafft, einen derart komplexen Standard in der geforderten Zeit und, was besonders wichtig ist, in der erforderlichen Qualität einzuführen. Nichtsdestotrotz stellte uns die Implementierung, wie es bei einer so grossen Änderung üblich ist, auch vor Herausforderungen.» Herausfordernd war insbesondere die Instabilität im Standard. Die Vorgaben änderten sich zum Teil noch während der Implementierung. «Durch den neuen Standard hat sich das Zusammenspiel zwischen verschiedenen Bereichen wie Aktuariat, Accounting, Assetmanagement und IT noch mehr intensiviert, da mehr gegenseitige Abhängigkeiten bestehen», sagt Blum weiter. Und man bereitet sich hier laut Blum schon auf den nächsten Abschluss vor. «Wir haben einen sehr detaillierten Plan, wer wann was an wen zu liefern hat, und passen diesen kontinuierlich an.» 

«Da die Einführung des neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 17/9 mit umfangreichen Anpassungen der IT-Landschaft verbunden war, hat die Baloise zeitgleich ein umfassendes Transformationsprojekt in der Finanzabteilung angestossen», sagt Fabienne Amrein, Sprecherin dieser Gesellschaft. «Dabei wurden nicht nur die Anforderungen des neuen Standards erfüllt, sondern wir haben auch daran gearbeitet, unsere Finanzprozesse, -systeme und -strukturen umfassend zu modernisieren und zu optimieren, um dadurch effizienter und anpassungsfähiger zu werden.» Damit sollten auch künftige neue oder anwachsende regulatorische Anforderungen pragmatischer und kosteneffizienter umgesetzt werden können. «Die Prozesse sind inzwischen immer besser eingespielt, und die Vorbereitungen laufen entlang der neu definierten Abläufe», so Amrein.

Bei der Zurich bereits Routine

Auch bei der Swiss Life stellt man interne Veränderungen fest. «Der neue Abschlussprozess erfordert eine noch detailliertere Planung und Abstimmung der verschiedenen Bereiche Assetmanagement, Aktuariat und Accounting», sagt Sprecherin Fabienne Schneider. «Accounting und Aktuariat sind durch die Implementierung von IFRS 17 näher zusammengerückt, und das Aktuariat ist enger in die Abschlussprozesse eingebunden.» 


Erst im Laufe des Jahres beziehungsweise bei den Halbjahresabschlüssen zeigte sich, dass doch nicht alles so eingespielt ist, wie man das gerne hätte. Sichtbar ist das bei den Anpassungen beziehungsweise Restatements. Bei der Helvetia beispielsweise wurde das Fee Income korrigiert. Hinzu kamen gemäss Geschäftsbericht Probleme bei der Herstellung der Vergleichsbasis mit dem Vorjahr: «Die Helvetia hat alle zumutbaren Anstrengungen zur Beschaffung der notwendigen historischen Informationen unternommen», heisst es da, «Dabei hat die Helvetia festgestellt, dass für gewisse Gruppen von Verträgen solche Informationen nicht oder nicht in einer Form vorhanden waren, dass man sie ohne unangemessene Kosten oder Aufwand verwenden konnte.» Bei der Baloise wurde die neue Position Contractual Service Margin nachträglich noch angepasst. Auch die Swiss Life hat mit einer Verzögerung IFRS 9 implementiert. 


Wirklich geräuschlos wurde die Umstellung laut den Analystinnen lediglich bei den globalen grossen Gesellschaften vollzogen. Bei der Zurich, wo man rasch den ersten Jahresabschluss unter der neuen Regelung veröffentlicht hatte, sieht man laut Sprecherin Anina Schuster bereits eine gewisse Routine aufkommen: «Die Zurich Insurance Group hat bereits per 1. Januar 2023 komplett auf IFRS 17 umgestellt, dazu wurden die Finanzzahlen des Jahres 2022 jeweils nach IFRS 4 wie auch nach IFRS 17 erfasst. Dieser Ansatz hat sich als sehr erfolgreich erwiesen, und aufgrund der frühen Umstellung sind nun die Abschlüsse nach IFRS 17 bereits zu einer Routine geworden.» 

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Karin Bosshard, Chefredaktorin von HZ Insurance, und ihr Versicherungsexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die nationale und internationale Versicherungswelt bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt kostenlos zum Newsupdate für Insurance-Professionals anmelden.
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