Die globale Versicherungsindustrie steht vor einer existenziellen Herausforderung. Wie aus der «2024 Scorecard» der Initiative Insure Our Future hervorgeht, wurden mehr als ein Drittel der wetterbedingten Versicherungsschäden der letzten 20 Jahre – im Umfang von rund 600 Milliarden US-Dollar – direkt dem Klimawandel zugeschrieben. Allein im Jahr 2022 belief sich der klimabedingte Anteil auf 52 Milliarden Dollar, Tendenz steigend.
Steigende Risiken durch extremere Wetterereignisse führen zu erhöhten Prämien und beschränktem Versicherungsschutz. Diese Entwicklungen gefährden nicht nur den Zugang zu Versicherungen, sondern stellen auch die langfristige Tragfähigkeit des Geschäftsmodells vieler Versicherer in Frage.
Widersprüchliche Strategien
Obwohl Versicherer mit den Folgen des Klimawandels kämpfen, unterstützt ein Grossteil der Branche weiterhin fossile Energieprojekte. Die Studie deckt auf, dass Versicherer weltweit 2023 etwa 22 Milliarden Dollar an Prämien aus der Versicherung fossiler Brennstoffe generierten, während die Prämien für erneuerbare Energien lediglich 6,5 Milliarden Dollar betrugen. Dieser Fokus auf fossile Energien stellt eine Bremse für die Energiewende dar und erhöht gleichzeitig die klimabedingten Risiken.
Anderer Weg möglich
Einige Akteure zeigen jedoch, dass ein anderer Weg möglich ist. Die italienische Generali hat als erste grosse Versicherungsgesellschaft angekündigt, keine neuen Öl- und Gasprojekte mehr zu versichern. Dieser Schritt positioniert sie als Vorreiter in einer Branche, in der die freiwillige Selbstverpflichtung zur Dekarbonisierung bislang nur langsam voranschreitet.
Forderungen nach Regulierung
Die Studie fordert von Gesetzgebern und Aufsichtsbehörden ein entschlossenes Eingreifen. Insbesondere müsse die Versicherungsbranche dazu verpflichtet werden, ihre Investitionen und Versicherungsleistungen mit einem 1,5-Grad-Pfad zu vereinbaren. Dazu zählen strengere Kapitalanforderungen für fossile Risiken und die Förderung transparenter Berichterstattung über Klimarisiken.
Ein Pfad für die Zukunft
Die Versicherungsbranche steht am Scheideweg. Ein weiter wie bisher gefährdet nicht nur das Geschäft der Versicherer, sondern auch die soziale Stabilität und die wirtschaftliche Resilienz. Die Studie zeigt aber auch: Eine rasche Dekarbonisierung und die gezielte Unterstützung erneuerbarer Energien können den Wandel beschleunigen, folgert das Papier.