Herr Fiore, wie beurteilte Inter-Pension die Empfehlung des Schweizerischen Versicherungsverbands (SVV), die Motionen Gapany und Broulis abzulehnen?

In den vergangenen Monaten wurden zahlreiche Motionen zur beruflichen Vorsorge eingereicht.

Zur Person

Nico Fiore ist seit 2023 Geschäftsführer des Pensionskassenverbandes Inter-Pension. Der Verband vertritt insgesamt 53 Pensionskassen mit rund 2 Millionen Aktivversicherten in der Schweiz. 

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Viele dieser Themen wurden bereits in der BVG-Reform aufgegriffen, welche im September von der Stimmbevölkerung abgelehnt wurde. Dieses Vorgehen wirkt wie eine selektive Übernahme einzelner Reformelemente – eine Art Rosinenpickerei. Es stellt sich die Frage, ob damit der Wille des Volkes wirklich respektiert wird. Eine Zurückhaltung bei solchen Vorstössen ist daher sachlich nachvollziehbar. Statt einer schrittweisen Umsetzung abgelehnter Reformteile setzen wir uns für gezielte Modernisierungen in anderen Bereichen des BVG ein – mit dem Ziel, konkrete Verbesserungen für die Versicherten zu schaffen.

Welche konkreten Massnahmen wären sinnvoll, um den Zugang zur zweiten Säule zu verbessern und die Renten zu erhöhen?

Eine flexible Gestaltung des Koordinationsabzugs sowie die Senkung der Eintrittsschwelle sind bekannte und bewährte Massnahmen, um den Zugang zur beruflichen Vorsorge zu verbessern. Auch eine frühere Einbeziehung junger Erwerbstätiger, etwa durch die Senkung des Sparbeginns von 25 auf 18 Jahre, könnte zur Stärkung der Altersvorsorge beitragen. Entscheidend ist jedoch, dass solche Anpassungen bereits heute im bestehenden gesetzlichen Rahmen möglich sind und keine Reform erfordern. Es liegt in der Verantwortung der Arbeitnehmenden- und Arbeitgebervertreter in den Vorsorgekommissionen, diese Möglichkeiten zu nutzen und gezielt umzusetzen, anstatt auf eine gesetzliche Änderung zu warten.

Die Motion Ettlin fordert, dass öffentlich-rechtliche Pensionskassen nicht benachteiligt werden dürfen. Wie beurteilen Sie den Entscheid des Nationalrats?

Derzeit unterliegen Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen anderen Rahmenbedingungen bei der Verzinsung der Altersguthaben als firmeneigene Pensionskassen. Dieser Vorstoss zielt darauf ab, diese Ungleichbehandlung zu beseitigen und für alle Vorsorgeeinrichtungen einheitliche Regeln zu schaffen. Eine solche Anpassung würde nicht nur zu mehr Fairness für die Versicherten führen, sondern auch das Vertrauen in die zweite Säule stärken. Gerade für Arbeitnehmende in KMU, die mehrheitlich über Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen versichert sind, ist es entscheidend, dass sie bei der Verzinsung ihres Altersguthabens nicht benachteiligt werden. Einheitliche Spielregeln tragen dazu bei, die berufliche Vorsorge transparenter, gerechter und langfristig stabil zu gestalten.

Wie bewertet Inter-Pension die unterschiedlichen Entscheidungen der beiden Räte zur Kostentransparenz?

Der Entscheid des Ständerats, die Motion zur Kostentransparenz abzulehnen, ist aus unserer Sicht richtig. In der zweiten Säule bestehen bereits umfassende Offenlegungspflichten, die eine starke Transparenz gewährleisten. Viele Vorsorgeeinrichtungen – insbesondere jene von Inter-Pension – gehen in ihrer Berichterstattung über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Zusätzliche Regulierung hätte primär mehr Bürokratie verursacht, ohne einen echten Mehrwert für die Versicherten zu schaffen. Die Entscheidung des Nationalrats zeigt jedoch, dass die Sensibilisierung für das Thema hoch ist – und genau hier setzen wir als Verband an: Transparenz ist wichtig, aber sie muss zielgerichtet und praxisnah bleiben.

Welche Massnahmen wären notwendig, um die Verwaltungskosten in der zweiten Säule transparenter zu gestalten und das Vertrauen der Versicherten zu stärken?

Die Vorsorgeeinrichtungen legen ihre Kosten bereits heute gegenüber den Versicherten detailliert offen, sodass die eigentliche Herausforderung weniger in der Transparenz, sondern vielmehr im Verständnis dieser Informationen liegt. Ein besseres Vorsorgewissen stärkt das Vertrauen in das System und ermöglicht es den Versicherten, fundierte Entscheidungen für ihre finanzielle Zukunft zu treffen. Daher ist es aus unserer Sicht unerlässlich, die finanzielle Bildung – insbesondere im Bereich der Altersvorsorge – gezielt zu fördern. Dies sollte nicht nur durch die Vorsorgeeinrichtungen selbst, sondern auch durch öffentliche Bildungsinitiativen und gezielte Aufklärungskampagnen erfolgen, um das Bewusstsein für die Funktionsweise und die Bedeutung der beruflichen Vorsorge nachhaltig zu stärken.

HZ Insurance-Newsletter DAILY
Andrea Hohendahl, Chefredaktor von HZ Insurance, und sein Versicherungsexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die nationale und internationale Versicherungswelt bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt kostenlos zum Newsupdate für Insurance-Professionals anmelden.
HZ Insurance-Newsletter DAILY