Der Bericht der Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (Eiopa) untersuchte vier Schlüsselbereiche: die Rolle der Digitalisierung bei der Gestaltung des Versicherungs- und Altersvorsorgesektors, die transformative Kraft der KI im Versicherungswesen, die Bereitschaft der Verbraucher für Zusatzrenten angesichts der zunehmenden Rentenlücke und das Preis-Leistungs-Verhältnis von Versicherungs- und Altersvorsorgeprodukten. Die Ergebnisse des Berichts werden durch verschiedene Datenquellen untermauert, darunter die Ergebnisse der Eurobarometer-Umfrage der Eiopa.
Private Rentenprodukte führen Schattendasein
Da sich die Rentenlücke voraussichtlich weiter vergrössern wird, untersucht der Bericht, inwieweit sich EU-Bürger für den Abschluss einer Zusatzrente entscheiden. Die Eurobarometer-Umfrage der Eiopa zeigt, dass nur 42 Prozent der EU-Verbraucher zuversichtlich sind, dass sie im Ruhestand über genügend Geld verfügen werden, um ein angenehmes Leben zu führen. Zusatzrenten könnten zwar dazu beitragen, diese Lücke zu schliessen, doch die Beteiligung an der Altersvorsorge ist nach wie vor gering, insbesondere bei Frauen.
Die Umfrage zeigt, dass nur 20 Prozent der EU-Verbraucher Mitglied eines betrieblichen Altersversorgungssystems sind und nur 18 Prozent ein persönliches Altersvorsorgeprodukt besitzen. Der Mangel an finanziellen Mitteln, die hohen Kosten und die wahrgenommene Komplexität einiger Produkte sind die Hauptgründe für die geringe Akzeptanz privater Rentenversicherungen.
Digitale Tools werden rege genutzt
Verbraucher nutzen bei Versicherungs- und Rentenprodukten laut Eiopa zunehmend digitale Tools, die es ihnen ermöglichen, Angebote einfach zu vergleichen, eine schnellere Bearbeitung ihrer Ansprüche zu erwarten und Prognosen über ihre zukünftigen Rentenansprüche zu erstellen. Allerdings profitieren nicht alle Verbraucher gleichermassen von der Digitalisierung. Die Digitalisierung bietet zwar Vorteile, birgt aber auch Risiken wie digitale Ausgrenzung und Fehlinformationen. Einige Verbraucher benötigen möglicherweise auch mehr Beratung, als digital verfügbar ist.
KI macht Schadenbearbeitung schneller und einfacher
In Bezug auf Versicherungen untersucht der Bericht, wie der verstärkte Einsatz von KI-basierten Tools durch Versicherer die Versicherungsbranche verändern wird. Etwa die Hälfte der Verbraucher in der EU und die Hälfte der berichtenden nationalen Wettbewerbsbehörden gaben an, dass die Verwendung automatisierter Tools die Bearbeitung von Schadensfällen schneller und einfacher gemacht hat.
Bei der Verwendung zu Preisgestaltungszwecken sollen KI-basierte Tools manchmal hilfreich sein, um Kosten zu senken und die Versicherbarkeit zu verbessern. KI-basierte Lösungen haben jedoch auch Nachteile, darunter die eingeschränkte Berücksichtigung der spezifischen Umstände der Verbraucher sowie eine übermässige Standardisierung bei der Preisgestaltung, der Risikoprüfung und den Abwicklungsprozessen.
Risiken beim Preis-Leistungs-Verhältnis
Der Bericht unterstreicht auch die Bedeutung von Datenschutz, Sicherheit und ethischen Überlegungen bei der Einführung von KI-Lösungen im Versicherungswesen. Obwohl deutliche Verbesserungen zu beobachten sind, zeigt der Bericht, dass weiterhin Risiken in Bezug auf das Preis-Leistungs-Verhältnis bestehen, insbesondere bei bestimmten fondsgebundenen und hybriden Versicherungsprodukten.
Nationale Aufsichtsbehörden in ganz Europa haben Aufsichtsmassnahmen ergriffen, um Probleme mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis in diesem Marktsegment anzugehen, als Reaktion auf Probleme mit hohen Provisionen, hoher Komplexität und manchmal schlechter Leistungen solcher Produkte. Die Eiopa-Daten zeigen, dass Verbraucher im Allgemeinen der Meinung sind, dass die von ihnen gekauften Produkte ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Bei Versicherungsanlageprodukten ist jedoch ein Viertel der Europäer der Meinung, dass solche Produkte keinen Mehrwert bieten.
Der Verkauf von grenzüberschreitenden Versicherungsprodukten nimmt weiterhin moderat zu, was laut Eiopa auf die Digitalisierung zurückzuführen ist. Während einige Verbraucher angeben, Zugang zu preiswerteren Produkten zu haben, haben andere wenig Vertrauen in Versicherungsprodukte, die aus einem anderen Land verkauft werden. Dieses Hindernis könnte durch die aktuellen Herausforderungen bei der grenzüberschreitenden Aufsicht noch verstärkt werden, schlussfolgert Eiopa.