Der Zeitplan war von vornherein sehr ambitiös: Mitte Juni gaben die grössten Schweizer Krankenkassen bekannt, einen neuen Branchenverband zu gründen – der bereits am 1. Januar seine Arbeit aufnehmen soll. Sechs Monate Vorbereitungszeit: Das ist angesichts der grossen Herausforderungen, mit denen der neue Verband nicht nur gesundheitspolitisch, sondern auch operativ konfrontiert sein wird, ein sehr ehrgeiziges Unterfangen.
Wenig Informationen
Seit der Ankündigung gelangen Informationen, wie der neue Verband personell und organisatorisch aufgestellt sein soll, allerdings nur sehr spärlich an die Öffentlichkeit. In einer Medienmitteilung zur Absichtsbekundung des RVK, sich mit seinen 19 Mitgliedern dem neuen Verband anzuschliessen, wurde Mitte September eher nebenbei mitgeteilt, dass eine Projektorganisation derzeit die Gründung und Betriebsaufnahme des neuen Verbandes vorbereite. Dieser soll seinen offiziellen Sitz in Bern haben, um näher an den politischen Entscheidungsträgern zu sein. Das Auswahlverfahren für die künftige Direktorin oder den künftigen Direktoren laufe und der Verband «beabsichtigt, die entsprechenden Mitarbeitenden der beiden noch bestehenden Krankenkassenverbände Curafutura und Santésuisse zu übernehmen», heisst es in der Mitteilung.
Initianten zeigen sich zuversichtlich
Darüber hinaus halten sich die Initianten auf konkrete Nachfragen von HZ Insurance ziemlich bedeckt, bleiben aber optimistisch: «Wir sind zuversichtlich, dass der neue Verband Anfang Jahr seinen Betrieb aufnehmen kann», teilt ein Sprecher mit. Unter welchem Namen dies geschehen soll, ist auch drei Monate vor dem geplanten Start ein immer noch wohlgehütetes Geheimnis. Auch bei der Frage, mit wie vielen Mitarbeitenden und an welchem Standort in Bern der Verband künftig agieren soll, lassen sich die Initianten nicht in die Karten schauen.
Mannigfaltige Herausforderungen
Klar ist zumindest das Ziel: Mit dem noch namenlosen Verband soll die politische Schlagkraft erhöht und künftig mit einer Stimme gesprochen werden. Das ist angesichts der mannigfaltigen Herausforderungen im Gesundheitswesen auch dringend nötig. Die Gegner der Vorlage für die einheitliche Finanzierung der ambulanten und stationären Gesundheitsleistungen (Efas) sind beispielsweise gerade in den Abstimmungskampf für den 24. November gestartet. Die beiden bestehenden Krankenkassenverbände Curafutura und Santésuisse sind seit der Gründungsankündigung allerdings geschwächt und könnten weniger Gehör finden. In der Ruhe liegt bekanntlich die Kraft – vielleicht kann der neue Verband strategisch und personell gleich zu Beginn aus dem Vollen schöpfen. Ansonsten verstreicht wertvolle Zeit, die es im Hinblick auf die galoppierenden Gesundheitskosten eigentlich nicht gibt. Immerhin: Die neue Direktion soll bis Ende November bekanntgegeben werden, stellt der Sprecher in Aussicht.