Sintflutartige Regenfälle, tennisballgrosse Hagelkörner, tobende Stürme: Die Schweiz ist aufgrund ihrer topographischen Lage immer wieder schweren Unwettern ausgesetzt. Dabei kommt es häufiger zu zwar eher lokalen, dafür aber besonders heftigen Unwettern. Ein Beispiel dafür war das Superzellengewitter in La Chaux-de-Fonds am 24. Juli, wo extreme Windgeschwindigkeiten von 217 km/h gemessen wurden. Die Folge: Ein Todesopfer, 40 Verletzte, rund die Hälfte der Gebäude beschädigt - ein Bild der Verwüstung. Allein dieses Ereignis schlug nach Angaben der kantonalen Gebäudeversicherung mit rund 90 Millionen Franken zu Buche. 

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Mehr Schäden als im Vorjahr 

Die Schweiz erlebte in diesem Jahr gemäss MeteoSchweiz den bei Weitem wärmsten September seit Messbeginn 1864. Das täuscht etwas darüber hinweg, dass es auch 2023 zahlreiche Unwetter gab. Mehr Schäden als im Vorjahr, aber deutlich weniger als im Rekordjahr 2021 - so lautet unisono die Bilanz der Versicherungsgesellschaften Allianz Suisse, Axa, Baloise, Helvetia und Mobiliar. Einzig die Mobiliar gab konkrete Zahlen preis: So rechnen die Berner für dieses Jahr allein aus Kumulereignissen - also ohne kleinere Unwetter - mit mehr als 21’000 Schadenfällen und einem geschätzten Schadenaufwand von rund 140 Millionen Franken. Im vergangenen Jahr betrug diese Summe nach Angaben von Mediensprecher Jürg Thalmann rund 100 Millionen Franken, im Rekordsommer 2021 sogar 360 Millionen Franken. Die Baloise rechnet nach Angaben ihrer Sprecherin Nicole Hess «mit einer Gesamtschadenssumme im mittleren zweistelligen Millionenbereich.» Etwas teurer dürfte es für Helvetia - die rund 15’000 Schadenfälle registrierte - und die Allianz Suisse werden. «Die NatCat-Schäden liegen über dem langjährigen Durchschnitt», betont Helvetia-Kommunikationschef Jonas Grossniklaus. Bei der Allianz Suisse tönt es ähnlich: «Die Schadenbelastung ist signifikant höher als im Vorjahr - nicht in Bezug auf die Anzahl Schadenfälle, sondern auf den erwarteten Schadenaufwand», präzisiert Mediensprecherin Nadine Schumann.

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Insbesondere grössere Hagelereignisse, welche in kurzer Zeit sehr viele Autos beschädigen, sind ein wesentlicher Treiber der Schadensbilanz

Simona Altwegg, Mediensprecherin Axa Schweiz

Hagel verursacht die meisten Schäden

Neben dem «Downburst» in La-Chaux-de-Fonds hoben die Versicherer den massiven Hagelzug im Raum Locarno Ende August als besonders schadenintensives Naturereignis hervor. Jürg Thalmann: «Speziell daran war, dass der Hagel erst die Dächer beschädigt hat und anschliessend Starkregen in die Gebäude eingedrungen ist, was weitere Schäden verursachte.» Ohnehin hinterlässt Hagel in der Regel die tiefsten Spuren bei den Versicherern: «Insbesondere grössere Hagelereignisse, welche in kurzer Zeit sehr viele Autos beschädigen, sind ein wesentlicher Treiber der Schadensbilanz», erklärt Simona Altwegg, Mediensprecherin der Axa Schweiz. Der Durchschnittsschaden klettert dann schnell mal auf mehrere Tausend Franken, wenn tennisballgrosse Hagelkörner auf die Fahrzeuge prallen. Für die Kundinnen und Kunden organisierten die fünf Versicherer insgesamt 44 sogenannte Hagel Drive-In, um die Fahrzeug-Schäden vor Ort von erfahrenen Fahrzeugexperten begutachten zu lassen - davon alleine 28 die Mobiliar. 

Die vergangenen drei Jahre wiesen im Zehnjahresvergleich nach Angaben der Baloise eine überdurchschnittliche Schadenbelastung auf. Angesichts der Klimaerwärmung dürfte sich dieser Trend fortsetzen. Die Mobiliar begleitet diesen Trend wissenschaftlich: Das Mobiliar Lab für Naturrisiken an der Universität Bern untersucht unter anderem, wie sich der Klimawandel auf Naturgefahren und Elementarschadenereignisse in der Schweiz auswirkt. Diese Forschung ist nach Worten der Mobiliar von entscheidender Bedeutung, um das Verständnis für Naturrisiken zu vertiefen und wirksame Präventions- und Schutzmassnahmen zu entwickeln. Denn das nächste Unwetter kommt sicher.