In ihrer Rede wartete Eiopa-Chefin Petra Hielkema vor den neu gewählten Mitgliedern des Ausschusses für Wirtschaft und Währung (Econ) Ende Oktober erst einmal mit beeindruckenden Zahlen auf: Derzeit würden Versicherer in Europa Vermögenswerte in Höhe von rund 9,5 Billionen Euro verwalten, von denen ein Grossteil von etwa 70 Prozent in der EU investiert sind. Darüber hinaus würden die Pensionsfonds Gelder in Höhe 2,7 Billionen Euro für 71 Millionen Mitglieder verwalten. Damit bieten die Versicherer nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern seien auch ein Garant für das Gedeihen der Wirtschaft.

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Den Lücken beim Versicherungsschutz begegnen

Gerade im Hinblick auf die immensen Schäden durch die zahlreichen Überschwemmungen in Europa in diesem Jahr wies sie anschliessend auf eine der grössten Herausforderungen der Versicherungsgesellschaften im Umgang mir den Klimarisiken hin: Hohe Priorität habe der Umgang mit Lücken im Versicherungsschutz im Zusammenhang mit Naturkatastrophen. In den letzten zehn Jahren seinen Schäden durch Naturkatastrophen, Überschwemmungen, Dürren, Bränden und Erdbeben stark angestiegen - aber nur ein Viertel davon sei versichert gewesen. Deshalb forderte Hielkema eine bessere Datenerhebung und -weitergabe, um neu auftretenden Risiken entgegenzutreten.

Es gelte, das Bewusstsein der Bevölkerung für ihre Risikoexposition schärfen und Standards für einfache und vergleichbare Produkte zu schaffen, um die Versicherungsabdeckung in der gesamten EU zu erhöhen. Zudem würden gemeinsame Resilienzlösungen unter Einbeziehung öffentlich-privater Partnerschaften dazu beitragen, Risiken anzupassen, zu mindern und zu bewältigen. Ähnliches gelte für Cyber- und Gesundheitsrisiken, die sich ebenfalls auf die Gesellschaft auswirken.

Betriebliche Altersvorsorge stärken

Angesichts einer alternden Bevölkerung in Europa und bei gleichzeitig schrumpfender Erwerbsbevölkerung sieht die Eiopa-Vorsitzende in der Rentenlücke eine weitere Priorität. Es müsse darüber nachgedacht werden, wie sich ein gutes Leben im Ruhestand in Europa organisieren lasse. Deshalb sei eine ganzheitliche Betrachtung der drei Säulen der Altersvorsorge unerlässlich, die aus staatlichen, betrieblichen und privaten Renten besteht.

Hier gelte es zum einen, die Transparenz und das Bewusstsein für drohende Rentenlücken zu schärfen, gleichzeitig aber auch die Abdeckung der betrieblichen Altersvorsorge in der EU zu erhöhen - insbesondere durch automatische Anmeldesysteme, die die Aufnahme persönlicher Rentenprodukte durch Erleichterung der Entscheidungsfindung, Förderung der Finanzkompetenz und das Angebot einfacher Produkte mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis fördern. Wichtig sei es, dass die Einlagen durch Versicherungsgarantiesysteme (IGS) und eine bessere Aufsicht auf EU-Ebene überall gleich geschützt sind. 

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Cyberrisiken im Auge behalten

Zum Schluss zeigte Hielkema vor den Ausschussmitgliedern noch die Chancen und Risiken der Digitalisierung und Nachhaltigkeit auf. Versicherer würden von einer grösseren Datenmenge profitieren und zunehmend Künstliche Intelligenz (KI) einsetzen. Deshalb müssten vor allem die Cyberrisiken im Auge behalten werden. Ausserdem könnten detailliertere Daten über Risiken das Kernprinzip der Risikogemeinschaft gefährden, was sich auf die Preisgestaltung und den Zugang zu Versicherungen und damit auf die finanzielle Inklusion auswirken würde.

Eiopa arbeite daran, diese Risiken zu mindern und sicherzustellen, dass Versicherungen für alle verfügbar und erschwinglich bleiben, stellt sie in Aussicht. In Bezug auf die Integration von Nachhaltigkeit in den Regulierungsrahmen des Finanzsektors seien erhebliche Fortschritte gemacht worden. Die europäische Aufsichtsbehörde arbeite insbesondere an der Umsetzung der überarbeiteten Solvency-II-Richtlinie, einschliesslich der aufsichtsrechtlichen Behandlung von Nachhaltigkeitsrisiken und Übergangsplänen. In Zukunft müsse die Nachhaltigkeit weiter in die Aufsichts- und Verhaltensrahmen integriert und Greenwashing überwacht werden.