Versicherungen befinden sich in einer doppelten Transformation: hin zu digitalen und nachhaltigen Unternehmen. Dabei werden ESG-Kriterien zunehmend zum Wettbewerbsfaktor und rücken in das Zentrum des Handelns.
Bei der ESG-Berichterstattung nach international abgestimmter Gesetzgebung kämpfen die Unternehmen mit der Komplexität der vorgegebenen Standards. Das zeigt der Global ESG Practitioner Survey 2023 von Workiva, ein weltweit tätiger Anbieter einer Cloud-Plattform für Unternehmensberichterstattung, ESG, Audit und Risikomanagement.
ESG-Berichterstattung als Querschnittsaufgabe
Aus der Studie geht unter anderem hervor, dass die ESG-Berichterstattung in Unternehmen eine Querschnittsaufgabe ist. 71 Prozent der befragten ESG-Fachleute gaben an, dass drei oder mehr interne Teams zur ESG-Berichterstattung in ihrem Unternehmen beitragen.
90 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass eine engagierte ESG-Berichterstattung ihrem Unternehmen in den nächsten zwei Jahren einen Wettbewerbsvorteil verschaffen wird. Auch technologische Unterstützung wird ein hoher Wert beigemessen, um die komplexen Anforderungen im ESG-Berichtsprozess zu bewältigen.
Für den Global ESG Practitioner Survey 2023 wurden mehr als 900 Fachleute befragt, die in ihren jeweiligen Unternehmen mit der ESG-Berichterstattung vertraut sind. Die Umfrage wurde in Zusammenarbeit mit Alex Edmans, Professor für Finanzen an der London Business School, entwickelt.
«Es ist kein Geheimnis, dass ESG in den Vorstandsetagen immer mehr Aufmerksamkeit erhält oder dass immer komplexere Rahmenwerke, Standards und Vorschriften neue Herausforderungen für die ESG-Berichterstattung darstellen», sagt Edmans. «Was mir bei den Umfrageergebnissen aufgefallen ist, ist der Zwiespalt zwischen Fachleuten aller Ebenen, die in der ESG-Berichterstattung einen Wert sehen, und Managern in der Praxis, die sagen, ihre Unternehmen wenden bei der ESG-Berichterstattung nicht die gleiche Sorgfalt an wie bei der Finanzberichterstattung.»
Diskrepanz zwischen C-Level und Managern
Die Umfrage ergab, dass die Wahrnehmungen in den verschiedenen Führungsebenen unterschiedlich sind. Während 62 Prozent der Führungskräfte auf C-Level voll und ganz zustimmen, dass ihr Unternehmen bei der ESG-Berichterstattung die gleiche Sorgfalt walten lässt wie bei der Finanzberichterstattung, teilen nur 32 Prozent der Manager und leitenden Angestellten diese Ansicht. Ebenso geben 87 Prozent der Führungskräfte an, dass ihr Unternehmen jemanden mit einer ESG-spezifischen Aufgabe betraut hat, während nur 68 Prozent der Manager dasselbe sagen.
Dies deutet auf eine erhebliche Diskrepanz zwischen der Führungsebene und den Mitarbeitern hin und könnte bedeuten, dass die Unternehmen nicht vollständig auf die Einhaltung der neuen Vorschriften vorbereitet sind, was die Ergebnisse einer früheren, von Workiva und PwC in Auftrag gegebenen Umfrage bestätigt.
ESG-Kriterien als Wettbewerbsfaktor
Insgesamt verdeutlichen diese Ergebnisse laut Workiva die zunehmende Bedeutung von ESG in der nichtfinanziellen Unternehmensberichterstattung und unterstreichen die Komplexität der Sicherstellung genauer und zuverlässiger Daten in ESG-Berichten.
Auf dem Weg zu einer grünen und nachhaltigen Kreislaufwirtschaft spielen Versicherer eine entscheidende Rolle. Einerseits zählen sie neben Banken zu den am stärksten regulierten Branchen. Andererseits steigt der Einfluss von Investoren und Kundinnen bezüglich nachhaltiger Anlage- und Investitionsstrategien. Dies trägt dazu bei, dass Versicherungen ESG als Wettbewerbsfaktor taxieren und in das Zentrum ihres Handelns rücken, um mittel- und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. (pm/hzi/mig)