Anhaltendes Niedrigzinsumfeld, mögliche Korrekturen auf dem Hypothekar- und Immobilienmarkt, Ausfälle und Korrekturen bei Unternehmenskrediten und -anleihen im Ausland, Cyberangriffe, Geldwäscherei sowie ein erschwerter grenzüberschreitender Marktzugang sind laut dem jüngsten Finma-Risikomonitor die Hauptrisiken, mit denen sich die Schweizer Banken und Versicherungen aktuell und in mittelfristiger Zukunft auseinandersetzen müssen.
Damit bleiben sechs der sieben letztjährigen Hauptrisiken bestehen. Ausgeschieden ist einzig der ungeordnete Wegfall der Libor-Referenzzinssätze. Dies weil die Finma bei der Beaufsichtigung Fortschritte erzielt hat.
Klimarisiken als längerfristiger Trend
Ein besonderes Augenmerk legt die Finma im Risikomonitor 2021 auf die Klimarisiken als längerfristigen Trend. Ziel der Aufsichtsbehörde ist es, diese zusammen mit den beaufsichtigten Banken und Versicherern angemessen zu erfassen und ins Risikomanagement der Unternehmen zu integrieren. Dabei sollen die Initialkonzepte der grössten Banken und Versicherer bis Ende 2021 finalisiert sein, die ab 2022 eine proportionale und risikobasierte Grundlage für die Aufsichtstätigkeit im Bereich Klimarisiken darstellen sollen.
Einen weiteren Fokus legt die Finma auf die Analyse der ersten Offenlegungen zu Klimarisiken auf Basis der in verschiedenen Rundschreiben konkretisierten Anforderungen. Im Bereich Anlegerschutz setzt sie sich zudem mit dem Risiko von Greenwashing beim Vertrieb von Finanzprodukten und Finanzdienstleistungen auseinander.
Big Data als grosses Risiko
Ein Thema, das den Finanzplatz Schweiz und vor allem auch die Versicherer auf längere Sicht nachhaltig beeinflussen wird, ist Big Data. «Mit der zunehmenden Digitalisierung sowie der Künstlichen Intelligenz und den damit einhergehenden Möglichkeiten im Versicherungsbereich, kommt die Thematik des gläsernen Kunden immer stärker auf», erklärt Finma-Sprecher Tobias Lux. So können beispielsweise aus Fitness-Apps Datensätze gewonnen werden, die für die Kranken- und Lebensversicherungen relevant sind. Ebenso lassen sich Geschwindigkeits- und Beschleunigungsdaten von Autofahrern über GPS-Nachverfolgung sammeln. «Die Analyseinstrumente der Versicherungsindustrie verbessern sich dank dem technologischen Fortschritt laufend und ermöglichen es den Unternehmen, schnellere und präzisere Aussagen über die zu versichernden Risiken zu machen.»
Aufgrund dieser umfangreichen Daten und ihrer Analysemöglichkeiten sei es für die Versicherungen leichter, gute von schlechten Risiken zu trennen. «Die eingesetzten Analysemethoden leiten ihre Ergebnisse mit Algorithmen her; die Ergebnisse sind zwar präzise und korrekt, jedoch nicht mehr einfach nachvollziehbar.» Damit, so Tobias Lux weiter, werde es schwierig, zum Beispiel diskriminierende Ergebnisse auszuschliessen.
Diskriminierung verhindern
Folgende vier Hauptrisiken behält die Finma im Zusammenhang mit Big Data bei Versicherern daher auch in den kommenden Jahren im Auge: die Diskriminierung bestimmter Gruppen von Versicherungsnehmenden mit höheren Risiken, die Entsolidarisierung, der Missbrauch von Daten gegenüber Kunden sowie Disruption aufgrund des Markteintrittes von neuer Konkurrenz.
Zudem ortet die Finma als Kehrseite der durch die Digitalisierung zunehmend flexiblen, personalisierten Versicherungen eine sinkende Markttransparenz und Vergleichbarkeit. Bei der Anwendung der neuen Technologien sollten Versicherer daher den Fokus auf die Verhinderung von unangemessener Diskriminierung, missbräuchlicher Ungleichbehandlung oder Fragen des Datenschutz legen. Gemäss Finma-Sprecher Tobias Lux, hat sich an der Risikoeinschätzung zu dieser Thematik nichts geändert und die Aufsichtsbehörde stehe weiterhin in Kontakt dazu mit der Branche.