Die Meldung kam ebenso überraschend wie vom Zeitpunkt her unerwartet: Die Krankenversicherer Assura, Atupri, Concordia, CSS, EGK, Groupe Mutuel, Helsana, KPT, ÖKK, Sanitas, SWICA, Sympany und Visana haben beschlossen, einen neuen Krankenversicherungsverband zu gründen, der seine Arbeit Anfang 2025 aufnehmen wird. Die bestehenden Mitgliedschaften in den Verbänden Santésuisse bzw. Curafutura werden beendet, heisst in der Mitteilung. Die Existenz von zwei Verbänden hat bereits in der Vergangenheit für viel Kritik gerade auf politischer Seite gesorgt, zumal beide häufig auch unterschiedliche Positionen vertraten und sich teilweise gegenseitig blockierten. Die Risse wurden nicht zuletzt durch den angekündigten Austritt von KPT aus dem Dachverband Curafutura deutlich. Diese waren offensichtlicher grösser als gedacht und öffentlich kommuniziert - und traten offensichtlich auch bei anderen Krankenversicherern zum Vorschein. Den Ausschlag für die Gründung des neuen Branchenverbands habe der Streit um den ambulanten Tarif gegeben, sagte KPT-Chef Thomas Harnischberg.   

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Mehr politische Schlagkraft

Zweck des neuen Verbands ist es laut Mitteilung, die Krankenversicherungsbranche zu einen und deren Interessen auf eine ausgewogene und breite Basis zu stellen. Die Krankenversicherer wollen sich mittels dieses neuen Branchenverbands gemeinsam für ein nachhaltiges, finanzierbares, qualitativ hochstehendes und patientenzentriertes Gesundheitssystem einsetzen und fördern den konstruktiven Dialog. Durch das gemeinsame Auftreten erhöhen sie nach eigenen Angaben ihre politische Schlagkraft sowie die Glaubwürdigkeit der Branche gegen aussen und vertreten geeint die Interessen der Prämienzahlenden. Dies biete auch spannende Perspektiven für Mitarbeitende der beiden heutigen Verbände.

Die Gründungsmitglieder vertreten heute bereits über 90 Prozent der Grundversicherten der Schweiz. Der Beitritt zur neuen Organisation stehe weiteren Krankenversicherern offen. Das sei ein starkes Zeichen für den Fortschritt und die Bereitschaft zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit innerhalb der Branche, heisst es in dem Communiqué. 

Erste Reaktionen 

Die beiden (noch) bestehenden Verbände Curafutura und Santésuisse wurden von der Ankündigung offenbar auf dem falschen Fuss erwischt. «Curafutura nimmt die Gründung eines neuen Verbands per Anfang 2025 zur Kenntnis», hiess es in einer ersten Stellungnahme auf Anfrage von HZ Insurance. Bis der neue Verband seine Arbeit aufnehme, werde Curafutura ihre Aufgaben im Bereich der Gesundheitspolitik und der Tarife wahrnehmen. Das zweite Halbjahr 2024 werde von wichtigen Schritten zur Verbesserung unseres Gesundheitssystems geprägt sein.

Wie es bei Santésuisse und Curafutura konkret weitergeht, ist derzeit noch unklar. Einen Fortbestand der beiden Verbände wird es aber wohl nicht mehr geben - zu gross ist der Aderlass an Mitgliedsunternehmen und damit verbundenem Einfluss. Allein Curafutura steht Ende Jahr ohne CSS, Helsana, Sanitas und KPT völlig ohne Mitglieder da. Ebenso unklar ist zum jetzigen Zeitpunkt, was dies für die Mitarbeitenden der beiden Dachverbände bedeutet. Immerhin signalisierten KPT-Chef Thomas Harnischberg und Groupe Mutuel-CEO Thomas Boyer im Namen aller unterzeichnenden Krankenversicherungen, dass die Türen im neuen Verband für sie offen stünden.