Wie hat sich Ihre Asset Allocation in den letzten zwölf Monaten angesichts der gestiegenen Zinsen und der geopolitischen Spannungen verändert, und welche Anlageklassen gewinnen aktuell an Bedeutung?

Als langfristig orientierte Investorin haben wir unsere strategische Asset Allocation (SAA) so konzipiert, dass sie stabil und widerstandsfähig gegenüber Marktveränderungen bleibt. Die gestiegenen Zinsen und geopolitischen Spannungen adressieren wir hauptsächlich durch unsere taktische Asset Allocation (TAA), nicht durch Anpassungen der SAA. Durch die TAA nehmen wir kurzfristige Anpassungen vor, um auf aktuelle Marktbedingungen zu reagieren, ohne unsere langfristige Strategie zu gefährden. Festverzinsliche Wertpapiere, die auf unsere Verpflichtungen abgestimmt sind, bilden das Kernportfolio und gewährleisten, dass Zinsrisiken auf ein Minimum reduziert werden. Dies ist insofern wichtig, da Schweizer Anlagen in Zeiten von steigender geopolitischer Unsicherheit an Wert und somit wieder an Bedeutung gewinnen.

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Zur Person

Michael Bänziger, Chief Investment Officer Generali Schweiz.

Welche Rolle spielen nachhaltige Investments (ESG) in Ihrer Anlagestrategie, und wie messen Sie konkret deren Impact auf Portfolio- und Einzeltitelebene?

Als Versicherung haben wir die Verpflichtung, die Interessen unserer Kundinnen und Kunden zu wahren. Dieses primäre Ziel ergänzen wir durch die Integration nachhaltiger Investments in unsere Anlagestrategie, sowohl auf lokaler als auch auf Gruppenebene, gemäss den Grundsätzen der Vereinten Nationen für verantwortungsbewusste Investoren (UN PRI).

Nachhaltige Investments sind für uns von zentraler Bedeutung und gehen Hand in Hand mit den regulatorischen Entwicklungen im Bereich nachhaltiger Kapitalanlagen. Als Teil des Finanzplatzes Schweiz tragen wir die Verantwortung, diesen nachhaltig mitzugestalten, wie im Bericht des Bundesrates vom 16. Dezember 2022 festgehalten wurde. ESG-Aspekte (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) werden in alle Anlageklassen unseres Portfolios integriert. Dies gilt auch für unser Immobilienportfolio, für welches wir zusammen mit dem Gesamtportfolio einen CO2-Reduktionspfad bis 2050 definiert haben.

Alle Anlagen werden quartalsweise auf ESG-Kriterien überprüft, und der CO2-Fussabdruck wird mit Unterstützung eines Drittanbieters (MSCI) gemessen und berichtet. So stellen wir sicher, dass die strategischen ESG-Ziele unseres Portfolios erreicht werden und dieses bis 2050 Netto-null-Emissionen aufweist.

Zusätzlich zu nachhaltigen Ansätzen wie Ausschluss, ESG-Selektion, Best-in-Class und Engagement investieren wir als Generali Schweiz bislang jährlich etwa 20 Millionen Franken in grüne und nachhaltige Anleihen, die Teil unseres Impact-Ansatzes sind. Der Impact dieser Investitionen wird jährlich auf Gruppenebene konsolidiert berechnet, um den konkreten positiven Einfluss unserer Kapitalanlageaktivitäten zu messen.  

Wie gehen Sie mit dem Spannungsfeld zwischen attraktiven Renditen und den regulatorischen Anforderungen um? Welche Anlageklassen sind davon besonders betroffen?

Als im Schweizer Markt tätige Versicherung unterliegen wir dem Swiss Solvency Test (SST). Der SST stellt spezifische Anforderungen an die Kapitalausstattung, die wir durch eine mit den Verpflichtungen abgestimmten und sorgfältig diversifizierten SAA sowie einem robusten Asset-Liability-Management (ALM) gut erfüllen. Hypotheken und Immobilien bleiben attraktive Anlageklassen, da sie in einem Umfeld mit moderat höheren, aber tendenziell wieder sinkenden Zinsen weiterhin attraktive risikoadjustierte Renditen bieten.

Zusätzlich integrieren wir alternative Anlagen wie Private Debt, Private Equity und liquide Alternatives in unseren Portfolios. Diese Anlageklassen tragen zur Diversifikation und Erhöhung der Rendite bei. Aufgrund der höheren Kapitalunterlegung sind die Investments in diesen Anlageklassen im Gesamtkontext jedoch eher klein. Dies liegt auch daran, dass diese Anlageklassen weniger zum ALM der Versicherung beitragen.

Inwiefern setzen Sie bereits KI-Technologien im Assetmanagement ein, und welche Bereiche (zum Beispiel Risikomanagement, Portfoliooptimierung, Research) profitieren davon am meisten?

Derzeit setzen wir im Bereich Investmentmanagement noch keine KI-Technologien ein. Allerdings arbeiten wir eng mit externen Assetmanagern sowie unserem eigenen Assetmanager, Generali Asset Management (Gen AM), zusammen. Je nach Partner werden dort bereits KI-gestützte Technologien, beispielsweise im Researchbereich, eingesetzt.

Wir erkennen das Potenzial dieser Technologie, jedoch sind Aspekte wie Datenschutz und der erhebliche Energieverbrauch, den sie mit sich bringt, noch zu klären. Dennoch gehen wir davon aus, dass KI-gestützte Anwendungen in Zukunft vermehrt im Assetmanagement zum Einsatz kommen werden.

Wie hoch ist der Anteil alternativer Anlagen (Private Equity, Infrastructure, Private Debt) in Ihrem Portfolio, und wie planen Sie diesen in den nächsten Jahren zu entwickeln?

Alternative Anlagen wie Private Equity, Infrastruktur und Private Debt sind attraktive Anlageklassen, die zur Diversifikation unseres Portfolios beitragen und die erwarteten Renditen verbessern können. Aufgrund der höheren Illiquidität dieser Anlagen stellt eine zu hohe Allokation jedoch ein entsprechendes Risiko dar. Daher muss der Ausbau dieser Anlageklassen sorgfältig mit unseren Verpflichtungen abgestimmt werden. Aus diesen Gründen streben wir in unserer strategischen Asset Allocation (SAA) einen niedrigen einstelligen Prozentsatz an.

Dieses Interview wurde schriftlich geführt.

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Karin Bosshard, Chefredaktorin von HZ Insurance, und ihr Versicherungsexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die nationale und internationale Versicherungswelt bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt kostenlos zum Newsupdate für Insurance-Professionals anmelden.
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