Die Finanzgesellschaft des australischen Bankers Lex Greensill ist vor gut einem Jahr zusammengebrochen, nachdem er den Versicherungsschutz für seine Produkte verloren hatte. In der Folge musste die Credit Suisse vier ihrer Fonds im Umfang von 10 Milliarden US-Dollar liquidieren. Der Aktionärsvertreter Ethos wollte von der CS wissen, wie es dazu kommen konnte. Die CS-Geschäftsleitung sei «ausserordentlich erstaunt darüber» gewesen, dass Lex Greensill sie nur wenige Tage vor Ablauf der Versicherung informiert habe. «Jedermann hätte eine frühere Orientierung erwartet, wenn ein derartiges Problem auftaucht», hiess es in einem am Montag veröffentlichten Antwortschreiben an Ethos.

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Greensill habe damals als «das führende Unternehmen für die Verbriefung von Forderungen aus Handelsgeschäften» gegolten, hielt die Bank fest. 2020 sei es zwar bei zwei Schuldnern einer der besagten Fonds zu Zahlungsausfällen gekommen. Damals habe aber die Kreditversicherung funktioniert. Bis dahin hatte die Credit Suisse über mögliche finanzielle Schwierigkeiten lediglich aus den Medien erfahren. Mit den entsprechenden Informationen habe man Greensill zwar konfrontiert. Der Finanzdienstleister habe aber «jeweils zufriedenstellende Erklärungen abgeben». Darum habe man auf weitere Massnahmen verzichtet.

Prozesse könnten 5 Jahre dauern

Der Anstoss zu einer Geschäftsbeziehung zwischen Greensill und der Credit Suisse ist übrigens vom Australier ausgegangen. Credit Suisse Asset Management sei im März 2016 mit der Idee für einen Fonds kontaktiert worden, hiess es auf eine entsprechende Ethos-Frage. Lex Greensill selbst habe das Konzept präsentiert und die Dienstleistungen seines Unternehmens erklärt. Ethos stösst sich auch besonders daran, dass die Bank einen Bericht zur Greensill-Affäre unter Verschluss hält. Der Verwaltungsrat hatte im vergangenen Jahr eine Untersuchung in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse wurden auch der Aufsichtsbehörde vorgelegt, jedoch nicht veröffentlicht.

Der Untersuchungsbericht und die Schlussfolgerungen seien nicht veröffentlicht worden, weil Ansprüche der Fonds gegenüber Versicherungen und Schuldnern durchgesetzt werden müssten und mit Blick auf künftige Gerichtsverfahren, heisst es dazu von der Bank am Montag. Es sei davon auszugehen, dass zur Durchsetzung von Forderungen Prozesse notwendig werden, die rund fünf Jahre dauern könnten.

Ethos unzufrieden

Ethos beharrt auch nach diesen Antworten auf einer Sonderprüfung bei der Credit Suisse. Und die Generalversammlung vom 29. April soll dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung die Entlastung verweigern - auch wenn der Fall Greensill ausgeklammert bleibt. Ethos-Direktor Vincent Kaufmann begründete dies aus Anfrage der Nachrichtenagentur AWP mit den anderen Fällen wie Archegos und Mosambik. Ganz unzufrieden ist Kaufmann allerdings nicht: «Es handelt sich um ein erstes Element der Transparenz», sagte er. Aber die Antworten seien «unzureichend» und vor allem nicht von einem unabhängigen Dritten überprüft worden. (awp/hzi/wil)