Der Sommer 2021 bleibt in der Schweiz als Katastrophensommer in Erinnerung: Nachdem im Juni fast täglich Gewitterfronten mit Hagel übers Land gezogen sind, liessen die Starkregen im Juli Flüsse und Seen über die Ufer treten. Das hinterlässt auch in den Rechnungen der Versicherer Spuren.

Die Mobiliar rechnet in ihrer Bilanz mit einem Schadenvolumen im Umfang von rund 340 Millionen Franken. Damit reihe sich der Sommer 2021 auf dem zweiten Rang der schwersten Unwetter in der Geschichte der Mobiliar ein, heisst es auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. An der Spitze stehe die Hochwasserkatastrophe aus dem Jahr 2005 mit Kosten von 450 Millionen Franken.

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Insgesamt sind diesen Sommer bei der Mobiliar um die 70'000 Schadenmeldungen eingegangen. Bei den meisten davon handle es sich um Hagelschäden an Fahrzeugen und Gebäuden sowie an Einrichtungen nach den Hochwasser, schreibt der genossenschaftlich organisierte Versicherer weiter. Betroffen waren somit vorab die Fahrzeug-, Hausrat- und Betriebsversicherung.

Der Hagel liess auch beim zweiten Schwergewicht Axa das Schadenvolumen in die Höhe klettern. Die Winterthurer rechnen für Juni aus über 33'000 Meldungen mit einer Belastung von rund 143 Millionen Franken. Etwa drei Viertel davon waren Hagelschäden an Fahrzeugen. Zahlungen zu den Juli-Unwetter wird Axa erst mit dem Jahresabschluss im Winter kommunizieren.

Statistisch gesehen seien die Naturkatastrophen des Sommers nach zuletzt wetterbedingt eher ruhigen Jahren nichts Aussergewöhnliches, hält die Axa fest. Aussergewöhnlich sei aber, dass sich so viele Unwetter mit zum Teil grosser Wucht innerhalb weniger Wochen aufgebaut hätten. Negativer Höhepunkt war der Hagelzug vom 28. Juni mit rund 15'500 Meldungen bei der Axa und einem Schaden von knapp 75 Millionen Franken.

Die diesjährigen Ereignisse hätten die Unwetter-Schäden der letzten Jahre deutlich übertroffen, heisst es auch bei der Allianz Suisse. Waren in den ebenfalls schadenintensiven Jahren 2009, 2012 und 2013 zwischen 17'000 und 18'500 Schäden registriert worden, verzeichnete die Allianz in diesem Jahr 31'000 Meldungen mit einer Summe von rund 150 Millionen Franken.

Schäden in Deutschland für Schweizer Versicherer

Die Unwetter haben nicht nur in der Schweiz, sondern auch in den umliegenden Ländern gewütet. Vor allem in Deutschland wurden im Juli grosse Gebiete überflutet. Das bekommen hierzulande jene Gesellschaften zu spüren, die im Ausland tätig sind.

Helvetia etwa weist für Juni nach Abzug von Rückversicherungsleistungen eine Netto-Schadenlast von rund 70 Millionen Franken aus. Für Juli und August dürften weitere Kosten in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe dazukommen, wie es heisst. Von den gruppenweit 50'000 Schadenmeldungen stammten immerhin 20'000 aus dem Ausland.

Auch die Bâloise ist über die Landesgrenzen hinaus tätig: Für Juni rechnen die Basler mit einem Nettoschaden von 40 Millionen Franken und für Juli dürfte noch eine hohe zweistellige Millionensumme dazukommen. Die Bâloise geschäftet auch in Belgien. Das Land wurde ebenfalls von verheerenden Überschwemmungen heimgesucht.

Weniger ins Gewicht fallen die Unwetter bei der weltweit tätigen und grossen Zurich-Gruppe, die Mitte August von Nettoschäden zwischen 150 und 200 Millionen Dollar ausgegangen war. Auch weil viele deutsche Hausbesitzer über keinen Versicherungsschutz vor Fluten verfügten, halte sich der Schaden in Grenzen, hiess es.

Kanton Luzern besonders hart getroffen

Im Gegensatz zu Deutschland sind Gebäude hierzulande obligatorisch gegen Elementarereignisse wie Überschwemmungen, Hagel oder Blitzeinschlag versichert. In 19 Kantonen wird dies durch die Gebäudeversicherungen gewährleistet. In Genf, Uri, Schwyz, Tessin, Appenzell Innerrhoden, Wallis und Obwalden deckt ein Elementarschadenpool von zwölf Privatversicherungen solche Risiken.

Bei den Gebäudeversicherungen summiert sich der Gesamtschaden nach jüngsten Schätzungen auf 900 Millionen Franken. Die Vereinigung Kantonaler Gebäudeversicherungen (VKG) betont dabei, dass die Schätzungen mit Vorsicht zu geniessen seien. Ende Juli hatte eine erste grobe Hochrechnung noch eine Schadensumme von 650 Millionen zutage gebracht.

Besonders hart hat es den Kanton Luzern getroffen mit einem Gesamtschaden für die Gebäudeversicherung GVL von geschätzt 400 Millionen Franken. Es handle sich um das grösste Unwetterereignis in der Geschichte der GVL, heisst es. Vor allem Dächer und Photovoltaikanlagen seien grossflächig zerstört worden.

Derweil geht man bei der Gebäudeversicherung Zürich (GVZ) von Schäden in Höhe von 95 Millionen Franken oder bei jener des Kantons Bern (GVB) von 110 Millionen Franken aus. Und nicht zu vergessen sind die Schäden in der Landwirtschaft. Die Schweizer Hagelversicherung etwa rechnet mit versicherten Schäden von über 110 Millionen Franken.

(awp/hzi/gku)