Helsana will mit den fünf Themenfeldern «mentale Gesundheit», «Langlebigkeit», «Kinderwunsch und Schwangerschaft» «Selbstbestimmtes Leben und Wohnen» und «Gesundheitssparen» bei ihren Kundinnen und Kunden punkten und neue Angebote und Dienstleistungen entwickeln.

An der gestrigen Bilanzmedienkonferenz (zum Artikel geht es hier) wurde klar: Die Helsana-Gruppe setzt ihr Wachstum fort und erzielt 2024 ein Ergebnis von 448 Millionen Franken. Das Prämienvolumen steigt auf 8,2 Milliarden Franken.

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Doch offenbar sucht Helsana-CEO Roman Sonderegger nach neuen Einnahmemöglichkeiten. Wird es der Helsana zu eng im Krankenkassenwesen? Antworten im Interview:

Herzliche Gratulation zum Jahresergebnis, Roman Sonderegger. Die Kennzahlen in der diesjährigen Helsana-Bilanz sind für Sie sicher ein Highlight. Was freut Sie persönlich besonders?

Das sind gleich drei Gründe. Erstens bin ich wirklich stolz auf unser Ergebnis: Wir haben uns bei allen relevanten Kennzahlen verbessert und sind im Plus – und zwar bei allen Gesellschaften.

Der zweite Grund ist sicherlich unsere Solvenz. Mit dieser hohen finanziellen Stabilität, sind wir für allfällige kommende Schwankungen gewappnet und können die Prämien stabilisieren.

Und der dritte Grund zur Freude ist die hohe Kundenzufriedenheit und das damit verbundene Wachstum.

Sie haben soeben fünf Themenfelder mit neuen Angeboten für Kundinnen und Kunden vorgestellt. Diese Dienstleistungen müssen Sie bei Helsana noch entwickeln. Wie gehen Sie konkret vor?

Wir sind von der Relevanz dieser Themenfelder überzeugt. Wir haben Zukunftsthemen ausgewählt, in denen wir als Helsana den Kundinnen und Kunden glaubwürdig ein Angebot machen können. Dabei gehen wir explorativ vor. Ob alle Pilotprojekte, die wir entwickelt haben, fliegen werden? Das wissen wir noch nicht. Versuch und Irrtum gehören dazu. 

Und wir werden auch viel mit spezialisierten externen Partnern zusammenzuarbeiten. Ich bin davon überzeugt: Wenn sich jeder Partner auf seine Kernkompetenz fokussiert, kommt etwas Besseres heraus, als wenn man alles selbst macht.

In welcher Frist wollen Sie diese fünf Strategiefelder in gelebte Unternehmenskultur umsetzen?

Wir sehen eine Aufbauphase von drei Jahren vor. Und in drei Jahren werden wir sehen, wo wir stehen und wie wir vorangekommen sind. Ich glaube, für uns als Organisation sind diese Prozesse extrem wertvoll: Es steigert die Arbeitgeberattraktivität, die Zusammenarbeit mit Partnern beflügelt unser Mindset. Und natürlich wollen wir am Ende auch Geld verdienen.

Neu will Helsana auch Lebensversicherungen anbieten. Was erwarten Sie sich als CEO von diesem Schritt?

Wir erweitern unsere Kundenbasis. Krankenversicherung und Lebensversicherung liegen nahe beisammen. Wir haben viele Interaktionen mit unseren Kundinnen und Kunden und können und werden mit ihnen auch über andere Themen als Krankenversicherung sprechen, z. B. über Lebensversicherungen. Wir werden aber nur Produkte von Partnern, also professionellen Lebensversicherern, anbieten.

Sie suchen Partnerschaften mit Drittunternehmen? 

Ja. Helsana arbeitet bereits mit Baloise im Bereich Lebensversicherungen zusammen.

Was soll da rausspringen?

Wenn wir mit guten Lebensversicherern zusammenarbeiten, ergibt eins plus eins nicht nur zwei, sondern drei, sprich, es lohnt sich für alle Beteiligten. 

Kommt es zu punktuellen Zukäufen wegen dieser neuen Strategie?

Zukäufe von Unternehmen schliesse ich nicht aus. Im Moment haben wir aber nichts geplant. Wir werden sicher am Anfang stark auf Partnerschaften und Kooperationen setzen. Wir versuchen, Erfahrung zu sammeln. Und dann werden wir entscheiden, was wir definitiv integrieren wollen.

Sie werden investieren müssen, um das alles aufzubauen?

Ja. Deshalb haben wir innerhalb der Helsana-Gruppe eine Gesellschaft gegründet und diese mit Geld alimentiert – was die nächsten drei Jahre eine gute Explorationsphase ermöglichen sollte.

Die Grundversicherung kostet Versicherer mehr als sie einbringt. Wäre es nicht einfacher, eine Einheitskasse für die Grundversicherung einzuführen? Dann wären Sie den Ballast ja endlich los …

(Schüttelt den Kopf) Die Grundversicherung ist, wie ich an der Bilanzmedienkonferenz soeben ausgeführt habe, eines unserer wichtigsten Geschäftsfelder. Wir haben im vergangenen Geschäftsjahr gezeigt: Es muss nicht immer defizitär sein.

Wir werden an der Grundversicherung festhalten. Und ich bin überzeugt: Eine Wahlmöglichkeit ist für die Kundinnen und Kunden die bessere Option.

Dass viele Kundinnen und Kunden wechseln, sieht man jedes Jahr am Wechselmarkt. Das kostet ja Geld und Aufwand in Ihrer Administration. Wenn man dieses Geld nicht mehr aufbringen müsste, kämen doch die Gesamtkosten runter, oder?

Wir sind überzeugt, dass der Wettbewerb den Versicherten mehr nutzt als er sie kostet. Aber isoliert betrachtet: Wechsel stellen einen Aufwand dar, das ist so. 

Darum ist das Bild oder die Vorstellung der Einheitskasse so attraktiv …

Ja, so vermeintlich attraktiv. (Blickt ernst) Aber wir sprechen von lediglich knapp 4 Prozent. Denn nur knapp 4 Rappen pro Prämienfranken sind Verwaltungskosten. Wir bei Helsana haben diese Kosten schon sehr optimiert und verbessern uns laufend. So auch dieses Jahr.

Innovationen, neue Apps und guter Kundenservice sind Teil der privatwirtschaftlichen Konkurrenzsituation. Da ist das Geld gut investiert. Und ich bin überzeugt, dass eine staatliche Organisation das nicht besser oder günstiger betreiben könnte.

Der neue Krankenkassenverband Prio.swiss ist gegründet. Was erwartet Sie als CEO von Helsana von diesem Verband?

Ich erwarte primär, dass die Gesundheitsbranche mit einer Stimme spricht. Die Kakophonie in der Vergangenheit war schwierig. 

Damit der Verband Erfolg hat, müssen alle Akteure an einem Strick ziehen. Das verleiht uns und der gesamten Branche mehr Glaubwürdigkeit. 

Was sind Ihre Ziele für Helsana in den kommenden Monaten?

Ich möchte die Change-Fähigkeit des Unternehmens verbessern. Ich will die Arbeit im Bereich der neuen Themenfelder gut auf den Weg bringen, damit wir die Fortschritte machen, die wir uns vorgenommen haben.

Und ein dritter Punkt ist mir sehr wichtig: Wir wollen unsere Strategie mit allen Mitarbeitenden umsetzen. Am 17. Januar haben wir alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingeladen. Rund dreitausend sind gekommen. (Lächelt erfreut) An diesem Anlass haben wir die ganze Strategie erklärt. Und jetzt gehen wir die Sache an mit der Kommunikation der Bereichsstrategien und mit konkreten Massnahmen.

Ein Blick in die Zukunft: Werden die Krankenkassenprämie 2026 wieder vier bis sechs Prozent steigen?

Zu den Prämien dürfen wir zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen. Zudem herrscht momentan Ungewissheit wegen der Tardoc-Einführung und den ambulanten Pauschalen im kommenden Jahr.

Im Moment haben wir keine verlässlichen Daten vom laufenden Abrechnungsjahr 2025. Diese liegen erst in ein paar Monaten vor. Jetzt in die Glaskugeln zu gucken, wäre nicht seriös.
 

Zur Person Roman Sonderegger

Roman Sonderegger ist seit Januar 2021 CEO der Helsana-Gruppe. Zuvor war er seit Mai 2017 als Mitglied der Geschäftsleitung verantwortlich für den Geschäftsbereich Finanzen und Versicherungstechnik.

Von 2002 bis 2011 war er in diversen Leitungsfunktionen bei der CSS Versicherung AG tätig, zuletzt als stellvertretender Konzernbereichsleiter Leistungen. Danach arbeitete er im Auftrag der Finma bei der Assura, wo er sowohl die CEO- als auch die CFO-Funktion ad interim ausübte. Zuletzt war Roman Sonderegger als Advisory Director bei Pricewaterhouse Coopers tätig und verantwortete den Bereich Krankenversicherung. (Quelle: pd/Helsana)

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Helsana beschäftigt schweizweit gut 3300 Mitarbeitende und nimmt mit einem Prämienvolumen von rund 8,2 Milliarden Schweizer Franken im Schweizer Versicherungsmarkt eine führende Position ein. Mit einem breiten Angebot in den Bereichen Grund-, Zusatz- und Unfallversicherung sowie Krankentaggeld schützt Helsana über 2 Millionen Menschen gegen die finanziellen Folgen von Krankheit, Unfall, Mutterschaft und Pflegebedürftigkeit im Alter.

Helsana entwickelt ausserdem für rund 60’000 Firmen und Verbände Versicherungslösungen zur Abfederung wirtschaftlicher Folgen von krankheits- oder unfallbedingten Absenzen. Hier will Helsana nun vermehrt ansetzen und Unternehmenskunden im Bereich «Mental Health» – von der Prävention bis hin zur Reintegration ausgefallener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – Unternehmen und Betroffenen Hilfeleistungen anbieten. Ziel ist es, neue Geschäftsfelder aufzubauen und Kosten zu senken. (pd/ajm)