Schweizer Krankenversicherer erbringen in der Grundversicherung alle dieselben Leistungen. So sieht es das Bundesgesetz über die Krankenversicherung (KVG) vor. Daraus sollte man schliessen können, dass Schweizer Krankenversicherer auch dieselben Interessen haben. Doch das Gegenteil ist der Fall.
Seit CSS, Helsana, Sanitas und KPT vor knapp zehn Jahren dem Krankenkassenverband Santésuisse den Rücken zukehrten und sich im eigenen Verband Curafutura organisierten, kommt es zwischen den beiden Branchenverbänden immer wieder zu Knatsch. Helsana-CEO Roman Sonderegger ordnet ein.
Herr Sonderegger, wenn Santésuisse das eine sagt, meint Curafutra mit Sicherheit etwas anderes. Auch Bundesrat Albert Rösti sagte unlängst, das sei Unsinn und schade letztlich der Branche. Wie sehen Sie das?
Wenn ich Politiker wäre, würde ich es wohl auch nicht verstehen, warum eine Branche zwei Verbände hat und diese obendrein noch verschiedene Positionen vertreten. Ich würde beim Versuch daran verzweifeln, mir eine Meinung zu bilden, bei ständig konträre Meinungen.
Der einzige, der von den konträren Meinungen der beiden Verbände profitiert, ist Bundesrat Alain Berset im Sinne von divide et impera.
Roman Sonderegger, CEO Helsana.
Damit bestätigen Sie die Sichtweise von Bundesrat Rösti. Wem nützt es dann, wenn sich Curafutura und Santésuisse bei wichtigen Themen wie etwa der Medikamentenpreisreform oder bei der Debatte um Leistungsvergütung von Psychotherapeuten und bis vor kurzem um den Tarif Tardoc die Köpfe einschlagen?
Der einzige, der von den konträren Meinungen der beiden Verbände profitiert, ist Bundesrat Alain Berset im Sinne von divide et impera. Aber schauen Sie: Bei vielen Themen liegen Curafutura und Santésuisse gar nicht so weit auseinander. Es ist mehr eine kulturelle Frage.
Geht das etwas präziser?
Die Frage ist vielmehr, was will man mit einem politischen Verband erreichen? Auch die Pharmaindustrie zählt beispielsweise zwei Branchenverbände. So ungewöhnlich ist die Situation also nicht. Es gibt bei uns Krankenversicherern nunmal unterschiedliche Ziele. Und diese sind nicht immer deckungsgleich. Früher gingen die Versicherer mit eigenen Leuten in die Politik, um ihre Anliegen direkt zu platzieren. Etwas zugespitzt: Die Einheitlichkeit steht nur auf dem Papier.