Roman Sonderegger ist unlängst zurück aus Indonesien. Mit seiner Partnerin war er Ende Januar für zwei Wochen im südostasiatischen Land in den Tauchferien. Ob über oder unter Wasser: Der Helsana-CEO liebt das nasse Element. Sonderegger besitzt auch das Hochseebrevet. «Segeln ist ein Teamsport. Beim Tauchen ist die nonverbale Kommunikation alles.» Teamgeist und Verlässlichkeit zeichnen Sonderegger aus. Nach diesen Prämissen führt er.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Er hat sich einen Namen gemacht als einer, der einen Franken lieber zweimal umdreht.

Seit gut zwei Jahren ist der 50-jährige Luzerner an der Schaltzentrale des grössten Schweizer Krankenversicherers. Zuvor war er dessen Finanzchef und hat sich einen Namen gemacht als einer, der einen Franken lieber zweimal umdreht, doch dazu später mehr. 

Roman Sonderegger hat sich an die Pendlerei gewöhnt

Seinen Tag beginnt Roman Sonderegger immer mit einem Glas lauwarmen Wasser. «Mir wurde gesagt, das sei gut.» Um 7 Uhr sitzt er im Zug von Luzern nach Zürich. «Am Anfang dachte ich: So ein langer Arbeitsweg, das ist doch Blödsinn!» Inzwischen hat er sich an die Pendlerei gewöhnt. «Die 45 Minuten nach Zürich sind die Produktivsten meines Arbeitstags.» Da liest er die relevanten Unterlagen. Im Büro schaut er, dass 40 Prozent seiner Zeit nicht mit Meetings verplant sind. «In dieser Zeit mache ich mir Gedanken darüber, wo das Unternehmen in den nächsten zwei bis fünf Jahren stehen soll.» Und das hat er seit seinem Amtsantritt im Januar 2021 intensiv gemacht. 

Man kannte mich als Finanzchef. Und ich hatte den Ruf, dass ich haushälterisch mit dem Geld umgehe.

Roman Sonderegger, CEO Helsana
Roman Sonderegger, CEO Helsana

Roman Sonderegger erinnert sich an die Zeit, als er zum CEO von Helsana ernannt wurde: «Das war an sich schon eine spezielle Situation.»

Quelle: HZ Insurance

Als er im Januar 2021 das Ruder von seinem Vorgänger Daniel Schmutz übernahm, befand sich die Schweiz tief im Lockdown. «Das war an sich schon eine spezielle Situation», erinnert er sich. Knall auf Fall wurde er als neuer CEO eingesetzt. «Man kannte mich als Finanzchef. Und ich hatte den Ruf, dass ich haushälterisch mit dem Geld umgehe und Prozesse optimiere, um Doppelspurigkeit zu vermeiden.» Von Raubtier-Manier im Management und Eklat in Personalfragen ist in einem Zürcher Branchenportal die Rede. «Helsana kickt die Leute» lautet ein Titel.

Anpassungen für klare Fokussierung auf Kunden

Doch Sonderegger wendet sich gegen die Vorwürfe: «Wie bei jedem Antritt eines CEOs habe auch ich die Organisationsform analysiert und mich gefragt, ob diese für die Erreichung der Strategieziele noch geeignet ist. Ich gelangte zum Schluss, dass ich Anpassungen vornehmen muss, um eine klare Fokussierung auf den Kunden zu erhalten.» Jede und jeder bei Helsana wisse jetzt, welche Aufgaben sie oder er zu erfüllen hat. «Wir haben in sehr kurzer Zeit sehr viel verändert. Das führte zu Verunsicherungen.» Gerade während der Zeit von Corona. 

Was oben gesagt wird, kommt unten nicht immer an

Offenbar ging bei der bisher grössten Reorganisation doch nicht alles so reibungslos vonstatten, wie es sich der Helsana-Chef erhofft hatte. «Bei meinen Besuchen in unseren Standorten habe ich gespürt, dass das, was oben gesagt wird, unten nicht immer ankommt. Da müssen wir noch mehr machen.» Das rabenschwarze Jahresergebnis 2022 macht die Situation nicht einfacher.

Sonderegger spricht direkt und bodenständig

Sein Handwerk erlernte Sonderegger einst bei einer Unternehmung in der Innerschweiz. Er durchlief nach dem Studium ein Trainee-Programm. Er wollte lernen, wie das «Finanzzeug in der Praxis wirklich funktionierte.» Ganz bewusst wählte er einen Industriebetrieb und nicht ein Dienstleistungsunternehmen. Die Unternehmung stand damals nicht wirklich gut da. «Ich sagte mir, dort spielen Finanzen eine wichtige Rolle. Dort kannst du viel lernen.» Und er lernte schnell: «Cash is King.» Mehr als einmal musste er schauen, wie er Lieferantenrechnungen begleichen konnte. «Ich sah, was es bedeutet, wenn keine Liquidität mehr im Unternehmen ist. Das hat mich geprägt.» Sonderegger spricht direkt, bodenständig. Ein echter Innerschweizer. 

In der Grundversicherung laufen Helsana die Kunden davon - mehrheitlich zur KPT.

Roman Sonderegger, CEO Helsana

Roman Sonderegger glaubt nicht, dass die Zusatzversicherung ein Auslaufmodell ist. «Wäre dem so, hätten wir viele Kündigungen, doch das haben wir nicht.» 

Quelle: HZ Insurance

Auf die Versicherungssparten angesprochen, sagt Sonderegger folgendes: «Es heisst immer wieder, dass die Grundversicherung alles abdeckt. Dass eine Halb- oder Privatversicherung unnötig ist. Wäre dem so, hätten wir viele Kündigungen, doch das haben wir nicht.» Der Helsana-Chef geht davon aus, dass zukünftig Wachstum weniger im stationären, dafür mehr im ambulanten Bereich stattfindet. «Der Trend in Richtung ambulanter Versorgung ist eindeutig.» Einzig in der Grundversicherung laufen ihm die Kunden davon - mehrheitlich zur KPT. «Das lässt sich nicht leugnen.» Und er fragt sich, warum das BAG derart tiefe Prämien in der Grundversicherung von KPT bewilligte. «Helsana hat ihre Prämien so eingegeben, dass sie kostendeckend sind und den Solvenzanforderungen genügen.» Handlungsbedarf sieht er zudem bei den Verwaltungskosten. «Bis 2024 wollen wir im Branchendurchschnitt sein. Man kann jetzt schon sagen, das ist ein ambitioniertes Ziel, aber notwendig, da wettbewerbsrelevant.» 

Braucht es zwei Branchenverbände?

Ob es für die Zielerreichung eines Krankenversicherers mit Santésuisse und Curafutura auch zwei Branchenverbände braucht, die sich in zentralen Punkten meistens uneinig sind? Seine Antworten im Kurzinterview.