Seit 20 Jahren sind die Franchisen in der Krankenversicherung unverändert. Bereits eine Erhöhung der Mindestfranchise auf 500 Franken brächte ein Einsparpotenzial von bis zu 1,2 Milliarden Franken, zeigt der aktuelle Helsana-Report «Einkommen & Prämien» auf. Eine weitere Erkenntnis: Einkommensschwache Haushalte haben bei der Wahl nicht nur die Prämienhöhe im Auge.
Eigentlich wäre zu erwarten, dass Personen mit niedrigem Einkommen ihre Krankenkassenprämien so wählen, dass sie monatlich möglichst wenig bezahlen müssen. Bewährte Instrumente dazu wären die Maximalfranchise von 2'500 Franken und das Hausarztmodell. Eine vierköpfige Familie in Baden könnte nach Berechnungen der Helsana so rund 6’000 Franken pro Jahr sparen. Vorausgesetzt, die Familie bleibt das ganze Jahr über gesund und nimmt keine medizinischen Leistungen in Anspruch.
Ein Drittel wählt höchste Franchise
Die aktuellen Analysen zeigen, dass ein knappes Drittel der Personen mit einem monatlichen Haushaltseinkommen bis 4'000 Franken die höchste Franchise von 2'500 Franken wählt. Auch das teurere Standardmodell mit freier Arztwahl ist in dieser Einkommensklasse laut Report beliebt. In den mittleren Einkommensklassen wählen die Haushalte häufiger ein alternatives Versicherungsmodell. Somit nutzen viele Personen mit tiefem Einkommen diese Sparmöglichkeit nicht. «Zahlungsschwierigkeiten aufgrund hoher Kosten für unvorhergesehene Behandlungen können so vermieden werden. Ein weiterer Faktor könnte das fehlende Wissen sein, dass die Franchise und die Versicherungsform jedes Jahr problemlos angepasst werden können», betont Andrea Bischof, Gesundheitsökonomin bei Helsana.
Stärkere Selbstbeteiligung
«Die Gesundheitsausgaben haben sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt, während die Mindestfranchise bei 300 Franken stagniert. Um das Wachstum der Gesundheitsausgaben zu bremsen, braucht es eine stärkere Selbstbeteiligung der Versicherten», sagt Stefan Felder, Professor für Gesundheitsökonomie an der Universität Basel. Die Analyse im Helsana-Report «Einkommen & Prämien» zeigt, dass hochgerechnet auf alle Personen mit einer Franchise von 300 Franken bei einer Anpassung auf 500 Franken ein Sparpotenzial von bis zu 1,2 Milliarden Franken für alle Versicherten in der Schweiz besteht. Dies entspräche einer Prämienreduktion für Erwachsene von bis zu 160 Franken pro Jahr.
Im neusten Helsana-Report «Einkommen & Prämien» hat Helsana zusammen mit der Universität Basel den Zusammenhang zwischen Einkommen und Franchisewahl sowie der Wahl des Versicherungsmodells in der obligatorischen Grundversicherung untersucht.
6 Kommentare
Franchise erhöhen würde für Rentner mit gesundheitlichen Problemen die auf Complentare angewiesen sind, nur grosse Zusatzextrakosten bedeuten, deswegen diese Minderheit wenigstens ausklammern. Danke
Nicht die Gesundheitskosten und Prämien sind gestiegen sondern der Franken hat sich entwertet und die Löhne sind nicht analog den Kosten mit inflationiert. Long story short. Oder wieso sollte man heute 4x länger arbeiten um ein Haus oder Kilo Gold zu kaufen?
Liebe Leser,
dieser Artikel ist an der Realität vorbei.
Genau die einkommenschwachen Person wählen von Vorteil eine kleine Franchise, da niemand mit Sicherheit sagen kann, dass die ganze Familie das ganze Jahr über gesund bleibt, zu wünschen wäre es.
Wenn aber im Krakheifall bis CHF 2500.- selber bezahlt werden muss, ist das genau für diese einkommens schwachen Personen eine sehr grosse Schuldefalle, trotz Prämienverbillgungen.
Das ist die Einkommensgruppe die es oft nicht schaffen, diese hohen Rückstellungen für die Franchise zu machen die notwendig wäre.
Ich bin auch dafür, dass nicht bei jedem Schnupfen und Husten zum Arzt gegangen wird sondern vielmehr,
dass man zuerst in die Apotheke gehen müsste.
Unser Gesundheitssystem ist das was wirklich krank ist!!!
Das ist ja wohl ein echt unverschämter Griff in die Taschen der Versicherten.
Statt bei den Versicherungen zu sparen, deren Gewinne auf ein Maximum von 5% im Jahr zu begrenzen und auch die Administration als solche mit einem Deckel zu versehen, dieser Vorschlag ist dreist.
Und den Spareffekt der vom Helsana-Report so effekt haschend beschrieben wird, den leben meine Familie und ich bereits seit Jahren, die Einsparung dabei ist immer negativ, auch wenn zwei von drei gesund sind und nur sporadisch Gesundheits Dienst-Leistungen benötigen.
Also alles reine Augenwischerei.
Es müssen andere Massnahmen her.