Die Grössenordnung des Verlusts hatte das Unternehmen bereits Ende August in einer Gewinnwarnung angekündigt. Nun gab die Helvetia am 15. September 20 die genauen Zahlen bekannt. Neben der Coronakrise belastete ein hoher Anlageverlust sowie ein Abschreiber auf ein Informatikprojekt die Rechnung. Alleine der Taucher an den Börsen im Frühjahr brockte der Helvetia einen Anlageverlust von 364,9 Millionen Franken ein.

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Denn nach dem Einbruch der Aktienmärkte Mitte März machte Helvetia einen Schwenker. Um weitere Verluste zu vermeiden, wurde die Absicherungsstrategie angepasst. Diese sollte vor noch weiter fallenden Märkten schützen. Der unliebsame Nebeneffekt: Am anschliessenden Aufschwung der Aktienmärkte konnte die Versicherung nur begrenzt teilhaben. Im Vorjahr hatten noch 144,4 Millionen Franken in der Kasse geklingelt.

Die laufenden Anlageerträge lagen mit 457,3 Millionen Franken unter dem Vorjahresniveau von 511,4 Millionen aufgrund von tieferen Dividenden- und Zinseinnahmen. Annualisiert sank die direkte Rendite auf 1,9 Prozent von 2,1 Prozent in der Vorjahresperiode. Das erfolgswirksame Anlageergebnis brach auf 92,4 Millionen Franken ein nach 655,8 Millionen vor einem Jahr.

Verlust in der Sachversicherung

Die Folgen von Corona, insbesondere das Anlageergebnis, hätten sich auf das Nicht-Leben- und Lebenergebnis ausgewirkt, schrieb die Helvetia im Communiqué. Im Nicht-Lebengeschäft erlitt der Versicherer einen leichten Verlust von 0,5 Millionen Franken nach einem Gewinn von 198,6 Millionen im Vorjahressemester. Im Lebenversicherungsgeschäft fiel der Halbjahresgewinn auf 22,9 Millionen Franken von 108,9 Millionen ein Jahr zuvor.

Im Versicherungsgeschäft musste Helvetia Coronaschäden von 89,4 Millionen Franken schultern wegen Schadenzahlungen vor allem für Betriebsunterbrüche und Reiseversicherungen. Darin eingeschlossen ist die im Mai vorgestellte Vergleich mit den Schweizer Gastro-Unternehmen mit Pandemie-Ausschluss in der Epidemieversicherung. Diesem Vergleich haben sich über 95 Prozent der Gastwirte angeschlossen.

Verlust im Schweizer Nicht-Lebengeschäft

Im Nicht-Lebengeschäft verschlechterte sich der Schaden-/Kostensatz (Combined Ratio) auf 95,9 Prozent von 92,5 Prozent im Vorjahr. Die Coronaschäden trieben die Combined Ratio um 4,4 Prozentpunkte nach oben. Ohne diese Belastungen wäre die Quote besser ausgefallen als im Vorjahr und hätte die Zielvorgabe von unter 93 Prozent klar erfüllt. Dies zeige die gute Qualität des Portfolios, schrieb die Helvetia. Bei Werten von unter 100 Prozent wirft das Geschäft versicherungstechnisch Gewinne ab.

Die Coronaschäden betrafen hauptsächlich das Schweizer Geschäft, das einen Verlust einfuhr. Im Europageschäft sei die Exponierung gegenüber Coronaschäden gering gewesen und während des Lockdowns habe man weniger Schäden decken müssen, erklärte der Versicherer. Hier machte die Helvetia Gewinn.

Zudem schlug ein Abschreiber für die IT mit 40,2 Millionen Franken zu Buche. Nötig wurde er, weil ein bereits mehrere Jahre dauerndes Projekt zur Erneuerung der Datenverarbeitung gestoppt wurde. Überdies fiel ein einmaliger positiver Effekt durch die Unternehmenssteuerreform in der Schweiz weg, der im Vorjahr das Ergebnis nach oben getrieben hatte, so dass die Helvetia unter dem Strich im ersten Halbjahr einen Verlust von 16,9 Millionen Franken erlitt.

Weniger Prämieneinnahmen

Bei den Einnahmen sank das Geschäftsvolumen um 5,2 Prozent auf 5,66 Milliarden Franken. Das Sachversicherungsgeschäft wuchs um 6 Prozent auf 3,04 Milliarden Franken. So habe das Partnergeschäft und das Firmenkundengeschäft in der Schweiz zugelegt. In Europa habe es solide Wachstumsraten in Österreich und Deutschland gegeben, während in Italien das Prämienvolumen leicht geschrumpft sei.

Im Lebensversicherungsgeschäft sank das Geschäftsvolumen dagegen um 14,5 Prozent auf 2,62 Milliarden Franken. Hauptgrund für diese Entwicklung war die Einführung eines neuen Tarifs im Schweizer Kollektiv-Lebengeschäft auf Anfang Jahr. "Dieser stärkt die zukünftige Profitabilität des Geschäfts, führte jedoch erwartungsgemäss zu einem signifikanten Prämienrückgang im ersten Halbjahr 2020", schrieb die Helvetia.

Das Neugeschäft litt unter den tiefen Zinsen. Die Neugeschäftsmarge sank gegenüber der Vorjahresperiode auf 2,8 Prozent (1. Halbjahr 2019: 3,1 Prozent).

Die Helvetia verfügt weiterhin über eine solide Kapitalposition. Auch nach der Akquisition des spanischen Versicherers Caser und dessen Finanzierung erfülle die SST-Quote gemäss Schätzungen per Ende Juni unverändert die strategischen Zielvorgaben von 180 bis 240 Prozent, hiess es weiter.

(awp/hzi/kbo)