Dan Ivascyn, Sie waren letzte Woche in der Schweiz?
Nur am Montag, ja.
Sie haben einige Pensionsfonds und Versicherungen unter Ihren Schweizer Kunden. Diese sind zum Teil sehr besorgt über die Zukunft. Konnten Sie den Schmerz lindern?
Nun, wenn wir mit Anlegern sprechen, wissen sie, dass es immer noch eine Menge Unsicherheiten in Bezug auf die Inflation gibt, eine Menge Unsicherheiten in Bezug auf die Handelspolitik, zunehmende Bedenken in Bezug auf die Risiken eines globalen Konflikts, sowohl eines realen Konflikts als auch von Reibungen auf der Handelsseite und auch in Bezug auf andere wichtige geopolitische Fragen.
Was würde helfen?
Um die Märkte zu beruhigen, wäre mehr Klarheit in der Politik eine gute Sache. Wir bei Pimco glauben, dass nicht nur die politische Ungewissheit, sondern auch die Art und Weise, in der die Politik diskutiert wird, für Nervosität sorgt.
Und je länger dies anhält, desto grösser ist das Risiko eines Vertrauensverlustes sowohl bei den Verbrauchern als auch bei den Unternehmen. Sowohl die Entscheidungsträger in den Unternehmen als auch die Haushalte würden von mehr Klarheit klar profitieren.
Sie sprachen am Pimco Media Summit davon, dass Sie qualitativ hochwertige festverzinsliche Wertpapiere gegenüber Aktien bevorzugen.
Im Allgemeinen, ja. Wenn man sich die Renditen im Vereinigten Königreich, in Europa, in den USA und in Australien ansieht, dann fällt auf: In den USA war der Abstand am deutlichsten. Im Jahr 2021 oder früher war es sehr, sehr vernünftig, Anleihen ziemlich unterzugewichten. Heute ist es in den meisten Regionen der Welt sinnvoll, mehr Anleihen zu besitzen.
Gilt das weltweit?
Nur im Allgemeinen. Doch wenn man in bestimmte private, weniger liquide Märkte einsteigt, hat man eine sehr, sehr hohe Wahrscheinlichkeit, aktienähnliche Renditen oder sogar höhere Renditen in festverzinslichen Anlagen zu erzielen.
Um es klar zu sagen: Wir sprechen hier über die Positionierung von Portfolios auf einer mehrjährigen Basis.
«Es wird wahrscheinlich zu grossen Sorgen bezüglich einer härteren Landung oder gar Stagflation führen.»
Wie schätzen Sie den Markt in den nächsten Monaten ein? Auf was müssen institutionelle Anleger wie Schweizer Versicherungen und Pensionskassen achten?
Zölle, eine geringere Regulierung des Finanz- und Energiesektors in den USA, Europas grösseres Bewusstsein für die Dringlichkeit der regulatorischen Rahmenbedingungen für sein Bankensystem – das alles ändert nichts an der langfristigen Einschätzung, dass Anleihen absolut oder im Vergleich zu anderen Anlagen sehr, sehr attraktiv sind.
Was tun Sie bei Pimco in dieser Situation?
Wir haben unser Zinssatzexposure in allen Portfolios im Zuge dieser Rally gesenkt. Als wir das Jahr begannen, hatten wir, je nach Strategie, eine ziemlich deutliche Übergewichtung der Duration, oder wir besassen ein viel höheres Zinsrisiko.
Mit jedem Tag, an dem die Renditen gestiegen sind, haben wir diese Übergewichtung ein wenig reduziert.
Erwarten Sie weitere US-Zinssenkungen?
Die Fed wird abwarten und die politischen Prioritäten verstehen. Sie wird sich sehr, sehr stark auf die Inflationserwartungen, die Höhe der Zölle und die Auswirkungen auf die Inflation im Laufe der nächsten Quartale konzentrieren. Und wenn es weiterhin verwirrend bleibt, werden sie wahrscheinlich eine Pause einlegen.
Dan Ivascyn ist Global Chief Investment Officer bei Pimco.
Die Pacific Investment Management Company (Pimco) ist eine zur Versicherungsgesellschaft Allianz gehörige Investmentgesellschaft mit Sitz in Newport Beach im US-Bundesstaat Kalifornien. Sie hat sich auf Anleihen spezialisiert und ist inzwischen mit 1,87 Billionen Dollar Anlagevermögen eines der grössten Unternehmen in diesem Segment.
Bekannt ist Pimco unter anderem durch den Pimco Total Return, den derzeit grössten Rentenfonds der Welt. Pimco fungiert als Anlageberater für Rentenfonds von Allianz Global Investors. (Quelle: Wikipedia/ajm)
Was wäre mit Blick auf die aggressiven US-Zölle eine gute Strategie in Bezug auf Investitionen?
Es wird wahrscheinlich zu einer weiteren Schwächung von Risikopapieren und zu grossen Sorgen bezüglich einer härteren Landung oder gar Stagflation führen.
Wir glauben, dass die US-Regierung auch bereit ist, Kompromisse einzugehen. Verhandlungen über einige Zollerleichterungen könnten über mehrstufige Prozesse zum Ziel führen.
Die Märkte begreifen allmählich, dass diese Angelegenheit komplizierter ist. Das wird für hohe Volatilität sorgen, selbst wenn wir am Ende wahrscheinlich eine Reihe von Verhandlungslösungen haben.
Erwartet hohe Volatilität aufgrund der US-Handelspolitik: Dan Ivascyn, Global Chief Investment Officer bei PIMCO.